ZDNet: Zurück zu Cannes – Sie sehen zusammengefasst zwei große Trends in der Telekommunikation: Einerseits Lösungen, die schnellen Umsatz versprechen, andererseits Lösungen, die Konvergenz bereit stellen. Richtig?
Kastenhuber: Richtig. Plus: Lösungen, die auf Personalisierung abzielen. Das ist quasi das Ergebnis aus den beiden zunächst genannten Trends. Unsere Kunden gehen immer mehr dazu über, ihre eigenen Kunden filigran zu segmentieren. Telcos werden immer mehr zu Lifestyle-Firmen. Sie wollen immer schneller auf spezifische Kundentrends eingehen können. Wenn sie Umsatz und Gewinn versprechen, können die Lösungen auch durchaus kurzfristig und nur vorübergehend angeboten werden.
ZDNet: Gehen wir etwas näher auf Unisys ein. Kürzlich haben Sie eine Gewinnwarnung herausgegeben. Voraussichtlich wird das Quartal einen niedrigeren Gewinn als erwartet abwerfen. Inwieweit ist die Telekommunikationssparte von Unisys darin verwickelt?
Kastenhuber: Unisys-intern hat der TK-Bereich im vergangenen Jahr sämtliche Vorgaben und Pläne erfüllt, zumeist sogar übererfüllt. Insgesamt sind wir deutlich über dem Markt gewachsen, in Europa lagen wir klar drüber. Es liegt also nicht an der Telekommunikation. Im Gegenteil! Schuld an dem niedrigeren Gewinn sind höher als erwartete Pensionsfond-Rückstellungen in den USA sowie zwei Outsourcing-Projekte, die Kosten aufwarfen, die wir nicht mal in den kühnsten Kalkulationen errechnet hatten. Aber das ist mittlerweile unter Kontrolle.
ZDNet: Stichwort Outsourcing. Davon scheinen viele Konzerne wieder abzurücken – die Risiken, wie Sie sie ja eben auch angesprochen haben, scheinen doch zu groß zu sein.
Kastenhuber: Das möchte ich so nicht unterschreiben. Auch wir setzen gerne auf Outsourcing, etwa wenn es um den Aufbau von innovativen Features geht. Die übergeben wir gerne einem bewährten Partner, der dann eben auch die Verantwortung dafür trägt. In diesem Bereich geht der Trend klar zum Outsourcing, trotz der kalkulatorischen Risiken. In Großbritannienn und den USA sind wir selbst ein Major Player in Sachen Outsourcing, im europäischen Telekommunikationsmarkt haben wir einen Nachholbedarf. Da will ich mit meinen Leuten verstärkt rein. Allerdings sind die Bedenken gegenüber Outsourcing in Kontinentaleuropa stärker ausgeprägt als anderswo. SAP-Outsourcing ja, wenn es aber um differenzierende Solutions geht, dann springen unsere Kunden hier noch nicht so darauf an. Aber eins ist klar: Unisys setzt auf Outsourcing. Das reine Projektgeschäft erlaubt kaum valide Prognosen, dank Outsourcing kann man dagegen für ein Jahr mit fixen Kosten vorausplanen. Da beneide ich oft meinen Kollegen in Großbritannien: Im Messaging-Bereich wird dort viel ausgelagert, er kann dadurch fast 50 Prozent seines Umsatzes bereits am Jahresanfang verbuchen.
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