Es mag vielleicht etwas seltsam klingen, aber Microsofts Produkt ist rank und schlank im Vergleich zum Softwarepaket von Vmware. Man hat sich so daran gewöhnt, von Microsoft nur völlig überladene Produkte auf dem Markt zu finden, dass diese Erkenntnis wirklich überrascht. Nun ist Virtual Server 2005 allerdings auch kein echtes Microsoft-Produkt: Die Kerntechnologie erwarb Microsoft bei der Übernahme von Connectix im vergangenen Jahr. Die Installationsdatei des Release-Kandidaten ist nur schlanke 17,6 MByte groß – im Vergleich zum GSX Server von Vmware mit 88 MByte und der Administrator-Anwendung Virtualcenter mit 66 MByte.
Microsoft hatte eigentlich versprochen, die RTM-Version (Ready-to-Manufacture) von Virtual Server 2005 rechtzeitig für diesen Produkttest zu liefern, aber das Unternehmen konnte den ursprünglich geplanten Termin nicht einhalten, so dass stattdessen der Release-Kandidat auf den Prüfstand kam. Auch wenn die Unterschiede wahrscheinlich eher minimal ausfallen, sollte man berücksichtigen, dass die endgültige Version einen etwas anderen Funktionsumfang aufweisen und eine andere Performance bieten kann.
Die Installation von Virtual Server geht einfach und schnell vonstatten, doch sobald man mit der Erstellung und Konfigurierung von Virtual Machines (VMs) beginnt, wird man sehnsüchtig einen Blick auf das schwergewichtige Paket von Vmware werfen. Das Produkt von Microsoft bietet absolut keine Hilfestellung, während Vmware für fast jede Funktion über entsprechende Assistenten verfügt. Die Arbeit mit Virtual Server ist ein Sprung ins kalte Wasser. Man will zum Beispiel eine Windows 2000 Server-VM einrichten. Wie viel Speicher sollte man zuweisen? Der Defaultwert bei Virtual Server beträgt 128 MByte, was nicht ausreichend ist. Im Gegensatz dazu schlägt Vmware Minimal-, Maximal- und empfohlene Werte für die Speichereinstellung vor, die auf der Systemkonfiguration des Hostrechners sowie dem zu installierenden Betriebssystem basieren.
Virtual Server 2005 weist noch einige weitere Macken auf. So muss man zum Beispiel einen Agenten (Virtual Server Remote Control Client) installieren, damit man per Klick auf die Thumbnail-Darstellung einer VM deren Bildschirm zu sehen bekommt. Das sollte eigentlich ohne weiteres möglich sein. Die Default-Einstellung für das CD-ROM-Laufwerk geht davon aus, dass „kein Medium“ vorhanden ist, so dass die VM eingelegte CDs erst erkennt, wenn man die entsprechenden Einstellungen vorgenommen hat.
Das mag etwas pingelig erscheinen – es macht jedoch einen maßgeblichen Unterschied, ob man eine VM in wenigen Minuten eingerichtet und zum Laufen gebracht hat wie bei Vmware oder noch Zeit mit Grübeln und Suchen nach kleinen Konfigurationseinstellungen verbringt, damit die Microsoft VM auf denselben Stand kommt.
Nachdem man die anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund mangelnder Hilfestellung überwunden hat, läuft Virtual Server jedoch eigentlich sehr rund. Die Administrator-Oberfläche ist browserbasiert und führt die wichtigsten Funktionen am linken Seitenrand auf. Hierzu gehören die Verwaltung der VMs, Erstellen und Konfigurieren neuer VMs, Erstellen und Verwalten von virtuellen Festplatten, Erstellen und Konfigurieren von virtuellen Netzwerken sowie Ressourcen-Zuweisung und Ereignis-Beobachtung.
Auf der rechten Seite des Browsers befindet sich ein Fenster für den Status des Hostrechners, das den Status aller VMs auf dem Hostrechner anzeigt, mit praktischen Thumbnail-Ansichtern des Bildschirms jeder VM samt CPU-Belastung. Die untere Hälfte des Fensters zeigt die aktuellen Ereignisse an – also alles recht übersichtlich dargestellt.
Das Fenster für die VM-Konfiguration ist informativ. Der Status der jeweiligen VM wird im oberen Bereich des Bildschirms detailliert angezeigt, darunter die konfigurierbaren Optionen wie Speicher, Laufwerke, Netzwerkkarten, SCSI-Karten und Anschlüsse. Zwar stehen USB-Ports in der VM zur Verfügung, es werden jedoch nur USB-Geräte wie Tastatur und Maus unterstützt. Die USB-Unterstützung von VMware ist da umfangreicher.
Das VM-Fenster enthält oben einen Menüeintrag, mit dem man bestimmte Tastenkombinationen an die VM schicken kann, zum Beispiel Strg-Alt-Entf. Unterhalb des VM-Fensters gibt es eine Gruppe von Menü-Shortcuts zur Kontrolle des VM-Status, zum Ein- und Ausschalten und für den Zugriff auf den Konfigurationsbildschirm.
Im Betrieb erweist sich das Microsoft-Produkt als langsamer im Vergleich zu dem von Vmware. Bildschirmaktualisierungen sind nicht so schnell, und ein formloser Test zur Festplattenperformance zeigt, dass die VM-Festplatte nur ungefähr 60 Prozent der Festplattenperformance des Host-Servers erreicht. Dies ist sogar noch nach Installation der Virtual Machine Additions der Fall, die eigentlich die Gesamtperformance der VM verbessern sollten.
Virtual Server unterstützt vier unterschiedliche Konfigurationen für virtuelle Festplatten: feste Größe, dynamisch erweitert, unterscheidend und verknüpft.
Virtual Server verfügt über eine Snapshot-Funktion namens „Save State“. Neben weiteren Vorzügen erlaubt dies dem Benutzer das Experimentieren mit der VM, denn falls etwas schief geht, lädt man einfach den ursprünglichen Status und probiert etwas anderes aus.
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2 Kommentare zu Sparen durch Virtualisierung: Zwei Server-Lösungen im Test
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Warum Virtualisierung
Interessanter Artikel mit interessanten Gesichtspunkten.
Leider wird meines Erachtens zuwenig auf die E/A Leistung der Hostsysteme eingegangen. Wenn man auf einem entsprechenden System zwei, drei oder mehrere virtuelle Server gleichzeitig im Betrieb hat, dann ist nicht die CPU oder der Speicher der Engpass sondern die E/A-Leistung des Festplattensystems. Die läßt sich nämlich nicht so einfach den Erfordernissen anpassen wie die CPU-Leistung und der Speicherbedarf. Man darf also nur rechenintensive und E/A-arme Systeme kombinieren und wer hat das /kann das schon. Exchange Server, Fileserver und Datenbankserver schließen sich da gegenseitig theoretisch aus. Jedem virtuellen Server sein eigenens E/A-System zu spendieren dürfte dem Gedanken der Virtualisierung entgegen stehen und auch zu hohe Kosten verursachen.
Ein entsprechender Test mit solchen Anforderungen wäre interessant!
MfG
Host-Gastsystem
wie wirkt sich das ausgewählte Host-Gastsystem auf die Performance der virtuellen Maschinen aus? Macht es Sinn Linux als Host-Gastsystem zu nehmen, um damit eine größere Performance für virtuelle Microsoft-Server zu erreichen, oder sollte im Fall eines Microsoft Host-Gastsystems immer 2003 Server eingesetzt werden?