Bis 2007: BMW will 7er mit Wasserstoff-Antrieb ausstatten

Gegen Wasserstoff wurde lange ins Feld geführt, dass man auf dem Wasserstoff-Tank wie auf einer Bombe unterwegs wäre…

Huss: Tatsächlich ist Wasserstoff vorbelastet: Im Kopf fast aller hat sich die Hindenburg-Katastrophe von 1937 in Lakehurst festgesetzt. Dabei muss man aber klar sagen, dass damals nicht der eingesetzte Wasserstoff Schuld war, sondern die Beschichtung des Zeppelins. Zudem sind die meisten Toten nicht durch Feuer, sondern durch Stürze aus großen Höhen zu beklagen gewesen. Klar ist aber: Das Risiko von Wasserstoff ist ein anderes als das von Benzin: Wenn Sie ein Leck im Wasserstofftank haben, wird der Wasserstoff sehr schnell abgeblasen und geht nach oben weg. Dort diffundiert er ebenso schnell in ungefährliche Dimensionen.

Benzin dagegen läuft langsam unter das Auto – dort ist es oft heiß. Verletzte in einem Auto werden also durch Benzin mehr gefährdet als bei Wasserstoff. Anders verhält sich das natürlich in geschlossenen Räumen: Dort kann sich Wasserstoff in zündfähiger Mischung ansammeln. Da müssen Sie besondere Lüftungen einplanen, auch an Tankstellen. Aber das wäre alles regel- und machbar. Vergessen Sie nicht, dass eine Welt ohne Benzin ja gar nicht mehr vorstellbar ist. Wir haben in den vergangenen hundert Jahren den Umgang mit Benzin gelernt – andernfalls kämen Sie heute mit Ihrem Patent für ein Auto zur Zulassungsstelle und der Mann dort würde Sie abweisen, weil ihm die Vorstellung von 20 oder 30 Autos in einer Tiefgarage als viel zu gefährlich erscheint. So ähnlich verhält es sich mit dem Wasserstoff heute. Ich will damit sagen: Nicht Benzin alleine oder Wasserstoff alleine sind gefährlich, nur der falsche Umgang damit ist es.

Ihre Wasserstoff-Forschungen betreiben Sie im Verbund unter anderem mit Opel und Daimler Chrysler. Müssen die Endkunden damit rechnen, prinzipiell gleiche Autos von den verschiedenen Herstellern angeboten zu bekommen?

Huss: Die sind zum Teil ja bereits mit eigenen Modellen am Markt. Ich vermute, dass nahezu alle Fahrzeuganbieter dieser Welt am Thema Wasserstoff dran sind. In Detroit haben wir zusammen mit General Motors einen Wasserstoff-Bus gezeigt – was zeigt, dass wir alle in einer Phase sind, in der Kooperationen nötig sind. Gerade im Hinblick auf den Aufbau der Infrastruktur, bei Forschungsfragen etwa zum Speicherproblem, auf dem Gebiet der technischen Normung, des technischen Regelwerks für Tankstellen und Kunden. Die Zusammenarbeit findet sowohl in Deutschland als auch in Europa und der gesamten Welt statt. Der Weg der Gemeinsamkeit wurde längst beschritten. Jetzt muss auch die Politik in Bezug etwa auf ein technisches Regelwerk für Tankstellen ihre Hausaufgaben machen. Auch die Mitarbeit der Mineralölwirtschaft ist gefragt, damit wir die nötige Fahrt aufnehmen. Das ist ja ein altes Problem: Sobald wir Autobauer etwas anschieben wollen, springen viele mit auf den Zug, nur um ihn zu bremsen.

Bis wann rechnen Sie denn mit weltweit verbindlichen Standards, für Tankstellen etwa?

Huss: Das kann ich leider nicht genau beantworten. In automobilen Regelwerken etwa zur Sicherheit oder zu Abgasemissionen haben wir es leider immer noch nicht mit Weltstandards zu tun. Vielmehr haben wir es mit jeweils eigenen Gesetzgebungen in Japan, in der EU und den USA zu tun. Im Rahmen der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (ECE) soll das harmonisiert werden. Einige Länder sehen jedoch im Beharren auf eigene Gesetze einen Weg, aktiv Industriepolitik zu betreiben. Viele haben den Willen zu so genannten Welttechnologiestandards bekundet, aber bislang ist dies noch in keinem Punkt geschafft worden. Wenn man also noch nicht einmal das Blinkerglas weltweit verbindlich festlegen kann, wie soll das dann in der komplexen Welt der Wasserstoff-Autos möglich sein? Auf der anderen Seite stehen wir alle vor den gleichen Herausforderungen, endlich etwas anders als in den vergangenen 100 Jahren zu machen. Das sollte Anlass genug für alle Beteiligten sein, endlich am gleichen Strang zu ziehen.

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ZDNet.de Redaktion

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