Yahoo und Google kämpfen um die Internethoheit

Mit Sprachapplikationen zum persönlichen Info- und Kommunikationsmanager

Yahoo und Google, die beiden Giganten der Internetwirtschaft, liefern sich einen harten Konkurrenzkampf um die Herrschaft im Web. Beinahe im Wochenrhythmus starten die beiden Unternehmen neue Produkte oder Programmversionen, kaufen Unternehmen, heuern Mitarbeiter an oder treten in neue Märkte ein. So investiert Yahoo mehrere Milliarden Dollar in Suchtechnik, Bilderdienste und Kommunikation, um das Internetunternehmen zum dominanten Medienunternehmen aufzubauen. Google bewegt sich in eine ähnliche Richtung: Die Suche umfasst nicht nur klassische Internetseiten, sondern wurde Schritt für Schritt auf Bilder, Nachrichten, Lokales, Wikipedia-Einträge und Tagebücher ausgeweitet. Heute arbeitet Google daran, den Bestand vieler großer Bibliotheken einzuscannen, um erstmals eine Volltextsuche in Büchern zu ermöglichen. Das Unternehmen indexiert selbst ganze Radio- und Fernsehprogramme, was den Sendern auf Dauer ihre Kontrolle über die Inhalte entzieht.

Damit die Nutzer nach erfolgreicher Suche Google nicht den Rücken kehren, setzt das Unternehmen auf Kommunikationsdienste: Das E-Mail-Programm G-Mail oder Google Talk, der jüngst gestartete Dienst für Echtzeitnachrichten und Internet-Telefonie, sind dafür erste Anhaltspunkte. Experten sehen auch Belege für den Einstieg ins Geschäft mit Sprachapplikationen. „Sprachtechnologie macht Webinhalte für das Telefon nutzbar. Internet-Suchdienste werden von Millionen Surfern genutzt und bieten sich daher besonders dafür an, in Sprache abgebildet zu werden. Das erste Google Voice Portal ist wegen einer doppelten Unschärfeproblematik von den Verbrauchern noch nicht angenommen worden. Damals war die Spracheingabe wesentlich leistungsschwächer als es heutige Systeme sind. Zudem irritierte die Ausgabe der Suchergebnisse aufgrund ungeeigneter Auswahl-Logarithmen“, so Bernhard Steimel, Sprecher der Brancheninitiative Voice Business.

Google arbeite wohl daran, den Voice Kanal neu darzustellen. „Dafür spricht die Verpflichtung von vier Voice Top Shots. Michael Cohen ist User Interface Experte der ersten Stunde. Bill Byrne kann nachgewiesenermaßen die komplexen Voice Architekturen konzipieren und errichten, die für ein neues Google Voice nötig wären. Adam Bosworth ist einer der Vorreiter in der Entwicklung und Nutzung von Markup-Sprachen. Kai-Fu Lee kommt von bei Microsoft und gilt als Koryphäe auf den Gebieten der Spracherkennung und der künstlichen Intelligenz“, weiß Steimel.

Analysten sind sich sicher, dass die Vorstellung einer einfachen Umsetzung von Google Search für das Telefon angesichts dieser Konzentration von Voice Kompetenz bei Google zu kurz greift. Das Voice-Team von Google arbeitet sicherlich an einem größeren Konzept. Eine Art persönlicher Google Info- und Kommunikationsmanager, der G-Mail mit G-Organizer, G-Contacts und G-Earth zu einer sprachgesteuerten Info- und Kontakt-Accessbase verschmilzt. Eine solcher Dienst wäre von jedem Handy mobil zu nutzen, wenn alle Funktionen für Sprachausgabe und -erkennung ebenso ausgelegt wären wie für die Nutzung mit grafischem Interface. Millionen Kunden hätten dann auf mobilen Endgeräten mit VoIP und Datenanbindung die Welt in der Tasche: „Sie könnten telefonisch ihre gesamte E-Mail-Korrespondenz führen, Kontakte und Termine pflegen und das Web in Text, Ton und Video durchsuchen“ spekuliert Steimel.

Der Suchmarkt werde mit dem Einzug von Spracherkennung in eine neue Dimension wachsen. „Voice wird künftig in doppelter Beziehung eine Rolle spielen: für die Erschließung neuer Suchinhalte wie Voicefiles und als neuer Zugangsweg ins Internet, zu persönlichen Daten und Kommunikationsmitteln von unterwegs und in Hands-free Umgebungen“, so Steimel abschließend.

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