Nun hat HP die Notbremse gezogen: Das mit der Entwicklung der 64-Bit-CPU Itanium betraute Designteam des Computerbauers Hewlett-Packard wird an Intel ausgelagert. Das betrifft immerhin einige hundert Ingenieure an HPs Standort in Fort Collins, Colorado. Sie sollen laut Intel an den Dual-Core-Prozessorn mit Codenamen „Montecito“ und „Montvale“ sowie am Multi-Core-Prozessor mit Codenamen „Tukwila“ arbeiten. Die Entwickler werden sich der von Vice President und General Manager Abhi Talwalkar geführten Intel Enterprise Platforms Group anschließen. Zusätzlich will HP in den nächsten drei Jahren drei Milliarden Dollar in hauseigene Integrity Server auf Basis des Intel Itanium 2-Prozessors zuschießen.
Die Investitionen fließen in Forschung und Entwicklung von Chipsätzen, Server- und Systemsoftware. Des Weiteren will HP gemeinsam mit Software-Herstellern investieren, „um das Applikationsportfolio für HP Integrity Server weiter zu vervollständigen“. HP erwartet, dass die Verkaufszahlen von HP Integrity Servern auf Basis des Itanium 2-Prozessors bis Ende 2005 weltweit mehr als die Hälfte der Verkäufe von HPs Business Critical Servern ausmachen werden. Bis Ende 2006 rechnet das Unternehmen mit einem Anteil von 70 Prozent.
Der deutsche Intel-Chef Hannes Schwaderer beschwichtigte gegenüber ZDNet: „Es ist richtig, wir haben das HP-Entwicklerteam übernommen. Ziel dieses Transfers ist es, dass sich jede der zwei Firmen auf ihre jeweilige Stärke konzentrieren kann. Unsere Stärke liegt klar im Design von Chips. HP will sich dagegen verstärkt um die Softwarentwicklung und -integration kümmern. Das Unternehmen wird weiter auf den Itanium setzen. Es hat ja bereits alle anderen CPU-Entwicklungen wie den Alpha-Chip aufgegeben. Falsch ist die Behauptung, dass HP in eine neue Architektur entwickeln will.“
Tatsächlich hatte HP schon früher angekündigt, dass es sich aus der Entwicklung und Produktion der Alpha-Risc-Prozessoren – die man via Compaq von DEC geerbt hatte – bis Ende 2006 zurückziehen werde. Dies zeigt einen klaren Trend bei HP auf: Weg von Hardware, hin zu Software. Man wollte vermutlich ein Schicksal abwenden, wie es die Lästermäuler von Sun derzeit erleiden.
Schützenhilfe bekam Schwaderer von Microsoft: „Die beiden Partner HP und Intel haben heute eine wichtige Investitionsentscheidung bekannt gegeben. Kunden können darauf bauen, dass Microsoft weiterhin seine Führungsposition bei Lösungen für Windows Server 2003 und SQL Server für Itanium 2-basierte HP Integrity Server ausbaut“, sagte Steve Ballmer, Chief Executive Officer von Microsoft. „Microsoft hat bei einer Vielzahl von Lösungen eng mit HP und Intel zusammengearbeitet. Sie bieten vor allem denjenigen Kunden überzeugenden Mehrwert, die für ihre unternehmenskritischen High-End-Geschäftsapplikationen und Datenbank-Lösungen höchste Skalierbarkeit benötigen.“
Nun liegt es also alleine an Intel, aus dem Halbstarken Itanium ein erfolgreiches Mitglied der Gesellschaft zu machen. Alleinerziehende Väter sollen dazu ja besonders gut geeignet sein.
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2 Kommentare zu Itanium: Die größte Fehlinvestition in der Geschichte der IT-Branche?
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ITANIUM
Wer oder was ist Itanium ???
Endlich!
Endlich einer, der sagt wie’s aussieht mit dem Itanium. Immer lese ich nur wie toll der Chip ist – tatsächlich nutzen tut ihn in meinem beruflichem Bekanntenkreis aber keiner. Außer zum Brotrösten. Na gut, das war ein Scherz. Unsere Server sind mit Xeons bestückt, die reichen allemal. Jedenfalls: Die Lobhudelei des neuen "Deals" zwischen HP und Intel etwa bei silicon ist reichlich peinlich! Danke für diesen Beitrag.