Das neue McLaren-Zentrum in Woking schmiegt sich wie ein überdimensionales YIN-YANG-Zeichen an einen See, umgeben von sanfter Hügellandschaft. Das Gebäude besteht fast nur aus Glas und lässt das maximal mögliche Tageslicht ein. Gleichzeitig muss es die wichtige und geheime Entwicklung der Rennautos vor allzu neugierigen Blicken und langen Teleobjektiven schützen. Der künstlich angelegte See dient daher als Kühlsystem des Gebäudes und gleichzeitig als Schutz vor Neugierigen Blicken.
Wer in den Laboren ölverschmierte Freaks inmitten von Wagenhebern und Schraubenschlüsseln erwartete, irrt: In Woking ist alles weiß und sauber, die in schwarze BOSS-Klamotten gekleideten Ingenieure stehen in Boxen mit halbhohen Wänden um die Karosserien herum und arbeiten in konzentrierter Stille an ihren Erfindungen. „Jedes Team baut das Auto für seinen speziellen Fahrer, da gibt es manchmal richtig Wettkämpfe, wer zuerst fertig ist“, erzählt einer.
In Woking nimmt man „Personalisierung“ sehr ernst. Jedes Chassis ist auf die Größe des Fahrers abgestimmt. Damit er darin fest sitzt, kommt noch einmal eine Schale hinein, die sie ihm auf den Leib schneidern. Dazu setzt sich der Fahrer in das leere Chassis, das mit einem Spezialschaum gefüllt wird. Sobald der Schaum fest ist, bleibt ein perfektes Negativ der perfekten Schale übrig, angepasst auf den Fahrer.
Das ist nicht nur Service: Schon zwei Zentimeter Luft können bei Fliehkräften von bis zur dreifachen Erdanziehung in den Kurven zu Blutergüssen führen. Als nächstes werden die Pedale von Hand so gefertigt, wie die Fahrer sie mögen – Coulthard eher breit, Raikkönen eher schmal. So geht das weiter bis zu den Einzelteilen von Karosserie und Motor, die der Fahrweise der Fahrer angepasst werden – wer da keinen Überblick über die einzelnen Teile und deren Daten hat, verliert.
Was immer möglich ist, bauen die Ingenieure aus mit Carbonfaser verstärktem Kunststoff – er ist fester als Stahl, aber fünf Mal so leicht. Nur so stark belastete Systeme wie das Getriebe baut McLaren aus Aluminium. Die Hitze des Motors leitet eine Schicht Blattgold ab, das auf das Chassis aufgebracht und nach jedem Rennen wieder heruntergekratzt werden muss. Die Dreiliter-Motoren sind nur auf eine Lebenszeit von 500 km ausgelegt, in der sie das Maximum geben müssen. Manchmal sogar mehr als das: Raikkönen ist dafür bekannt, dass er den „OT“-Knopf am Lenkrad, der nur für Spitzenleistungen beim Überholen das Letzte aus der Maschine herausholt, am Anfang so oft betätigt hat, dass es die Motoren schier zerriss.
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