Firefox: Hinter den Kulissen des Mozilla-Hauptquartiers

ZDNet: Was führte Ihrer Meinung nach zum Erfolg von Firefox?

Dotzler: Ziemlich viele Dinge sind zum richtigen Zeitpunkt passiert. Microsoft hat sein IE-Team aufgelöst. Das Internet hat sich verändert. Plötzlich gab es jede Menge Pop-Ups, Spyware und Viren. Normale Menschen wie meine Mutter haben sich nicht mehr getraut, das Internet zu nutzen, aus Angst vor diesen Dingen. Mit Firefox erwiesen sich viele Sicherheitsbedenken als unbegründet. Man konnte wieder im Netz surfen, ohne dass man Angst vor Pop-Ups haben musste, die unerwünschte Spyware installierte.

Zum Zeitpunkt des Release von Version 1.0 waren die meisten Websites auf dem Weg zu mehr Kompatibilität. Unsere eigenen Rendering-Technologien wurden schneller und schneller. Das bedeutete, mit Firefox funktionierte das Internet genau wie es sollte.


ASA DOTZLER
MOZILLA FOUNDATION

Die Bedienung von Firefox wurde leichter, das Programm wurde kleiner. Ben Goodger (ZDNet-Interview hier) – der wichtigste Firefox-Programmierer – implementierte einige tolle Installations-Tools. Mit diesen konnte man Bookmarks, Einstellungen und so weiter übernehmen. Firefox erschien vielen wie ein Upgrade für den Internet Explorer.

Zu dem Zeitpunkt, als Firefox auf der Bildfläche erschien, legte US-CERT Computernutzern nahe, andere Browser als den Internet Explorer zu verwenden. Microsoft konnte keine Patches oder Workarounds für einige schwerwiegende Sicherheitslücken ihres Browsers anbieten.

All diese Faktoren ergaben eine Art kritische Masse, so erreichten wir relativ schnell einen Marktanteil von fünf Prozent. Dieses schnelle Wachstum führte wiederum zu einer erhöhten Aufmerksamkeit der Allgemeinheit. Als der Marktanteil Microsofts plötzlich von 98 Prozent auf 95 Prozent zurückging, wurde man aufmerksam. Unser früher Erfolg führte letztlich zu weiterem Erfolg.

ZDNet: Im letzten Jahr gab die Mozilla Foundation bekannt, den Marktanteil bis Ende 2005 auf zehn Prozent auszubauen zu wollen. Da dieses Ziel ja offensichtlich schon erreicht ist, stellt sich die Frage nach neuen Plänen.

Dotzler: Ich habe mir keine Ziele gesetzt, was den Marktanteil betrifft, mein Ziel ist es vielmehr, Firefox mit jeder neuen Version zu verbessern und den Browser einer breiteren Nutzerbasis verfügbar zu machen.

» Zu dem Zeitpunkt, als Firefox auf der Bildfläche erschien, legte US-CERT Computernutzern nahe, andere Browser als den Internet Explorer zu verwenden. Microsoft konnte keine Patches oder Workarounds für einige schwerwiegende Sicherheitslücken ihres Browsers anbieten. «

Die Anzahl der Nutzer, die wir momentan ansprechen, ist begrenzt. Unsere Zielgruppe sind bis jetzt nur User, die sich selbstständig auf die Suche nach neuer Software begeben, diese downloaden und installieren, dabei machen das nicht wirklich viele. Ich schätze, dass weit weniger als die Hälfte aller Internetnutzer einen Browser downloaden würden.

Der nächste Schritt ist es, genau diese Anwender zu erreichen, mit dem Verteilen von CDs oder in Zusammenarbeit mit ISPs und OEMs. So erhalten beispielsweise die Kunden des US-amerikanischen Providers Speakeasy Firefox auf der Setup-CD, einer der großen australischen OEMs (Acer) verschickt Firefox mit neuen Systemen an seine Kunden.

Bevor ein bekanntes Computermagazin eine CD verbreitet, müssen wir mit den Verantwortlichen sprechen. Durch Spreadfirefox stehen wir in Kontakt zu Usern, die CD-Hersteller kennen und wissen, wann die nächste CD erscheinen wird. Ebenso sprechen wir ISPs an, auch OEMs müssen davon überzeugt werden, ihre Systeme mit einem vorinstallierten Firefox-Browser auszuliefern.

Wir müssen uns auf die Orte konzentrieren, an denen wir unseren Browser kostenlos verteilen können, in manchen Fällen werden wir aber auch bezahlen müssen. Sollen Desktop-Rechner der fünf größten OEMs mit Firefox ausgeliefert werden, müssen wir dafür wahrscheinlich bezahlen.

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Neueste Kommentare 

4 Kommentare zu Firefox: Hinter den Kulissen des Mozilla-Hauptquartiers

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  • Am 15. August 2005 um 18:41 von gnu

    Warum nicht Thunderbird
    Hallo, ich möchte gern Thunderbird nutzen, aber er ist um einiges langsamer als Outlook Express.

    • Am 17. August 2005 um 15:13 von Ein User

      AW: Warum nicht Thunderbird
      Das Programm selbst ist sicher nicht langsamer als Outlook Express. Allerdings dauert das Starten länger, was daran liegt, dass von Outlook Express schon beim Hochfahren Teile mitgeladen werden. Das ist bei Thunderbird nicht der Fall, da es natürlich nicht so in Windows integriert ist. Allerdings sind auch unabhängig davon die Startzeiten sowohl von Firefox als auch von Thunderbird zu lang und haben schon so manchen wieder zurück zu Microsoft oder anderen Anbietern gebracht. Wenns Möglichkeiten gibt (Opera startet z. B. samt Mailclient wesentlich schneller) sollte Mozilla hier dringend dran arbeiten. Zeit ist nun mal – besonders in Unternehmen – Geld!

  • Am 11. August 2005 um 21:54 von Franz Oswald

    Firefox Männer
    in der Bildergalerie sehe ich lauter Männer; arbeiten bei Firefox keine Frauen? Ich verlange Parität!!
    Franz Oswald aus Wien

    • Am 17. August 2005 um 15:10 von EinUser

      AW: Firefox Männer
      Die waren doch hinten in der Küche am Herd und bereiteten das Abendessen vor Mensch!

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