Europäer übertreffen erstmals Amerikaner im Online-Weihnachtsgeschäft

Forrester Research: Großbritannien an der Spitze, Deutschland schliesst auf - Aggressive Werbung und zusätzliche Angebote traditioneller Einzelhändler haben Wirkung.

Das Online-Weihnachtsgeschäft wird in diesem Jahr in Westeuropa voraussichtlich erstmals höher ausfallen als in Amerika. Hellen Omwando, Analystin des internationalen Marktforschungs- und -beratungsunternehmens Forrester Research, erwartet, dass der Wert der Einkäufe, den die Europäer im Weihnachtsgeschäft über das Internet tätigen, im Vergleich zum selben Zeitraum 2003 um rund 44 Prozent auf gut 13 Milliarden Euro steigen wird. Gleichzeitig werden die Online-Shopper in Amerika voraussichtlich lediglich zehn Milliarden Euro ausgeben.

Forrester sieht allerdings nach wie vor unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen europäischen Ländern. Forrester-Analystin Omwando ist davon überzeugt, dass erneut Großbritannien die meisten Online-Käufer und Online-Umsätze aufweisen wird, aber Deutschland und Südeuropa aufschließen. Im vergangenen Jahr entfielen rund 36 Prozent des gesamten Online-Weihnachtsgeschäftes in Europa auf Großbritannien. Für die jetzt anlaufende Saison prognostiziert Forrester für das Vereinigte Königreich einen Umsatz von rund 4,2 Milliarden Euro, was einem Drittel des gesamten europäischen Online-Weihnachtsgeschäfts entspräche. Für Deutschland wird ein Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erwartet, was einem Anteil von 29 (Vorjahr: 27) Prozent gleichkäme. Auf Frankreich dürften 1,1 Milliarden Euro oder neun Prozent entfallen, während Spanien seinen Anteil im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln und auf 4 Prozent bringen dürfte.

Das Wachstum des Online-Geschäftes in Europa werde durch aggressive Werbung von Online-Stores sowie zusätzliche Online-Angebote traditioneller Einzelhandelsgeschäfte getrieben, glaubt Omwando. Die höchsten Online-Umsätze werden ihrer Ansicht nach im Zusammenhang mit Reisen und anderen Freizeitangeboten stehen, dicht gefolgt von Kleidung. Das steigende Interesse, Kleidung über das Web zu kaufen, geht nach Ansicht von Hellen Omwando zu Lasten der Katalog-Anbieter. Die gerade veröffentlichte Forrester-Untersuchung stellt außerdem fest, dass die Zahl der Online-Shopper in Europa quer durch alle Altersgruppen zunimmt. E-Commerce-Nachzügler wie Spanien und Frankreich holen kräftig auf. Und in allen europäischen Ländern interessieren sich immer mehr ausgesprochen wohlhabende Verbraucher für Online-Shopping.

Gleichzeitig haben viele europäische Einzelhändler – auch Ketten – feststellen müssen, dass ihr normales (Offline) Geschäft durch Discounter wie Aldi oder Lidl schwer gelitten hat. In Großbritannien ist das Internet bereits zum Kriegsschauplatz für den Groß- und Einzelhandel geworden, seitdem Handelsketten wie Tesco und Sainsburys seit September Advents- und Weihnachtsartikel anbieten.

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