CNET: Wie beabsichtigt Microsoft, das Server-gleich-Service-Angebot auf den Markt zu bringen? Sie haben die Server. Haben Sie auch die Services?
Gates: Nun, gehen wir es mal durch: Wir haben Active Directory, dessen Funktionsumfang wir erheblich erweitern. Darüber wird zurzeit sehr viel geredet. Und dann haben wir Passport. Wir machen diese sehr symmetrisch, und diese Zusammenschlussmöglichkeit spielt eine wesentliche Rolle bei der Architektur, der diese Dinge folgen.
Auch E-Mail haben wir, nämlich Hotmail und Exchange. Wir werden dann auch für einige Telekommunikationsfirmen Exchange gehostet haben. Was Websites betrifft, so haben wir ein paar Leute mit Sharepoint-Hosting. Wir haben Spaces, eine abgespeckte Version davon. Wir werden diese zusammenbringen. Unsere Services haben sehr preiswert angefangen, allerdings ohne großen Funktionsumfang. Unsere Server hingegen bieten eine hohe Funktionalität. Indem wir diese Dinge miteinander verbinden, stellen wir Ihnen die Vielfalt bereit und auch die Wahl, sie als Server oder als Service zu bekommen. Und das ist für uns ein sehr wichtiger Punkt. In diesem Bereich sind wir im Moment am stärksten beim Instant Messenger, wobei der MSN Messenger der Service und der Live Communications Server der Server ist. Diese Dinge sind also sehr symmetrisch.
CNET: Warum aber gerade jetzt Services? Diese Idee gibt es schon seit geraumer Zeit. Es hat einige Projekte bei Microsoft gegeben, die Office-ähnliche Fähigkeiten anbieten sollten, die es aber dann nicht auf den Markt geschafft haben. Was hat sich geändert, dass es diesmal mit der Verwirklichung klappt?
Gates: Die Tatsache, dass Windows überwacht, wann Anwender-PCs abstürzen und Probleme haben und wir darüber Berichte erhalten, das gibt es schon seit drei Jahren. Software wird immer besser, weil sie eingebunden ist und man sehen kann, wie sie verwendet wird und man sie im Lauf der Zeit verbessern kann. Fürs Patchen hat es bisher noch keine Infrastruktur gegeben. Manche dieser Sicherheitsdinge haben das vorangetrieben, und wir können auch davon profitieren, dass wir diese Infrastruktur haben – nicht nur im Bereich Sicherheit, sondern auch bei weiteren Verbesserungen. Das Services-Konzept entwickelt sich immer weiter. Das erste Unternehmensmeeting, an dem ich über Software als Service gesprochen habe, fand 1998 statt. Die Beziehung mit unseren Kunden hat sich gewandelt, von Standard-Software zu etwas anderem.
Wann habe ich zum ersten Mal von „Information at your Fingertips“ gesprochen? Das war 2000, bei der Comdex. Kommen wir denn heute mühelos an Informationen heran? Nein. Haben wir heute wesentlich mehr Informationen als im Jahr 2000 zur Verfügung? Eine riesige Menge mehr. Wir bekommen gute Websuchergebnisse, wir haben RSS. Die Software als Service ist also vorangekommen. Wir brauchten das Internet. Wir brauchten preiswerten Internetzugang. Wir brauchten XML. Die Größenvorteile des Betreibens großer Server-Farmen… diese sind realisierbar, und zwar mit Erfolg.
Sie werden den Services-Bereich also wachsen sehen. Wir haben ein Unternehmen namens Frontbridge gekauft, das ist eine Art Software-Service-Unternehmen. Wir selbst sehen ein großes Maß an Expansionen in diesem Bereich. Es geht nicht nur um Verbraucher. Ein Großteil davon, eigentlich der größte Teil, konzentriert sich auf Unternehmen. Wir geben ihnen die Wahl, wie sie ihre IT gestalten wollen, und zum Teil geschieht das über Services.
CNET: Telekommunikationsfirmen wollen das schon seit langem tun. Und manche von ihnen zählen zu Ihren Kunden. Stellt das nicht einen Konflikt dar?
Gates: Unsere Beziehung zu Telekommunikationsfirmen ist besser gefestigt denn je. Sie haben uns als Anbieter von Basistechnologien erlebt, der ihnen den Einstieg in das Videogeschäft ermöglicht hat, und fragen sich nun, ob ihre eigene F&E-Abteilung dazu in der Lage gewesen wäre. Sie sehen also, wie sie das integrieren und ein Service-Provider sein können, der mehr als nur Telefonie anbietet. Ihre strategischen Pläne hängen also mehr denn je von unserem Erfolg bei diesen Dingen ab.
CNET: Ändert sich Ihr Ansatz im Markt für CRM-Software durch den Kauf von Siebel durch Oracle?
Gates: Larry [Ellison] sagte eine umfangreiche Konsolidierung voraus und er setzt alles daran, diese Voraussage Realität werden zu lassen. Die Prognose ist brillant. Wenn die nächsten drei Leute unter Ihnen keinen Code schreiben, sondern Geschäfte abschließen, was bekommen Sie dann? Sie bekommen Abschlüsse. Sie schließen wahrscheinlich mehr Geschäfte ab als alle anderen. Und wir schreiben eben mehr Code als alle anderen. Wir haben unsere CRM-Pläne bisher sehr ernst genommen, darunter auch die Aufwärtsskalierung für sehr anspruchsvolle Fälle.
SAP ist im Bereich CRM sehr stark und ein guter Partner. Siebel war ursprünglich im CRM-Bereich führend, und wir unterhalten mit dem Unternehmen eine gute Beziehung. Wir werden diese pflegen, obwohl das Unternehmen zu Oracle gehört. Beim CRM dreht es sich hauptsächlich um Arbeitsabläufe, und wir sind dabei, diesen Aspekt in all unsere Anwendungen stärker zu integrieren. Man muss allerdings zugeben, dass CRM im Großen und Ganzen nicht alle bestehenden Erwartungen erfüllt hat. Die Tatsache, dass es als eine selbstverständliche Komponente von Office und der Plattform – einem großen Anteil davon – neu positioniert wird, ist meiner Meinung nach nicht allzu überraschend. CRM hat sich nie als der klar umrissene, eigenständige Teil herausgestellt, den manche erwartet hatten.
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