CNET: Waren die Menschen nicht schon immer bei der Arbeit abgelenkt? Ist das wirklich etwas Neues?
Hallowell: Es ist neu, weil wir nie zuvor derart in der Lage waren, unsere Hirnschaltkreise zu überlasten. Wir konnten uns durch manuelle Arbeit überlasten, aber nie zuvor konnten wir uns routinemäßig derart durch Hirnarbeit überlasten.
CNET: Was für einen Tribut verlangt diese Störung von einer Person?
Hallowell: Abgesehen von mangelnder Leistungsfähigkeit haben Sie nie die Befriedigung, die Ideen zu haben, die Sie haben sollten. Sie bekommen nicht die Befriedigung, die aus kreativer Arbeit entsteht. Sie leben auf einer oberflächlicheren Ebene.
CNET: Ich kann mir denken, dass das auch von der Organisation Tribut verlangt.
» Wir versuchen, einen Ball mehr zu jonglieren als wir tatsächlich können. « |
Hallowell: Ganz sicher. Organisationen opfern ihr kostbarstes Gut, nämlich die Fantasie und Kreativität der Gehirne, die sie beschäftigen, indem sie ADE erlauben, die Organisation heimzusuchen. Es ist gar nicht so schwierig, ADE zu beherrschen, wenn man sie erst einmal als solche erkannt hat. Man muss Grenzen ziehen und Zeit zum Nachdenken reservieren. Warren Buffett (amerikanischer Börsen-Guru, Anm.d.Red.) sitzt in einem kleinen Büro mitten im Nirgendwo und verbringt viel Zeit damit, nur zu denken. Und wir selbst geben uns diese Möglichkeit nicht.
CNET: Sie sagen, dieser Zustand erreicht endemische Ausmaße. Wie groß schätzen Sie den Anteil der arbeitenden Bevölkerung, die an ADE leidet?
Hallowell: Ich kann jetzt nur raten, weil ich keine Erhebungen vorgenommen habe. Aber ich habe in von mir geleiteten Seminaren informelle Erhebungen durchgeführt. Wenn wir von Managern und leitenden Angestellten in Großunternehmen als arbeitende Bevölkerung sprechen (im Unterschied zu Menschen, die bei Burger King oder so arbeiten), dann werden es, glaube ich, 30, 35, 40 Prozent sein.
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2 Kommentare zu Zu viele Informationen: Warum wir nicht mehr richtig aufmerksam sein können
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Zu viele Informationen: Warum wir nicht mehr richtig aufmerksam sein können
Kann dem Artikel nur zustimmen. Der Mythos
ewig verfuegbar sein zu muessen und alle Neuigkeiten permanent parat haben zu muessen, fuehrt am Ende zu nichts, da niemand mehr fokussiert arbeitet.
Alle nehmen sich zu wichtig
Heutzutage ist man ohne Handy (Email,IM usw.) für die meisten ein Relikt des vergangenen Jahrhunderts. Ich persönlich gönne mir oft den Luxus, das Handy auf dem Schreibtisch liegen zu lassen und nicht mit zu nehmen. Wer das mal probiert hat, "nicht erreichbar" zu sein, wird es geniessen. Und mal ehrlich, sind wir wirklich so unersetzbar?