Microsoft: Zur Sicherheit verdammt

Für Microsoft geht es also derzeit weniger darum, einen Markt zu erobern, als sich dort einen Platz in der Nahrungskette zu schaffen. Die geplante Security-Software scheint der Ausdruck eines solchen Versuchs zu sein. Microsoft-Fachleute deuten an, es könne sich dabei um ein einfach zu bedienendes Toolset handeln, das weitgehend unsichtbar bleibt und sich nur bei Problemen mit klaren Handlungsanweisungen meldet – etwa: „Nichts anfassen und folgende Telefonnummer wählen“. Bei der Frage, wie die Software aussehen soll und welche Funktionen sie haben soll und welche davon aus dem eigenen Haus stammen, zucken zumindest deutsche Microsoft-Security-Mitarbeiter derzeit ratlos mit den Schulten.

Aber schon in der vagen Ausprägung ist das Toolset keine triviale Aufgabe. Selbst wenn die Software selbst aus rechtlichen Gründen nicht als Windows-Bestandteil daher kommt, so müssen die Werkzeuge doch ausreichend integriert sein, um ihre Schutzfunktion erfüllen zu können. Außerdem wird es sich um mehr als nur ein Produkt handeln, denn die Software muss auf Spiele-PCs anders aussehen als in Heimbüros mit kleinen Netzen, bei mittelständischen Unternehmen mit einer Ein-Mann-DV-Abteilung und in Großunternehmen mit einer eigenen IT-Sicherheitstruppe. Von Stufe zu Stufe nehmen einerseits der Dienstleistungsanteil und die Komplexität zu. Andererseits kann man bei wachsender Organisationsgröße mit umfassenderem Know-how im Umgang mit Sicherheitskonfigurationen rechnen.

Die Komplexität und die vagen Hinweise gestern in München von Steve Ballmer und Mike Nash auf die neue Software Client Protection deuten darauf hin, dass Microsoft nicht nur mit technischen Aufgaben ringt. Vermutlich laufen hinter den Kulissen schwierige Verhandlungen mit Lieferanten von Technik und Dienstleistungen. Sicher gibt es eine ganze Reihe kleinerer Sicherheitsspezialisten, die sich nichts sehnlicher wünschen, als von Microsoft übernommen zu werden. Andere aber befürchten, dass ihnen Microsoft auf Dauer das Wasser abgräbt. Die Frage lautet daher: Wer ist bereit, mit Microsoft zu kooperieren? Wer will einen potenziellen Eroberer den Markt öffnen?

Umgekehrt: Was kostet es Microsoft, im Security-Markt Fuß zu fassen? Teuer wird es auf alle Fälle, denn Microsoft ist zum Erfolg verdammt. Schon jetzt gilt die Software des Unternehmens Manchen als das eigentliche Sicherheitsrisiko. Scheitert das Trustworthy Computing, wäre ein Umstieg die konsequente Sicherheitsempfehlung.

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