Der Chipkonzern Infineon und sein Partner Nanya aus Taiwan wollen ihr Gemeinschaftsunternehmen Inotera im Oktober an die Börse bringen. Die geplante Schließung des Münchner Infineon-Werks könnte dagegen mehr als 100 Millionen Euro kosten. „Der Erlös des Börsengangs soll für den Bau und die Ausstattung eines zweiten Werkes verwendet werden“, sagte ein Nanya-Manager am Dienstag. Infineon und Nanya hätten bereits mit den Vorbereitungen für den Gang an die taiwanische Börse begonnen, der Mitte Oktober beantragt werden soll. Der vorläufige Preis je Aktie sei mit 40 Taiwan Dollar (knapp ein Euro) festgelegt worden. Insgesamt wird Inotera mit rund 2,5 Mrd. Euro bewertet, was der Größenordnung von Taiwans größtem Speicherchip-Hersteller Powerchip Semiconductor entspricht.
Der genaue Zeitplan, Größe der Emission und andere Details seien noch festzulegen und hingen von den Marktbedingungen ab, sagte der Manager. Inotera wurde 2002 gegründet und gehört jeweils zur Hälfte Infineon und Nanya. Das Joint Venture produziert Speicherchips – so genannte DRAMs – die hauptsächlich in PCs zum Einsatz kommen. Mit einer Auslastung von 54 000 Siliziumscheiben (Wafern), aus denen die Chips hergestellt werden, im September und geplanten 60 000 im Oktober hat das Werk von Inotera seine Gesamtkapazität von 62 000 Wafern pro Monat fast ausgeschöpft.
Auch im neuen Werk sollen 300 mm große Siliziumscheiben eingesetzt werden. Andere Firmen arbeiten zum Teil noch mit 200 mm großen Scheiben. Je größer die Wafer und je engmaschiger die Technologie, desto mehr Chips können gewonnen werden. „Inotera arbeitet nur mit 300 mm großen Wafern, weshalb die Rentabilität höher ist als die der Wettbewerber“, sagte Shaun Wang, Chip-Analyst bie KGI Securities. „Deshalb sollte meiner Meinung nach die Marktakzeptanz für diesen Börsengang ziemlich gut sein.“ Er gab jedoch zu Bedenken, dass der vorgesehene Preis etwas zu hoch sein könnte.
Der Wettbewerb unter den Chipherstellern läuft im wesentlichen über den Preis, weshalb die Produktionskosten eine beherrschende Rolle spielen. Sinkende Verkaufspreise hatten bei Infineon zu einem Verlust geführt, so dass sich der Konzern von seinem Ziel eines ausgeglichenen Ergebnis in dem am 30. September zu Ende gehenden Geschäftsjahr verabschieden musste.
Derzeit arbeitet Inotera noch mit der 110-Nanometer-Technologie. Im Sommer hat Infineon aber bereits damit begonnen seine Produktion in Dresden auf die modernere 90-Nanometer-Technologie umzustellen. Diese Technologie hat Infineon zusammen mit Nanya entwickelt. Die Partnerschaft umfasst auch die Entwicklung noch kleinerer 70-Nanometer-Strukturen.
Die geplante Schließung des Münchner Werks wird den Infineon-Konzern nach Angaben der IG Metall mehr als 100 Millionen Euro kosten. Diese Zahl habe Infineon bei einer Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft genannt, erklärte Bayerns IG Metall-Chef Werner Neugebauer am Dienstag in München. „Da wird unsinnig Kapital vernichtet.“ Bei den Verhandlungen bekräftigte Infineon, die Schließung sei notwendig. Daher erwägt die IG Metall nun Warnstreiks.
Infineon will das Werk mit 800 Beschäftigten Anfang 2007 auslaufen lassen. Die IG Metall fordert einen Tarifvertrag, um die sozialen Auswirkungen auf die betroffenen Beschäftigten zu regeln, falls die Schließung nicht doch noch verhindert werden kann. Die Gewerkschaft will so zum Beispiel durchsetzen, dass es im Falle einer Schließung hohe Abfindungen gibt und die Mitarbeiter über eine Beschäftigungsgesellschaft für fünf Jahre aufgefangen werden.
Infineon-Verhandlungsleiter Jörg Spiegel sagte: „Wir stehen seit geraumer Zeit mit dem Betriebsrat in Verhandlungen zu einem Interessenausgleich und Sozialplan.“ Infineon fordere die IG Metall auf, sich in diese Gespräche mit einzubringen. „Dies ist das vom Gesetz vorgesehene Procedere. Alles andere bedeutet doppelte Verhandlungen und damit unnötige Verzögerungen.“
Infineon wollte die angeblichen Kosten von mehr als 100 Millionen Euro nicht kommentieren. Laut Gewerkschaft ist das Geld unter anderem für Abfindungen und den Abbau der Fertigungsanlagen notwendig. Infineon war auch bereit gewesen, das Werk mitsamt einer Mitgift an den Erfurter Halbleiterhersteller X-Fab zu verschenken. Die Verhandlungen platzten aber Mitte September.
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