Software-Patente gefährden das Open Source-Konzept

Das Patent-Konzept belohnt die Offenlegung damit, das Verfahren im Anmeldegebiet zwanzig Jahre lang exklusiv (etwa durch Vergabe von Nutzungsrechten) verwerten zu dürfen. Ein ähnlicher wirtschaftlicher Anreiz zur Veröffentlichung fehlt im Open Source-Konzept. Dort wird im Kern an das technische Interesse der Entwickler an brauchbaren Code appelliert und an einer ehrlichen Beteiligung am gemeinschaftlichen Verbesserungsprozess.

Dennoch hat sich Open Source auch wirtschaftlich etabliert. Die Attraktivität der so entstandenen Programme liegt vor allem darin, dass bewährte Verfahren und Produkte (Unix, SQL-Datenbanken etc.) häufig weit preisgünstiger auf den Markt kommen, als ihre binär kodierten Vorbilder. Außerdem führt die Neukodierung und das Community-Verfahren meist zu einer Qualitätsverbesserung.

Da Patente aber nicht den Code, sondern das Verfahren schützen, führt das Nachentwickeln einer Software fast unweigerlich in Patentrechtskonflikte. Für deren Nutzung zahlen oder auch nur nach möglichen Patenten recherchieren zu müssen, treibt jedoch die Kosten der Entwickler in die Höhe und nimmt insbesondere den Freaks viel vom Programmierspaß. Auch auf die Nutzer kommen ohne gründliche Patentrecherche, wie das Beispiel der Stadt München zeigt, unwägbare Kostenrisiken zu. Die Gefahr einer Kostenexplosion wurde hier abgewendet, weil die Patentinhaber auf Wahrnehmung ihrer Rechte verzichtet haben. Das bedeutet, das Projekt war von der Freigebigkeit von der Patentinhaber abhängig. Diese aber könnten sich in späteren Fällen auch anders verhalten.

Wie groß die Gefährdung des Open Source-Konzepts tatsächlich ist, lässt sich schwer einschätzen. Tatsache ist, dass Patentregelungen dem Aufstieg der Open Source-Bewegung bislang nicht geschadet haben. Zu groß ist das Interesse der Anwender und einflussreicher IT-Unternehmen (IBM, HP, Sun etc.), die proprietären Software-Anbieter mit Open Source-Konkurrenz unter Kosten- und Innovations-Druck zu setzen. Daran wird vermutlich auch ein europaweit harmonisiertes Patentrecht wenig ändern, zumal es sich kaum vom bisherigen nationalen Recht unterscheidet.

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6 Kommentare zu Software-Patente gefährden das Open Source-Konzept

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  • Am 12. April 2005 um 11:16 von Bald Raubkopierer :)

    Total bekloppt
    Wenn sich das durchsetzt, werden alle zu extremen Cyberpiraten & Raubkopierern und ich könnts vollstens verstehn! Dadurch hätten die Goßfirmen keinen Umsatz mehr und auch nicht mehr Geld. (<– eigentlich Schwachsinn, aber schöhn wärs)

  • Am 23. November 2004 um 11:28 von gedankensindfrei

    Patente nur auf Hardware-Produkte
    Patente sollte es nur auf anfassbare Produkte geben, d.h. Hardware im weitesten Sinn, damit wäre das Patentwesen weltweit ausgelastet. All die weichen unkontrollierbaren sonstigen Ideen, die immer mehr zunehmen, sollten frei verfügbar sein, nach dem Motto "Die Gedanken (Ideen) sind frei".

  • Am 23. November 2004 um 1:49 von Patentomat

    noch besseres Patent:
    Ich melde ein Patent auf "Atmen mit einer Lunge" an.
    Und habe dann 6 Mill. Lizenznehmer

  • Am 22. November 2004 um 22:58 von Thomas B.

    Wo führt das hin?
    Wo soll das alles hinführen? Alles wird immer komplizierter. Der Staat soll erst mal zusehen das er mit den Problemen die er jetzt hat zurechtkommt und sich nicht noch mehr Probleme bereiten, irgendjemand muss ja auch die Patente verwalten.
    Es gibt einfach leute die versuchen einfach aus allem geld zu schlagen. Ohne Open Source Software stehen auch die ach so tollen unternehmen doof da. Und für normale User werden einfachste Programme unerschwinglich. Die ganze Computer wird ausgebremst und Computer werden nur noch etwas für Besserverdiener sein, der Markt schmilzt, die Kos6ten werden an immer weniger Benutzer weitergegeben, es wird unrentabel, das system bricht zusammen, toll, nur weil ein paar leute geldgeil sind.

  • Am 22. November 2004 um 19:34 von R. Meinsen

    Mau
    Der Artikel ist echt unausgewogen.

    Was z.B. an einer Füllstandsanzeige vor 20 Jahren innovativ gewesen sein soll ist mir rätselhaft. Siehe z.B. in Dampfmaschinenzeit.

    Wer sich schon mal in den Patentdatenbanken umgeschaut hat weiss, wieviel Trivialität dort verklausuliert abgeladen ist.

    Man stelle sich vor, ein Hund liefe durch die Gegend und markiere sein Gebiet und dann müssten tatsächlich alle folgenden Hunde Pissgebühren zahlen.

    Lächerlich, aber zu Anwalts Freude
    droht Schlimmeres mit "Ich hab das zuerst gedacht" nun in der Realität.

  • Am 22. November 2004 um 12:30 von MM

    in ein Textfeld schreiben…
    Was passiert denn dann mit den Entwicklungsumgebungen wie VB & C++? Werden die dann ohne Codebeispiele und Fortschrittsbalken oder gar Texteingabefelder ausgeliefert? Dahinter stecken nunmal Verfahren zur eingabe und Verarbeitung von Daten, die immer wieder reproduziert und benötigt werden.

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