VoIP für Privatanwender: Wann ist es endlich so weit?

Wann wechselt das Massenphänomen Internet-Telefonie in den Massenmarkt über? Welche Argumente zählen für die Privatanwender am ehesten? Diese und andere Fragen stellte ZDNet einem, der es wissen muss: Jörg Kracke, Geschäftsführer von 3Com Deutschland.

Kaum ein IT-Thema interessiert die Öffentlichkeit momentan mehr als Voice over IP (VoIP). Wo geht es hin, was können die Nutzer – sowohl private als auch geschäftliche – von der Technologie erhoffen? ZDNet fragte Jörg Kracke, Geschäftsführer von 3Com Deutschland, einen ausgewiesenen Experten.

ZDNet: Dank Call-by-Call haben die Gesprächskosten inzwischen ein sehr niedriges Niveau erreicht. Zieht man möglicherweise notwendige Investitionen in Betracht, ist Voice over IP für den klassischen Privatanwender preislich womöglich gar nicht so attraktiv. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Kracke: Grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht, die Tarife der Provider werden in regelmäßigen Abständen immer günstiger. Bedenken sollte man jedoch, dass VoIP im Privatbereich noch ganz am Anfang steht – der Funktionsumfang wird noch deutlich zunehmen. Ähnlich verhält es sich bei Handys und Festnetztelefonen: Anwender tendieren dazu, die Funktionalität eines Handys auch zuhause nutzen zu wollen. Auf den VoIP-Bereich übertragen bedeutet das, dass Privatanwender bald nach den Funktionen verlangen, die sie auch aus der Geschäftswelt gewohnt sind, etwa das Zusammenspiel des Telefons mit diversen Applikationen.

ZDNet: Halten Sie die Diskussion um Zusatzfunktionen nicht für eine Scheindiskussion? Privatanwender schielen zunächst auf den Preis, erst dann auf die gebotenen Funktionen.

» So, wie sich die Festnetztelefonie in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der Geschäftswelt in die Privathaushalte ausgedehnt hat, so wird dies auch mit VoIP geschehen. «

Kracke: Natürlich wird es gerade bei den Privatanwendern immer eine breite Schicht geben, die zuerst auf den möglichst günstigen Preis achtet. Genauso wird es aber eine Nutzergruppe geben, die sich auf den Mehrwert fokussiert. Vielleicht ist es dabei wichtig, den Gesamtzusammenhang im Auge zu behalten: Wohin steuert denn unsere mediale Welt? Es ist beispielsweise nur ein kleiner Schritt von VoIP zu Video-Conferencing. Ein großer Schritt dagegen ist es von der heutigen Festnetztelefonie zu diesen medialen Mehrwerten. Vielleicht driftet der Markt aber auch auseinander… Egal auf welche Art wir telefonieren: Immer sind wir mit einer Grundgebühr belastet. Erst wenn wir das entbündelt haben, wird es einen neuen Innovationsschub geben.

ZDNet: Damit greifen Sie unserer nächsten Frage vor: Für wie entscheidend halten Sie die Entkoppelung von Telefon- und DSL-Anschluss für die weitere Entwicklung von VoIP in Deutschland?

Kracke: Dazu muss ich einen Ausflug in die Geschäftswelt wagen: Dort sind die Service-Provider sehr flexibel, möglicherweise retten sie das auch in die Welt der Privatanwender hinüber. Enterprise-Kunden, die in VoIP-Telefonie investiert haben, benötigten bis vor kurzem ein Gateway, um ins öffentliche Netz zu gelangen. Heute jedoch stellen die Provider Voice-Schnittstellen auf IP-Basis zur Verfügung. Es hat hier also bereits eine schleichende Migration von der Leitungsvermittlung hin zu einer VoIP-Funktionalität stattgefunden.

Themenseiten: 3Com, IT-Business, Technologien, VoIP

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