US-Linux im Aufwind: Suses Übernahme beflügelt Red Hat

ZDNet: Nach wie vor zielen Sie darauf ab, Linux zum neuen Unix zu machen. Wenn wir Gartner folgen, dann wird diese Entwicklung mittelfristig aber zur Sackgasse: Sie können bis an die heutigen Grenzen von Unix wachsen – aber nicht weiter. Was tun Sie, sobald alle Unix-Systeme dieser Welt durch Linux ersetzt sind?

Knoblich: Grundsätzlich wären wir dann froh. Aber bedenken Sie: Nach wie vor gibt es Neuinstallationen bei Unix, der Markt wächst also weiterhin. Für uns gibt es damit immer weiter etwas zu tun. Zudem bemerken wir eine steigende Nachfrage in anderen Bereichen wie etwa NT-Replacements. Dann kommt das Thema Desktop massiv auf uns zu. Im Bereich Clustering arbeiten wir an ganz neuen Projekten, gerade beim High Performance-Clustering und bei der horizontalen Skalierung von Computerfarmen. 95 Prozent aller Cluster laufen bereits unter Linux, davon 99 Prozent unter Red Hat-Linux. Das ist auch in Zukunft ein großer Wachstumsbereich. Das Brot-und-Butter-Geschäft bleibt aber auf absehbare Zeit, wir sprechen hier von vielen Jahren, das Replacement von Unix-Systemen.

ZDNet: Wenn Sie den Desktop erwähnen – schließen Sie dann auch einen Consumer-Desktop ein? Von dem scheint Linux derzeit extrem weit entfernt.

Knoblich: In diese Ecke sind wir bislang noch gar nicht gegangen, das stimmt. Mit dem Release 4 haben wir einen Riesenschritt in Richtung Corporate-Desktop unternommen. Heute (15. Februar, Anm. der Red.) haben wir erst einen Vertrag mit einer italienischen Bank über 8000 Desktops unterschrieben. Andere große Kunden wie Hotelketten oder Supermärkte verhandeln mit uns. Dort geht es um ein bis zwei Applikationen, die auf dem Desktop laufen sollen. Das wäre sehr einfach zu migrieren. Wenn wir im Bereich des klassischen Corporate-Desktops erfolgreich sind, dann wäre der nächste Schritt hinein in den Consumer-Markt. Das wird nicht in sechs Monaten, aber auch nicht in fünf Jahren sein. Irgendwann dazwischen eben.

ZDNet: Als großen Kunden konnten Sie ja gerade die Stadt Wien verbuchen. Wird die Migration dort von München aus geleitet?

Knoblich: Ja, das wird sie.

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