OpenSolaris: Unterwandert Sun Linux von innen?

Branchenbeobachter meinen, dass Sun Microsystems mit seiner Entscheidung, Solaris als Open Source zu veröffentlichen, ein gefährliches Spiel spielt - ein Schritt, mit dem das Unternehmen mit Linux gleichziehen will.

Sun plant, die aktuelle Version seines Unix-Betriebssystems Solaris 10 noch im zweiten Quartal dieses Jahres unter dem Namen OpenSolaris als Open Source herauszugeben.

Thomas Goguen, Vice President of Product Marketing der Operating Platforms Group von Sun, erläutert die Gründe: „Wir wollen das Verbreitungsgebiet für Solaris erweitern. Die Lebendigkeit eines Betriebssystems hängt von der Anzahl der mit ihm verbundenen Organisationen ab. Wir haben eine halbe Milliarde Dollar für die Entwicklung von Solaris ausgegeben und diese Investition war für den Nutzer kostenfrei. Jetzt machen wir Open Source daraus, was alles zu einem lebhaften Umfeld für Solaris beitragen wird.“

Aber Andy Butler, Vice-President beim Analysten Gartner, sieht diesen Schritt eher als „opportunistisch“, denn Sun scheint auf der „modischen“ Open Source-Welle mitreiten zu wollen, um der von Linux ausgehenden Bedrohung etwas entgegenzusetzen. Er ist der Meinung, dass dies eher den Wunsch widerspiegelt, das weit verbreitete Bild von Sun als „recht proprietär“ umzukehren und darauf hinzuweisen, dass das Unternehmen bereits seit Jahren in großem Umfang zur Open Source-Bewegung beiträgt.

Das Problem, das Sun angehen will, besteht darin, dass im Laufe der letzten Jahre Solaris auf Sparc, welches immer noch die Cash-Cow von Sun ist, am unteren Rand des Geschäfts immer mehr Marktanteile an Linux verlor. Das Freeware-Betriebssystem findet im Workstation-Bereich und für Infrastrukturen wie Datei- und Druckserver sowie Webhosting, wo Sun bislang traditionell stark vertreten war, immer breiteren Einsatz.

» 2005 wird es zum offenen Kampf zwischen Sun und Linux kommen. «

CHRIS INGLE
GROUP CONSULTANT
IDC SYSTEMS UNIT

Aber, wie Butler erklärt, ist dies nicht eigentlich eine Frage der Software. „Für Kunden stellt es sich eher als Entscheidung für eine bestimmte Hardware als für eine Software dar, wegen der Kosten. Aber weil Solaris bislang nicht als brauchbares x86-Betriebssystem betrachtet wurde, war das Ergebnis, dass die Leute sich eher für ein natives Betriebssystem für x86-Architekturen entschieden haben – was keineswegs bedeutet, dass sie etwas gegen Solaris haben. Das kann Windows sein, in der Regel fällt die Wahl aber auf Linux.“

Sun war bislang immer recht unschlüssig, ob Solaris auch auf x86-Architekturen laufen sollte. Im ersten Quartal 2004 wurden wieder einmal Schritte in diese Richtung unternommen. Die Entscheidung, Solaris als Open Source zu veröffentlichen ist einfach der nächste Schritt dahin, die Verbreitung des Betriebssystems auf x86er Rechnern zu erhöhen, auch wenn die Codebasis von Solaris dieselbe ist, egal ob es auf x86- oder eigenen, von Sun gebauten, Sparc-Prozessoren ausgeführt wird, was bedeutet, dass dieser Schritt für beide Umgebungen gilt.

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