Red Hat: Koordinator im Chaos der Communities

Ist für einen Linux-Distributor der Kunde oder die Community wichtiger? Red Hats Solutions Architect Daniel Riek hat eine klare Meinung dazu. Im Interview mit ZDNet erläutert er die Zusammenarbeit seines Unternehmens mit der Open Source-Community und vergleicht sie mit der von Konkurrenten.

ZDNet: Herr Riek, wir wollen uns über die Anbindung von Red Hat – aber auch seiner direkten Konkurrenten – an die Open Source-Community unterhalten. Sun etwa behauptet, die Community wäre eine wenig schlagkräftige Truppe. Im Gegensatz dazu sei die traditionelle Bindung von Sun an die Universität Berkeley weitaus effizienter – und habe beispielsweise Solaris hervorgebracht.

Riek: Interessante Theorie. Es ist schon richtig, dass Solaris auf Berkeley-Unix basiert – aber Solaris wird auch künftig nicht Open Source werden. Sun hat gerade einige Module in Open Source überführt, aber das sind halbherzige Geschichten. Es gibt ja eine klare Forderung an Sun, Java quelloffen zu machen. Erst danach könnte man sie ernst nehmen.

ZDNet: Die Frage war aber, wessen Entwicklergemeinde schlagkräftiger ist. Sun führt an, mit der Uni Berkeley im Rücken sei man dem losen Verbund der Open Source-Entwickler überlegen.

» Ich erinnere mich an Probleme von Microsoft mit der Kompressions-Bibliothek zLib, die genau so vorher von einem Open Source-Produkt bekannt waren. Wenn es erlaubt ist, benutzt Microsoft auch quelloffenen Code und baut ihn ein. «

Riek: Das klingt wie Microsoft. Wenn ich die Microsoft-Leute beispielsweise auf Podiumsdiskussionen treffe, dann erzählen die auch, dass es nicht um den Source Code sondern um offene Standards geht. Wichtig sei die Einbindung der Kunden und Entwickler, die darauf aufsetzen – das alles würde Microsoft ja machen. Letztendlich geht es bei Open Source aber darum, dass man Rechte hat. Das Recht, die Software beliebig einzusetzen. Sie zu verändern und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

ZDNet: Womit wir ganz schnell bei der GPL wären.

Riek: Die GPL ist wieder eine spezielle Variante, die ein bisschen mehr verlangt. Nehmen wir gängige Open Source-Lizenzen wie die von Apache oder vom MIT: Da hab ich das Recht, die Software zu verändern. Die GPL verlangt zusätzlich, dass bei der Weitergabe der Software auch die Rechte mit vergeben werden müssen. Damit hat sie eine Schutzfunktion. Grundsätzlich geht es bei Open Source aber zunächst darum, dass man die Rechte erstmal bekommt. Für unsere Kunden ist das von strategischer Bedeutung: Unabhängig zu werden von einem einzelnen Hersteller, egal ob der Sun oder Microsoft heißt.

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