Doch Big Blue hat bereits die nächste Vision für ihre Mainframes in der Pipeline. Erklärtes Ziel ist es die Großrechnersysteme zum „Kern der IT-Infrastruktur“ zu machen. Ein so genannter Hypervisor soll den Anwendungen die zugrunde liegende Infrastruktur verbergen, in der mittelfristig verschiedene Rechnersysteme der IBM ihre Ressourcen teilen und miteinander arbeiten, ohne dass die Anwendung davon etwas zu wissen braucht. Virtualisierung heißt das Schlagwort dafür.
Den Anfang machen dabei die z-Series-Großrechner, die in System z9 umbenannt werden, sobald sie sich für die virtualisierten Umgebung eignen. Im Kern handelt es sich bei dieser „Neudefinition des Mainframes“ um Konkretisierungen des schon seit Jahren verfolgten On-Demand-Computings. Nur wird inzwischen weniger die Dienstleistung in den Vordergrund gerückt als die System-Architektur. Dabei tut sich die IBM insofern leichter mit diesem Konzept als Mitbewerber wie Sun oder HP, weil das Virtualisierungskonzept schon seit den 70er Jahren die Grundlage der Großrechner-Betriebssysteme bildet.
Mag sein, dass dieser Weg den Mainframes eine echte Zukunft eröffnet, doch die Realität sieht bislang anders aus. Die Linux-auf-dem Mainframe-Kampagne ist längst verpufft. Nach wie vor gelingt es der IBM kaum, Neukunden für Großrechner zu finden. Wenn das Geschäft mit den großen Hobeln dennoch hochlukrativ ist, dann vor allem aus einem Grund: Investitionsschutz. Mainframes sind nach wie vor ideal für Anwendungen mit planbarer Nutzung, wie sie trotz Internet- und Open-Source-Wellen in den meisten Unternehmen die IT-Wirklichkeit bestimmen. Daneben läuft auf den IBM-Systemen immer noch Software, die vor Jahrzehnten extra für den Anwender geschrieben und weiterentwickelt wurde. Sie sind oft das intellektuelle Kapital des Anwenderunternehmens. Sie umzuschreiben ist schlicht zu teuer. Wie teuer, das lässt sich daran ablesen, dass sich die IBM-Kunden im Schnitt lieber alle zwei Jahre einen neuen Großrechner zulegen, um den wachsenden Anforderungen Herr zu werden. Kurz: Der Mainframe lebt – vor allem wegen der Altlasten der Anwender.
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