EAI-Forum 2005: Die Suche nach dem Service

Die Frage, die im Zusammenhang mit SOA derzeit Anwender allerdings quält, ist, wie ein Service beschaffen sein sollte, wie seine Granularität ist? Werden Services sehr granular implementiert, besteht die Gefahr, dass die Zahl der Komponenten unübersichtlich wird, wie es bei der objektorientierten Softwareentwicklung oft der Fall war. Die Verwaltung der Objekte nimmt dann mehr Aufmerksamkeit in Anspruch als die Entwicklung stabiler Lösungen. Zudem lässt die Performance zu wünschen übrig. Sind Services dagegen zu groß, widerspricht das der Wiederverwendbarkeit und der Flexibilität. Es besteht dann die Gefahr, dass Bausteine erneut zerlegt werden müssen. Bei allem Bemühen der Vortragenden bleibt auch in diesem Punkt nur die ernüchternde Erkenntnis: Probieren geht über studieren.

Auf der Suche nach dem passenden Service haben sich jedoch ein paar Regeln herauskristallisiert, wie man beim Design und der Definition vorgehen sollte: Zum einen sollte sich die Gestaltung von Software an grundsätzlich an den Vorgaben des Business orientieren – also an den Geschäftsprozessen, wie Robert Winter, Professor an der Universität St. Gallen, empfiehlt. Sinnvoll sei es, einen Masterplan für das gesamte Projekt zu erstellen und zunächst Geschäftsprozesse als Services abzubilden, die rasch zu implementieren sind und den größten Nutzen versprechen. „Die IT und die Business-Verantwortlichen sollten bei der Gestaltung von Services eng zuammenarbeiten“, so Winter weiter. Hierin sieht er große Chancen, künftig gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Allerdings sein dazu eine gemeinsame Sprache und Verständnis notwendig, an dem es heute leider oft noch fehlt.

Winter teilt Unternehmen in mehrere Ebenen ein, auf denen Services im Rahmen eines Business Engineerings zu designen und implementieren sind: auf der Ebene des Managements (Strategie), der Fachprozesse, dem Application Layer und der IT-Basisschicht. „Im Application Layer treffen die Ziele aus Sicht der Unternehmensstrategie und der IT-Infrastruktur zusammen“, erklärt Winter. Ein weiterer Ansatz für die Gestaltung von Services ist es, zunächst solche Komponenten zu entwickeln, von denen man annehmen kann, dass sie über eine längere Zeit stabil bleiben.

Ganz gleich welchem Vortrag man in Karlsruhe auch lauschte: die Begeisterung für das SOA-Konzept hat Berater, Analysten, Hersteller und Anwender gleichermaßen fest im Griff. Bei aller Euphorie und Gleichklang, scheint sogar der harte Mitbewerb zwischen den Integrations-Anbietern fast vergessen zu sein. Die quälenden Diskussionen der letzten Jahre, wer im Kampf der EAI-Anbieter überleben wird und wer am ehesten den Wechsel zu Web Services schafft, waren oberflächlich kein Thema. Auch dem SAPs Netweaver und hier speziell dem Produkt Exchange Infrastructure (XI), mit dem die Walldorfer seit rund zwei Jahren im Revier der Integrationsanbieter wildern, wurde bei den Besuchern des EAI-Forums nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, wie noch im vergangenen Jahr.

Die führenden EAI-Anbieter wie Seebeyond, Tibco, Webmethods, Vitria, Axway, IBM und Bea haben sich an die Bedrohung durch SAP gewöhnt und gehen damit eher offensiv um, nach dem Motto: So lange man SAP technologisch ein bis zwei Jahre voraus ist und es genügend Branchen und Nischen gibt, in denen SAP keine dominante Position einnimmt, lassen sich weiterhin gute Geschäfts machen. Laut Gartner soll der Markt für Integrationssoftware und Middleware von 5,1 Milliarden Dollar im 2001 auf über 10,5 Milliarden in 2006 wachsen. Kernmärkte der klassischen EAI-Hersteller sind die Telekommunikationsindustrie, Banken und Versicherungen, der Handel sowie die High-Tech-Industrie.

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