Einst eine reine Internet-Suchmaschine, breitet sich Google auf immer mehr Geschäftsfelder aus. Jetzt besetzt der milliardenschwere Konzern sogar ein Forschungszentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Die Nachbarn in Silicon Valley sprechen nur noch von den „Borg“.
Die Kooperation werde unter anderem die Bereiche Nanotechnologie, große dezentralisierte Computersysteme (distributed computing) und die Verwaltung großer Datenmengen umfassen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwochabend. Auf dem Gelände des von der Nasa betriebenen Ames-Forschungszentrums im Herzen von Silicon Valley werde Google einen neuen Campus mit einer Fläche von etwa einer Million Quadratfuß (93.000 Quadratmeter) errichten. Damit wäre der Komplex etwa doppelt so groß wie das Google-Hauptquartier im benachbarten Mountain View.
Google-Chef Eric Schmidt sagte zu der Vereinbarung: „Stellen Sie sich vor, Sie hätten – wann immer Sie es wollten – eine große Auswahl von Bildern aus dem ‚Apollo‘-Programm zur Verfügung.“ Finanzielle Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Das Ames-Forschungszentrum wurde 1939 gegründet und war im Zweiten Weltkrieg an der Entwicklung von Kampfflugzeugen beteiligt. Auf dem Gelände fand auch Forschung im Rahmen des „Apollo“- Mondprogramms statt.
Google wurde vor sieben Jahren gegründet, expandiert seitdem unaufhaltsam und zog vor zwei Jahren in die ehemaligen Büroräume der Computerfirma Silicon Graphics. 4100 Menschen arbeiten inzwischen für das Unternehmen, das durch seine Suchtechnik groß geworden ist. Je mehr Google wächst, desto mehr Kritik muss die Internet-Suchmaschine jedoch einstecken. Besonders die benachbarten Unternehmen monieren das Gebaren des Aufsteigers und Börsenlieblings. Die US-Zeitung „New York Times“ gewährte jüngst einen intimen Einblick in die Gefühlswelt von Silicon Valley, dem Herzen der IT-Industrie. Und dort ist die Stimmung demnach nicht die beste. Google mischt das Tal mächtig auf. Die Milliarden, die die Internet-Suchmaschine bei ihrem Börsengang vor einem Jahr eingenommen hat, und der nicht enden wollende Erfolg scheinen den Männern und Frauen hinter Google zu Kopf gestiegen zu sein. Arrogant seien sie geworden, heißt es von den Nachbarn.
Die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin haben nach der Liste der reichsten Menschen der Welt, die das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ herausgibt, jeweils ein Vermögen von 7,2 Milliarden Dollar angehäuft. Auch viele der Mitarbeiter sind inzwischen Millionäre geworden. Denn die Aktien haben ihren Wert seit der Platzierung verdreifacht.
Die harte kapitalistische Börsenwelt habe Google verändert, klagen die weniger glücklichen Konkurrenten und ziehen sogar schon Vergleiche mit dem ewigen Hassobjekt Microsoft. Aus dem rebellischen Start-Up von 1998 seien die „Borg“ geworden. Der Spitzname stammt aus der Fernsehserie „Star Trek – die nächste Generation“. Dort trägt eine außerirdische Spezies den Namen, die danach trachtet, sich alles intelligente Leben im Weltall einzuverleiben. Die Anspielung kommt nicht von ungefähr. Die einst reine Internet-Suchmaschine mischt mittlerweile in zig Bereichen mit: Egal ob es der E-Mail-Dienst Gmail, die Produktsuche Froogle oder ganz neu der Instant-Messaging-Dienst Google Talk ist, mit dem man aneinander schreiben und miteinander telefonieren kann.
Aufsteiger Google bedroht mit seiner Expansion direkt und indirekt die Existenz vieler kleiner Technologieunternehmen im Sillicon Valley. So heuert Google am laufenden Band Entwickler an, um seine zahlreichen Projekte voranzutreiben – und zahlt dabei Spitzengehälter, die bis zu 50 Prozent über dem vormals üblichen Niveau liegen. Bis zu 150 000 Dollar im Jahr kann ein Programmierer mittlerweile verdienen. Soviel können die Neulinge der Branche nicht bieten – zumal ihnen die Risikokapitalgeber immer öfter den Geldhahn zudrehen. Auch daran trägt Google Mitschuld. Denn in Vorgesprächen kommt unweigerlich die Frage des Geldgebers: „Wenn die Geschäftsidee so gewinnversprechend ist, warum macht Google nicht sowas?“
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