Nicht besonders glaubwürdig klingen die Angaben in der PalmOne-Umfrage, wonach Topmanager am häufigsten unerfreuliche Erfahrungen mit Mails machen, während sie angeben, sich selbst nahezu mustergültig zu verhalten. Das widerspricht der Alltagserfahrung, wonach es sinnvoll ist, mit Chefs vorsichtig umzugehen. Mit Sicherheit aber erhalten Geschäftsführer keine Mails in dem Stil, der in vielen Netz-Communities „gepflegt“ wird.
Als offen und locker empfinden viele Netz-Freaks einen Umgangston, der mehr als nur rüde ist und in früheren Zeiten zu Beleidigungsklagen geführt hätte. Erleben kann man ihn als Laie in etlichen Webmagazinen, die E-Mail-Diskussionen über dort erschienene Artikel ermöglichen. Dort wird manchmal sogar öffentlich dazu aufgerufen den Autor mit Spam-Mails zu überschütten oder ihn webweit schlecht zu machen. Reagiert der Autor auf solche Anwürfe – in einem freundlichen Ton – dann sind die E-Mail-Sender häufig so verblüfft, ernst genommen zu werden, dass sie schlagartig ihre vorher so vehement vertretene Meinung um 180 Grad ändern.
» Insgesamt bestätigt sich, dass sich in unserer modernen Welt noch keine der Briefkultur ähnliche Umgangsform entwickelt hat, dafür allerdings eine recht rüde Subkultur. « |
Eine andere Form der Ignoranz ist in solchen E-Mail-Kommentaren, dass sich hier nicht selten Diskussionen entspinnen, die keinen Zusammenhang mehr mit dem Anlass erkennen lassen. Oft ist zu erkennen, dass die Diskutanten schon öfter aufeinander getroffen sind, so dass man sich fragt, warum sie nicht direkt miteinander kommunizieren, sondern dafür ein öffentliches Forum brauchen. Es scheint sich hier um ein ähnliches Phänomen zu handeln, wie das, dass Menschen dazu bringt, ihre Eheprobleme im Nachmittagsfernsehen auszubreiten.
Insgesamt bestätigt sich, dass sich in unserer modernen Welt noch keine der Briefkultur ähnliche Umgangsform entwickelt hat, dafür allerdings eine recht rüde Subkultur. Es ist höchste Zeit für einen E-Mail-Knigge, oder besser noch für mehr Nachdenklichkeit vor dem Verfassen von Mails.
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5 Kommentare zu Briefkultur: Zeit für einen E-Mail-Knigge
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‚Höflichkeit im digitalen Zeitalter‘ (ein Digital Knigge)
Die Thematik ist hochaktuell und wurde in ‚Höflichkeit im digitalen Zeitalter‘ vom Autor Felix Walker sehr gut beschrieben. Broschüre, 84 Seiten, im Taschenbuchformat, mit zahlreichen Tipps im Umgang mit den digitalen Medien (E-Mail, Handy, Festnetztelefon).
Es gibt eine email etiquette
Z.B. ist es für den Empfänger sehr hilfreich, wenn der Absender seine Antworten unter die betreffenden Quotes, also in die Orginalmail, schreibt.
Leider wird genau dieses Verhalten von den verbreiteten Mailclients nicht unterstützt, da sie das Quote an’s Ende stellen. Und genau das erzwingt vom Gegenüber, selber wieder die Zuordnung vorzunehmen.
Diese Regeln, grossteils aus dem Usenet stammend, sind nur leider nicht sonderlich weit verbreitet. Und doch sind sie da und haben sich über lange Jahre bewährt.
Tip: Buch zum E-Mail Knigge
Hier ein Hinweis auf das Buch mit dem Titel E-Mail "Knigge" für Interessenten an diesem Thema.
Eine kostenlose Leseprobe gibt es unter
http://www.email-knigge.de
Es wurde Zeit
Hallo,
es wurde Zeit das man sich mit dem Thema beschäftigt.
Was ich täglich an E-Mails mit schlechten Umgangsformen erhalte, lässt sich garnicht beschreiben.
Da ich einen kostenlosen Service anbiete, sollte eine vernünftige Anrede und ein Danke am Schluß ganz normal sein. Aber weit gefehlt. Manche Zeitgenossen behandeln einen schlimmer, als früher die Leibeigenen behandelt wurden.
Ich habe aber ein gutes und lehrreiches Rezept gefunden.
5 Spielregeln auf die der E-Mail Schreiber hingewiesen wird und die er einhalten muss.
Werden die Spielregeln nicht eingehalten bekommt der Papierkorb Nahrung und der Absender keine Antwort.
Nur so klappt es den Umgang auf ein erträgliches Niveau anzuheben.
Stilfragen
Sehr geehrter Autor,
hundert Prozent d´accord, was den Umgangston und den Stil zeitgenössischer E-Mails angeht. Noch überzeugender wäre Ihr Beitrag gewesen, wenn Sie ihn Ihrem Anliegen adäquat verfasst hätten. Aber Passagen wie folgende passen einfach nicht zu dem von Ihnen erhobenen Qualitätsanspruch:
Dabei wird häufig die Arbeit darüber organisiert, Geschäfte getätigt, Aufträge angenommen und vergeben, Werbung und Informationen darüber versandt.
Es scheint sich hier um ein ähnliches Phänomen zu handeln, wie das, dass Menschen dazu bringt, ihre Eheprobleme im Nachmittagsfernsehen auszubreiten.
Nichts für ungut.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Schmidt