Trotz einer bevorstehenden Markteintrübung rechnet der Münchener Chipkonzern Infineon im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 mit schwarzen Zahlen. Der erst seit zehn Wochen amtierende neue Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart, zuvor Vizechef beim Autozulieferer Continental, bekräftigte außerdem seine Absicht, die Nummer fünf der Branche auf Rendite zu trimmen.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir ein profitables Jahr haben werden“, sagte Infineon-Finanzchef Peter Fischl am Dienstag auf einer Analystenkonferenz in München. Infineon hatte vergangene Woche und vor einem Abschwung in der stark schwankungsanfälligen Halbleiterbranche gewarnt. Marktforscher rechnen damit, dass der weltweite Chipumsatz 2005 kaum noch wachsen wird. „Der Markt wird sich verlangsamen, aber kommt kein Desaster auf uns zu“, sagte Vorstandsmitglied Peter Bauer. Er gehe nicht davon aus, dass der Markt 2005 tatsächlich schrumpfe.
Für Infineon rechnen Analysten für das Geschäftsjahr 2004/05 (zum 30. September) im Schnitt mit einem Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von gut 621 Millionen Euro sowie einem Umsatz von 7,79 (Vorjahr 7,2) Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte Infineon mit 256 (minus 299) Millionen Euro erstmals seit drei Jahren wieder operativ schwarze Zahlen geschrieben. Die Infineon-Aktie zeigte sich von den Nachrichten unbeeindruckt und notierte am Nachmittag in einem unveränderten Markt mit 8,66 Euro auf dem Vortagesschlusskurs.
Das Management kündigte an, sich im wichtigen Geschäft mit Speicherchips (DRAMs), das rund 40 Prozent der Konzernerlöse erwirtschaftet, stärker auf Spezialprodukte zu konzentrieren. Durch ein breiteres Portfolio lasse sich der durchschnittliche Verkaufspreise um bis zu 20 Prozent heben, hieß es. Zudem habe der Konzern bei DRAMs mit rund 16 Prozent Marktanteil eine ausreichende Größe. Investitionen sollten deshalb vor allem in die Einführung neuer Fertigungstechniken fließen, die die Verkleinerung der Chipstrukturen (Shrinking) ermöglichen. Infineon sieht sich hier im Vergleich zu DRAM-Marktführer Samsung um etwa ein halbes Jahr im Rückstand.
Der Konzern werde stärker auf Profite und Kosten achten, bekräftigte Ziebart. 2004/05 sollten die Fixkosten im Konzern auf Vorjahresniveau verharren. „Wachstum ist kein Ziel. Wenn es sich nebenbei vollzieht – wunderbar“, sagte er. Was zähle, sei Profitabilität. Der bei BMW gestartete Manager gab sich optimistisch, räumte aber ein: „Die Unternehmen, bei denen ich in den vergangenen Jahren gearbeitet habe, sahen etwas anders aus.“ Infineon hat im Zuge der Branchenkrise in den Jahren 2001 bis 2003 mehr als 2,5 Milliarden Euro Verlust angehäuft und konnte vom zuletzt positiven Marktumfeld nur unterdurchschnittlich profitieren.
„Das neue Management scheint sehr viel kostenbewusster sein und vom reinen Wachstum abzrücken“, sagte Bear-Stearns-Analyst Axel Funhoff. Die konkreten Absichten blieben aber vage. „Der Vorstand hat bezüglich der Kosten oder Ziele keine sehr konkrete Planung vorgelegt.“
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