ZDNet: Kann es sein, dass Sie Red Hat nicht besonders aufgeschlossen gegenüber stehen, weil diese mit einem eigenen Java-Server, dem RH Application Server, in Ihrem Revier wildern?
Labourey: Wir stehen nicht wirklich in Konkurrenz zu Red Hat. Einfach, weil wir sie im Markt nie angetroffen haben. Sie haben einen eigenen Application Server nur deshalb entwickelt, weil sie unseren nicht nehmen konnten.
ZDNet: Nicht nehmen konnten? Weil Novell beziehungsweise Suse Ihren Application Server bereits einsetzt oder warum?
Labourey: Nein nein, es gab Gespräche mit Red Hat, diese wollten unseren Server durchaus haben. Allerdings sah ihr Business-Modell es vor, unser Produkt unter eigenem Namen zu vermarkten. Ohne dass für uns etwas dabei herausschauen sollte. Wir vergeben ja keine Lizenzen, alles ist Open Source, aber wir offerieren Support für unser eigenes Produkt. Dieses Geschäftsmodell funktioniert wunderbar mit HP, CA, Unisys und anderen. Nicht so mit Red Hat. Diese entschieden sich, ihren eigenen Server zu entwickeln. Ich weiß aber nicht, ob sie damit besonders erfolgreich sind.
ZDNet: Für ein Open Source-Unternehmen vertreten Sie die Open Source-Philosophie erfrischend undogmatisch. Wenn man mit selbsternannten Evangelisten dieser Bewegung spricht, hört sich das zumeist ganz anders an.
Labourey: Wir können die Leute ja nicht dazu zwingen, Open Source einzusetzen, nur weil einige Fanatiker danach schreien. Ich selbst nutze tonnenweise Closed Source-Produkte auf meinem Laptop. Exchange, Outlook, und so weiter und so weiter. Damit bin ich hochproduktiv, warum also sollte ich es nicht nutzen. Möglicherweise sieht das in zwei, drei Jahren ganz anders aus, aber jetzt… bin ich da sehr pragmatisch. Ganz ähnlich verhält es sich im Falle von Middleware: Wir verfügen über Partner wie den EAI-Experten Iona, der seinen eigenen Applikation-Server durch Jboss ersetzt hat. Oben drauf aber haben sie eigene Entwicklungen gepackt, mit der sie zusätzliche Services anbieten. Mit dieser Lösung kann jeder Leben, warum nicht?
ZDNet: Vor einem Jahr haben Sie im Interview mit ZDNet eine Aspect Oriented Middleware (AOM) in Aussicht gestellt. Jetzt sind Sie mit dem Jboss Enterprise Middleware System (JEMS) auf den Markt gekommen. Wo ist da der Zusammenhang?
Labourey: Das von mir damals angesprochene Aspect Oriented Programming (AOP) ist eine Möglichkeit, Middleware zu vereinfachen. Letztlich führt das zu POJO-Programming. Anstatt mit komplexen Container-Definitionen wie JB kann man nun mit POJO arbeiten. EJB 3 ist quasi POJO-Programming. Wir haben den Jboss Microkernel und das Jboss AOP-Framework in JEMS integriert. Der resultierende Microcontainer ermöglicht die Einbindung jedes Dienstes und macht dessen Funktionen für die POJOs leicht und schnell verfügbar. Die JEMS-Komponenten stellen Funktionen von Persistenz über Caching bis zum Workflow zur Verfügung.
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