Der GSX Server 3 von Vmware ist deutlich flexibler als das Produkt von Microsoft, was die Plattformunterstützung betrifft. Während sich Microsoft Virtual Server nur auf einem Host-System mit Windows 2003 Server installieren lässt, läuft Vmware problemlos auf einer ganzen Reihe von Windows-Servern ab Version 2000 sowie auch unter Linux-Servern.
Im Vergleich zum Release-Kandidaten von Microsoft ist das Vmware-Produkt recht groß: GSX Server mit 88 MByte und Virtualcenter mit weiteren 66 MByte.
Bei der Installation von VMware auf einer Windows 2003 Server-Plattform ist neben der „Standard“-Server-Konfiguration nur die Installation von IIS erforderlich – ein Upgrade, das schnell und problemlos vonstatten ging. Die Installation des GSX Servers erfolgte ohne Schwierigkeiten und überraschend schnell.
Was aber noch wichtiger ist: Die Einrichtung von VMs unter Vmware ist im Vergleich zu Microsofts überfrachtetem und nicht besonders benutzerfreundlichem Verfahren ein wahres Vergnügen.
Testweise wurden unter Vmware zwei VMs eingerichtet. Zuerst auf dem Weg des geringsten Widerstandes, das heißt unter Auswahl der Option „Typisch“ für das Setup. Dabei wird die Umgebung mit sinnvollen Default-Einstellungen berücksichtigt. Es bleiben allerdings noch einige Optionen einzustellen. So muss man das Gast-Betriebssystem angeben (wahrscheinlich hilft dies der Software bei der Auswahl wichtiger Default-Einstellungen). Im Test wurde Windows 2000 Server gewählt. Als nächstes ist eine Angabe über die Art der Netzwerkverbindung erforderlich: Bridged (wobei der Gast-Rechner seine eigene externe IP-Adresse erhält), NAT (Verwendung der IP-Adresse des Hosts), Host Only (Private Virtual Network auf dem Host) oder gar kein Netzwerk.
Die letzte Option betrifft die Größe der virtuellen Festplatte. Die Default-Einstellung ist 4 GByte, kann aber auch kleiner oder größer gewählt werden. Die virtuellen Festplatten von Vmware werden als Dateien auf dem Host-Betriebssystem erstellt. Daher kann man eine maximale Festplattengröße zuweisen und Vmware so einrichten, dass je nach Bedarf virtuelle Festplatten-Dateien von jeweils 2 GByte Größe erstellt werden (dies geht allerdings zu Lasten der Performance).
Ein kurzer Abgleich des Gerätemanagers vom Windows 2000 Server-Gastsystem mit dem des Host-Rechners ergibt, dass dort ziemlich viele virtuelle Treiber von Vmware auftauchen und es keinerlei Unterstützung für die USB-Anschlüsse des Host-Rechners zu geben scheint.
Die zweite VM wurde individuell als VM für Red Hat Enterprise Linux eingerichtet. Erstaunlicherweise gibt es bei dieser Einstellungsoption keinen wesentlich höheren Konfigurationsaufwand: Man kann festlegen, was mit der VM passieren soll, wenn der Host-Rechner startet oder heruntergefahren wird, welche Art von Festplatte zum Einsatz kommt (IDE oder SCSI), den SCSI-Controller (Buslogic oder LSI Logic), den Virtual Device-Node für das SCSI-Gerät und ob das virtuelle Laufwerk persistent oder nicht-persistent ist. Und auf Wunsch kann ein vorhandenes Image einer virtuellen Festplatte wiederverwendet werden, anstatt ein neues zu erstellen, oder die VM lässt sich direkt an eine physische Festplatte binden.
Die Installation des Gast-Betriebssystems ist sehr einfach, zumal die Formatierung der virtuellen Festplatte äußerst rasch erfolgt.
Sobald die Gast-VMs installiert sind, lassen sie sich mithilfe einer schlichten Reihe von Buttons in der Symbolleiste des VM-Fensters verwalten. Es gibt vier Buttons, die stark den Tasten auf einem CD-Player ähneln.
Ihre VM-Funktionen sind: Stop, Pause, Start und Reset. Um den Fokus von Tastatur und Maus vom Host-Rechner auf die VM zu verschieben, reicht ein Klick in das VM-Fenster. Mit Strg-Alt kehrt man zum Host-Rechner zurück. Die Menüs oben am Session-Fenster der VM geben Zugriff auf die Konfiguration und Kontrolle der Session aus Perspektive des Host oder der entsprechenden VM. Zu den Host-Einstellungen gehören der maximale Speicherpool für VMs sowie die Einstellungen für das virtuelle Netzwerk, die umfangreiche Konfigurationsoptionen bieten. Das Verhalten von VMs beim Ein- und Ausschalten des Host-Rechners kann hier ebenfalls konfiguriert werden, außerdem Tastaturkürzel sowie das Verhalten von Maus und Tastatur.
Der Speicher der VM kann lässt sich mithilfe eines Schiebereglers einstellen, der gleichzeitig Empfehlungen für Minimum, Maximum und Optimum anzeigt. Die Zuweisung von CPU-Ressourcen ist zwar nicht direkt vom GSX Server aus möglich, aber hier kann man auf entsprechende Tools von Drittanbietern zurückgreifen. Sollte man noch präzisere Einstellmöglichkeiten benötigen, zum Beispiel für Netzwerkbandbreite oder Festplatten-I/O-Bandbreite, empfiehlt sich ein Blick auf das nächsthöhere Modell von Vmware, den ESX Server.
