Der kanadische Telekommunikationsausrüster Nortel will seine Betriebskosten deutlich senken. Damit plane das Unternehmen, der wachsenden Konkurrenz durch chinesische Anbieter wie Huawei zu begegnen, sagte Vorstandschef Bill Owens in London.
Sparen will er, indem er Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zusammenlegt, die Verwaltung strafft und Stellen abbaut. Owens sieht Nortel gut positioniert, um auf Asiens Wachstumsmärkten gute Geschäfte zu machen. Auch als Dienstleister für Firmen wollen die Kanadier eine größere Rolle spielen.
Nortel will den Anteil der Betriebskosten am Umsatz von 40 Prozent bis Ende 2006 auf 30 Prozent drücken. Das bedeute Einsparungen von rund einer halben Milliarde Dollar im laufenden Jahr, sagte ein Firmensprecher. Zur Höhe des damit verbundenen Stellenabbaus wollte er sich nicht äußern.
Nortel hat im ersten Halbjahr den Umsatz um sieben Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar gesteigert. Unter dem Strich stand jedoch ein Nettoverlust von vier Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr rechne er mit einem Umsatzplus von zehn Prozent, sagte Owen. In Europa wuchs der Umsatz in der ersten Jahreshälfte überdurchschnittlich um 16,5 Prozent.
Der kanadische Konzern hat turbulente Jahre hinter sich: Erst brachen nach dem Ende des New-Economy-Booms Geschäfte und Börsenwert ein, dann erschütterte ein Bilanzskandal das Unternehmen. Als der damalige Chef Frank Dunn deshalb gehen musste, übernahm Owens im Frühjahr 2004 die Führung. Doch noch ist keine Ruhe im Vorstand eingekehrt: Der 65-jährige Owens, einst zweithöchster Offizier der US-Streitkräfte, trennte sich im Juni nach nur drei Monaten von seinem potenziellen Nachfolger, Chief Operating Officer Gary Daichendt, der von Erzkonkurrent Cisco gekommen war. Derzeit sucht Nortel nach einem Chief Technology Officer.
Owens verbreitete am Dienstag dennoch Zuversicht: Nortels Technologie für mobile Breitband-Kommunikation sei Spitze, die Produktpalette für Firmenkunden ähnlich gut wie die von Cisco. Verstärkung sucht Nortel im Router-Geschäft. Hier sei alles denkbar von einer Übernahme bis zum Verkauf des Geschäfts, sagte ein Sprecher. Zu einer möglichen Übernahme des angeschlagenen britischen Konkurrenten Marconi wollte er sich nicht äußern.
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