Zukäufe sollen Nortel neue Märkte öffnen

"Akquisitionen stehen auf unserer Agenda"

Der kanadische Telekomnetzausrüster Nortel will sich im größeren Stil zwei wachstumsstarke Marktsegmente erschließen: Sicherheitslösungen und das Geschäft mit der öffentlichen Hand. „Akquisitionen stehen auf unserer Agenda – vor allem in diesen beiden Bereichen, in denen wir künftig zulegen wollen“, sagte Nortel-Chef Bill Owens dem „Handelsblatt“.

Das ist Teil der Strategie, den Konzern wieder auf Wachstumskurs zu trimmen – nach Ansicht von Analysten eine Herkules-Aufgabe, nachdem in den vergangenen Monaten die Revision von Bilanzen Nortel lahm gelegt hatte. Die Bereiche Sicherheitslösungen und das Geschäft mit der öffentlichen Hand glänzen mit zweistelligen Wachstumsraten und bieten eine Vielzahl von Kaufmöglichkeiten, da die Märkte als stark zersplittert gelten.

Nortel korrigierte jüngst seine Bilanzen für die Jahre 2001 bis 2003. Vor allem Fehler beim Verbuchen mit Rücklagen hatten zu falsch ausgewiesenen Finanzergebnissen geführt. Gestern legten die Kanadier auch die Zahlen für das erste Halbjahr 2004 vor. Demnach setzte Nortel von Januar bis Juni 5,03 Milliarden Dollar um – nach 4,58 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Gewinn lag bei 75 Millionen Dollar oder zwei Cent je Aktie – nach einem Minus von 225 Millionen Dollar oder fünf Cent je Aktie ein Jahr zuvor.

Das Kapitel Bilanzprobleme will Owens in den nächsten Monaten abschließen: „Wenn wir den Geschäftsbericht für 2004 vorgelegt haben, werden wir wieder zu einem normalen Unternehmen, das sich wieder stärker um strategische, denn um bilanzielle Fragen kümmern kann“, sagte er. Einen konkreten Termin für die Veröffentlichung der Jahreszahlen 2004 nannte er nicht.

Branchenexperten erwarten, dass die Umsätze von Nortel im vergangenen Jahr leicht auf 10,1 Milliarden Dollar gesunken sind und Konkurrenten wie Lucent, Avaya und Ericsson dem kanadischen Techniklieferanten Marktanteile abgenommen haben. „Die großen Wettbewerber konnten durch die Bank ihre Umsätze steigern, während Nortel offenbar geschrumpft ist“, sagte Paul Sagawa, Analyst bei Sanford C. Bernstein. Und auch im laufenden Jahr sieht er bei dem kanadischen Netzausrüster keine signifikante Besserung, denn „der Konzern ist bei Wachstumsprodukten nicht gut aufgestellt“. Daher sagen Analysten Nortel für 2005 allenfalls ein Umsatzplus von vier Prozent voraus und damit weniger, als es Konkurrenten wie Lucent erwarten. Deutlich verbessern dürfte sich dagegen der Gewinn, denn Nortel erwartet auf Grund von Stellenabbau und ähnlicher Einschnitte um etwa 500 Millionen Dollar niedrigere Kosten.

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