Ein weiterer Vorteil von ESX Server besteht darin, dass VMs von einem physischen Host auf einen anderen migriert werden können, während sie laufen – ein praktischer Trick, den Vmware Vmotion nennt. GSX Server und Microsoft Virtual Server müssen erst heruntergefahren werden, ehe man sie auf einen anderen physischen Server verschieben kann.
Ein außerordentlich nützlicher Button in der Symbolleiste ist der VM Snapshot-Button. Damit kann man auf Knopfdruck einen Schnappschuss vom Status der VM erstellen. Sollte das System zum Beispiel während der Software-Entwicklung abstürzen, braucht man nur den Snapshot wieder einzuspielen und kann an einem Punkt vor dem Auftauchen des Problems weitermachen.
Die Performance ist recht gut, obwohl Maus und Grafik sich etwas hakelig verhalten, bis die Vmware-Tools in der VM-Session installiert sind. Die Installation dieser Tools lädt schnellere Grafik- und Maustreiber, die beide mehr als ausreichend sind. Natürlich ist die Festplatten-Performance sehr wichtig. Positiv überraschte die Festplatten-Performance der VM von äußerst beeindruckenden 97 Prozent bei immer noch respektablen 84 Prozent der Festplatten-Performance des Host-Servers.
Vmware bringt sein eigenes Administrations-Tools namens Virtualcenter (VC) mit, das sich als leistungsfähig und benutzerfreundlich erwies. VC lässt kaum etwas zu wünschen übrig, sobald man die Host-Software und den VC-Agenten auf den entfernten Servern installiert hat. VC organisiert die Host-Server in Serverfarmen und kann mithilfe seines Agenten die Server aus der Ferne kontrollieren und konfigurieren.
So kann man über VC zum Beispiel VMs auf einem entfernten Server erstellen und konfigurieren, das Vmware-Toolkit auf die neu erstellte VM laden, Snapshots erstellen, die VM starten oder herunterfahren, die VM in den Standby-Status versetzen oder die VM klonen. Geklonte VM-Templates werden in einem Template-Repository gespeichert. VC verwaltet die Serverfarmen, indem es die entsprechenden Daten in einer Access-Datenbank speichert.
VC greift auf Windows Active Directory zur Authentifizierung und Zuweisung von Benutzer- und Gruppenberechtigungen zurück. Im Prinzip werden die VMs so behandelt, als handelte es sich um physische Rechner.
Es ist ganz praktisch, eine vorhandene VM klonen zu können, um sie anderswo zu implementieren. Man wird die geklonte VM bei dieser Prozedur jedoch auch individuell anpassen wollen, zumindest grundlegende Einstellungen wie Rechnername, IP-Adressen und so weiter. Windows VM-Klone lassen sich mithilfe von Microsofts Sysprep einstellen, während VC die individuelle Anpassung von Red Hat Enterprise Linux AS 3.0, Advanced Server 2.1 und Suse Linux Enterprise Server 8 erlaubt.
Die Migration von VMs von einem Host zu einem anderen ist ebenfalls möglich – eine der vielen Aufgaben, die sich mit dem Task Scheduler von VC automatisieren lassen.
Von VC aus ist es ganz einfach, den Zustand und die Performance entfernter Hosts und VMs zu überwachen. Und falls es auf dem entfernten System zu Problemen kommen sollte, kann man über die Remote Console von VC aus die Kontrolle übernehmen.
Es gibt eine Vielzahl von Alarmmeldungen und Ereignissen, die der Administrator individuell anpassen kann, oder es lassen sich neue Alarmmeldungen erstellen, um bestimmte Parameter von besonderem Interesse auf der jeweiligen VM zu überwachen. VC benachrichtigt bei entsprechender Konfiguration über SMTP den Administrator per E-Mail, falls ein Alarm ausgelöst wird.
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2 Kommentare zu Sparen durch Virtualisierung: Zwei Server-Lösungen im Test
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Warum Virtualisierung
Interessanter Artikel mit interessanten Gesichtspunkten.
Leider wird meines Erachtens zuwenig auf die E/A Leistung der Hostsysteme eingegangen. Wenn man auf einem entsprechenden System zwei, drei oder mehrere virtuelle Server gleichzeitig im Betrieb hat, dann ist nicht die CPU oder der Speicher der Engpass sondern die E/A-Leistung des Festplattensystems. Die läßt sich nämlich nicht so einfach den Erfordernissen anpassen wie die CPU-Leistung und der Speicherbedarf. Man darf also nur rechenintensive und E/A-arme Systeme kombinieren und wer hat das /kann das schon. Exchange Server, Fileserver und Datenbankserver schließen sich da gegenseitig theoretisch aus. Jedem virtuellen Server sein eigenens E/A-System zu spendieren dürfte dem Gedanken der Virtualisierung entgegen stehen und auch zu hohe Kosten verursachen.
Ein entsprechender Test mit solchen Anforderungen wäre interessant!
MfG
Host-Gastsystem
wie wirkt sich das ausgewählte Host-Gastsystem auf die Performance der virtuellen Maschinen aus? Macht es Sinn Linux als Host-Gastsystem zu nehmen, um damit eine größere Performance für virtuelle Microsoft-Server zu erreichen, oder sollte im Fall eines Microsoft Host-Gastsystems immer 2003 Server eingesetzt werden?