Die Stärke eines Realisierungskonzepts liegt in der vollständigen Modellierung des Gesamtsystems: Es gliedert alle Anforderungen des Kunden in Anwendungsfälle und stellt für jeden dieser Fälle ein Aktivitätendiagramm dar. Beispiel: Der Teilnehmer eines Kundenbonussystems bestellt eine Prämie. Das Aktivitätendiagramm vollzieht für diesen Prozess Reihenfolgen und Schnittstellen aller funktionalen Schritte grafisch nach. Aktivitäten wie „Prämien-Katalog anzeigen“ und „Bestellung anlegen“ sind dabei sogenannten SPUs (Software-Produktions-Umgebung) zugeordnet, die durch vertikale Linien – so genannte Swimlanes – grafisch getrennt sind. Die SPUs entsprechen den in der fachlichen Architektur festgelegten Systembereichen wie dem Call Center oder Buchungssystem. Jeder SPU wird später ein Entwicklungsteam zugeteilt, um die einzelnen Aktivitäten in Software umzusetzen. Im Vergleich zum Vorgehen ohne Realisierungskonzept müssen diese Teams aber nicht mehr zunächst Aufbau und Schnittstellen oder sogar die eigenen Zuständigkeiten für Aktivitäten klären. Dies ist durch die Diagramme der Analysten bereits klar festgelegt.
Die Entwickler konzentrieren sich im DV-Konzept lediglich auf den Bauplan innerhalb einer einzelnen Aktivität. Hierzu gehören der Software-Code, Dateien, Tabellen oder der verwendete Algorithmus. Diese Arbeiten sind für den Projekterfolg verhältnismäßig unkritisch, da die Teams sie autonom durchführen. Denn über die festgelegten Schnittstellen stehen nötige Informationen benachbarter SPUs (im Diagramm kreuzen dabei Verbindungslinien die Swimlanes) im richtigen Format zur Verfügung. Es handelt sich daher durchweg um so genannte atomar ausführbare Aktivitäten, die keine inhaltlichen Abstimmungen mehr benötigen
Zu jedem Aktivitätendiagramm erstellen die Analysten zusätzlich so genannte Spezifikationen. Diese bestimmen für jede Aktivität zusätzliche Detailforderungen oder Restriktionen. Beispielsweise definiert der erste Schritt einer Prämienbestellung: „Prämien-Katalog anzeigen“. Er ist dadurch spezifiziert, dass der Teilnehmer des Bonusprogramms nur lieferbare Prämien bestellen kann und die Lieferadresse innerhalb Deutschlands liegen muss. Alle diese Schritte werden lückenlos und komplett für alle Funktionen des zu erstellenden IT-Systems definiert. Es entsteht für jeden Anwendungsfall ein Aktivitätendiagramm mit Spezifikationen und insgesamt eine gleichmäßige Systembeschreibung, die an allen Stellen den gleichen Komplexitätsgrad aufweist.
Die Vollständigkeit der Modellierung verantwortet als Leiter des Analysten-Teams der Software-Architekt. Er prüft, ob jeder einzelne Satz aus dem Anforderungskonzept des Kunden in den Spezifikationen wieder auftaucht und referenziert ist. Weiterhin überprüft der Kunde die Vollständigkeit seiner Anforderungen und die Entwickler beurteilen, ob die Modelle umsetzbar sind. Erst wenn beide Seiten das Realisierungskonzept freigegeben haben, starten die Entwickler mit ihrer Arbeit. Das Realisierungskonzept erfordert selbst für umfangreiche Projekte in der Regel nicht mehr als 150 Anwendungsfälle. Die Grafiken machen komplexe Systeme transparent und sind daher auch für Mitarbeiter in Fachbereichen nachvollziehbar.
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