China gilt als Hoffnungsträger der Wirtschaft. Gemeint ist damit vor allem der riesige Absatzmarkt einer Volkswirtschaft, die mit einer Geschwindigkeit wächst, von der die USA und Europa nur träumen können. Niedrige Lohnkosten und hohe Gewinnchancen locken zudem viele westliche Unternehmen, Produktionsstätten dorthin zu verlagern. Dafür sind sie bereit, sich auf Joint-Ventures einzulassen, mit denen die dortigen Wirtschaftslenker den Know-how-Transfer nach China sicherstellen. Mit diesem Wissen macht sich das bevölkerungsreichste Land der Welt inzwischen auf, den Weltmarkt zu erobern. Der bislang größte Erfolg: IBM tritt seine PC-Sparte an den chinesischen Hersteller Lenovo ab und macht ihn damit schlagartig zur Nummer drei im Weltmarkt.
Doch nicht allein die Chinesen jubeln über diesen Erfolg – auch die IBM. Das Unternehmen hat nicht nur einen relativ unlukrativen Geschäftszweig (neun Prozent am Konzernumsatz) abgestoßen, sondern vor allem den Konkurrenten ein Drachenei ins Nest gelegt. Marktführer Dell, der sich schon öffentlich darauf freut, dem neuen Player durch das Streuen von Zweifeln, Kunden abzujagen, wird vermutlich bald das Lachen vergehen.
Bislang drückte Dell mit seiner einzigartigen Kostenstruktur die Preise und jagte damit die Branche vor sich her. Doch aus dem Jäger könnte bald ein Gejagter werden. Preiswerte Rechner bauen kann Levono nämlich genau so gut. Die Chinesen profitieren nicht nur von ihrem extrem niedrigen Lohnniveau, sondern auch von der bisherigen Erfahrung mit den notorisch knappen Kassen der meist heimischen Kunden. Mit ihnen brachte es das Unternehmen nach verkauften Stückzahlen auch ohne IBM-Hilfe bereits (vor Apple) auf Platz neun der Weltrangliste.
Es dürfte kein Zufall sein, dass die IBM kurz vor dem Levono-Deal in China die Power.Org-Initiative gestartet hat, eine erste Konkretisierung der Absicht, die hauseigene Power-Chip-Architektur offen zu legen. Zu den Gründungsmitgliedern von Power.Org gehört zudem Linux-Distributor Redhat. Den urheberrechtsfeindlichen Chinesen serviert Big Blue damit eine zukunftsträchtige Chiparchitektur auf dem Silbertablett präsentiert, inklusive Betriebssystem-Option – beides Open Source. Damit sind Big Blue und seiner Power-Chip-Architektur die Sympathien der staatlichen (und damit entscheidenden) Stellen sicher.
Selbst wenn höchst ungewiss ist, ob Lenovo demnächst den Westen mit preisgünstigen Power-PC-Rechnern und Open-Source-Software überschwemmt, die Bemühungen von Intel, AMD und Microsoft sowie der auf Wintel abonnierten PC-Granden (Dell, HP, Fujitsu-Siemens etc.) den weltweit größten IT-Wachstumsmarkt zu erobern, haben einen schweren Rückschlag erlitten.
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1 Kommentar zu PowerPC und Linux bedeuten Ungemach für Wintel
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Unlogische Schlussfolgerungen
Also das soll mal einer verstehen.
Zunächst war Lenovo nur auf dem chinesischen Markt tätig, durch den Kauf der IBM Sparte bekommen sie einen Stück des Kuchens vom Weltmarkt. Wenn aber Wintel den Markt bestimmt außerhalb von China, dann werden sie mit PowerPC und Linux einen schwierigen Stand haben. Es kann also in dem Bericht nur um den chinesischen Markt gehen, da dieser noch reglementierbar ist und somit die anderen Großen der Branche zur Umstellung gezwungen werden könnten. Aber dies betrifft nicht das bereits existierende Geschäft außerhalb von China.
Ganz im Gegenteil kann behauptet werden, das Lenovo Schwierigkeiten haben dürfte, ihren Status durch IBM außerhalb von China halten zu können. Hier werden die anderen Großen von profitieren.
Der chinesiche Markt bleibt natürlich eine andere Geschichte. Aber warum sollten Dell und Co. nicht auch umsteigen können, so wie es Lenevo auch noch vor sich hat, denn im Moment verkaufen die auch noch keine PowerPCs. Und da IBM seine Prozessoren verkaufen möchte, werden sie sie auch Dell verkaufen, sofern sie sie haben wollen.
Also, für mich sieht es viel eher für Lenovo schwieriger aus als umgekehrt.