Ausländische Versandapotheken sind nach Ansicht von Krankenkassen prinzipiell nicht weniger vertrauenswürdig als die klassische «Apotheke um die Ecke». Wichtig sei nicht der Sitz der Apotheke, sondern ob ihre Arbeitsweise deutschen Standards entspricht, sagt Christine Richter vom BKK Bundesverband in Essen. Wenn die Kassen Rahmenverträge mit Versandapotheken schließen, würden diese geprüft und Details festgelegt: «Die Beratung muss gewährleistet sein, die Arztnummer auf dem Rezept muss geprüft werden.» Im Zweifel könne der Patient bei seiner Kasse nachfragen, ob ihr ein Versandanbieter bekannt sei.
Auch die AOK würde laut Robert Stork vom AOK Bundesverband in Bonn «niemals einen Vertrag mit einer Apotheke machen, die den Standards nicht entspricht.» So gebe es etwa mit dem in den Niederlanden ansässigen Anbieter DocMorris, dem Marktführer unter den Versandapotheken, bislang keine Probleme. Ausländische und deutsche Apotheker verfügten zudem oft über die gleichen Kenntnisse: «In der gesamten EU ist die Apothekerausbildung vereinheitlicht.»
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin beurteilt Versandapotheken dagegen skeptisch: Nur der Apotheker vor Ort wisse zum Beispiel, welche Medizin der Patient zusätzlich einnimmt und könne ihn umfassend beraten. Laut DocMorris-Geschäftsführer Ralf Däinghaus muss auf Beratung auch bei der Internet-Apotheke nicht verzichtet werden: Falls gewünscht, sei dies telefonisch möglich, und zwar bei einem Apotheker.
Ein Vorteil von Versandapotheken ist den Experten zufolge der Rabatt, den sie Kunden gewähren. So gibt es bei DocMorris für gesetzlich Versicherte einen Bonus in Höhe der halben Zuzahlung, Privatversicherte erhalten für jedes rezeptpflichtige Arzneimittel einen Bonus von drei Euro.
Der BKK Bundesverband hat vor kurzem einen Rahmenvertrag mit der Europa Apotheek in Venlo abgeschlossen. BKK-Versicherte erhalten dadurch laut BKK-Sprecherin Richter einen Bonus von drei Prozent je Packung und können dadurch ihre Zuzahlung von fünf bis zehn Euro stark reduzieren oder sogar ganz erlassen bekommen. Die niederländische Apotheke erfülle «alle gesetzlichen Anforderungen wie ein zertifiziertes Qualitätsmanagement, eine umfassende pharmazeutische Betreuung sowie eine 24-stündige telefonische Erreichbarkeit für Rückfragen», erklärt Richter.
Profitieren von den Versandapotheken – auch von den Anbietern in Deutschland – können laut den Krankenkassen vor allem chronisch kranke Menschen, die bestimmte Medikamente in großen Mengen bestellen müssen. Verträge mit den neuen Anbietern sind dabei nach Angaben des AOK-Experten Stork ein Zusatzangebot: «Der Patient kann es nutzen oder nicht. Er kann auch weiter die Apotheke um die Ecke aufsuchen.»
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