Zum Auftakt des „Nano Trends“-Kongresses in München räumte Josh Wolfe, einer der führenden Nanotech-Analysten der USA und Vorsitzender der Nano Trends, mit gängigen Vorurteilen auf: „Wer glaubt, alle Produkte mit dem Zusatz Nano würden bald Riesengewinne abwerfen, der irrt“, warnte Wolfe. Viele Experten schätzten Nano falsch ein und schürten zu viel Euphorie, so seine Kritik.
Das fange schon mit einzelnen Definitionen an: „Alle sprechen vom Nanotechnologie-Markt“, so Wolfe. „Einen Nanotech-Markt gibt es aber genauso wenig wie Nanotech-Firmen oder Nanotech-Produkte.“ Stattdessen gebe es eine Art Wertschöpfungskette, entlang derer Produkte mit Nanoelementen entstünden: Aus Nanopartikeln produzierten Unternehmen Zwischenprodukte wie Oberflächen, Textilien oder Computerchips, die wiederum eingesetzt werden könnten in Autos, Medikamenten, Kleidung oder Elektronik.
Seine Prognose für einzelne Glieder dieser Kette: „Die meisten der 200 Start-up-Unternehmen, die derzeit ihr Glück in der Produktion einzelner Nanopartikel versuchen, werden scheitern. Auf diesem Markt werden sich langfristig eher Firmen wie Cabot, Degussa oder Dupont ausdehnen können.“ Quereinsteiger hätten dafür Chancen in den Zwischenstationen, also zum Beispiel der Halbleiter- oder Elektronikindustrie und auf dem Markt der Pharmakotherapie: „Hier können sogar neue Unternehmen die Führung übernehmen.“ Gestärkt würden vor allem aber die Branchen, die Fertigprodukte mit Nano herstellen.
Auch wenn Wolfe der Euphorie skeptisch gegenübersteht, nannte er doch zahlreiche Anzeichen für eine positive Entwicklung der Nanotechnologie.
Nicht nur, dass mehr als 8,6 Milliarden Dollar im letzten Jahr weltweit für die Nano-Forschung ausgegeben wurden, auch die wichtigsten Key-Player sprechen sich für die Technologie aus: „General Electric räumt Nanomaterialien eine äußerst hohe Priorität ein.“ Zudem wachse die Anzahl der Patentanmeldungen für Nanoapplikationen enorm. Und schließlich berichteten auch die Medien verstärkt über die Technologie der kleinsten Teilchen, so dass die breite Öffentlichkeit die Entwicklungen wahrnehme. „Es ist fast wie mit dem beginnenden Internet-Hype vor rund zehn Jahren“, erinnert sich Wolfe. „Nur mit dem Unterschied, dass es sich hier um eine Wissenschaft handelt“.
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