Podcasting ist wie gesehen längst nicht mehr nur Plattform für Privatleute und Nischen-Anbieter.
Auch den klassischen Rundveranstaltern eröffnen sich interessante Möglichkeiten und Chancen,
so der Tenor einer weiteren Expertendiskussion. Podcasting sei für die Sender nicht nur ein zusätzliches Mittel zur Hörerbindung und zum Ausprobieren neuer Formate. Die Szene werde auch die zukünftige Entwicklung des Radios beeinflussen. Mögliche Bremse in der Entwicklung zum Massenphänomen seien rechtliche Hürden im Bereich der Musikangebote. Während sich Werbung nur zögerlich etabliert, scheint mit der Verbreitung von Videos bereits die nächste Stufe des Podcastings bevorzustehen.
Georg Albrecht, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Apple Deutschland,
zeigte die Möglichkeiten des Podcasting auf. Durch das individuelle Herunterladen von Radioinhalten aus dem Internet würden starre Programmschemen aufgehoben. Nutzer könnten auf Beiträge aus verschiedensten Nischen- und Interessenbereichen zugreifen. Zudem seien die technischen Hürden so gering, dass es jedermann möglich sei, selbst Radioinhalte mittels PC, Mikrofon und Internetzugang zu publizieren.
Dass Podcasting nicht nur für mitteilungsfreudige Privatleute ein spannendes Feld ist, unterstrich Georg Spatt, Programmchef beim öffentlich-rechtlichen österreichischen Hitradio Ö3. „Natürlich stellt es auch eine Gefahr für klassische Broadcaster dar“, so Spatt, „deswegen ist es für uns besser, als Innovationsmarktführer von Anfang an mitzumischen.“ So könne man selbst neue Formate ausprobieren und Randzielgruppen ansprechen. Auch hoffe er, „dass aus dem Podcasting viele Ideen in den Radiobereich überschwappen.“ Zudem glaube er fest daran, dass dort „die Radiopresenter von morgen zu finden sind: Aus Podcastern werden Broadcaster.“ Auch die Verwertung von Podcastangeboten im klassischen Radio sei zukünftig denkbar. Momentan aber scheitere dies noch an der geringen Zahl interessanter Angebote.
Sehr optimistisch beurteilte Markus Kühn, Geschäftsführer des Privatradios Motor FM, die Entwicklung: „Podcasting wird die Radiorezeption befeuern.“ Neue Formate wirkten sich positiv auf die Hörerbindung und -gewinnung aus. Ein großes Problem stelle im Moment aber die unklare Rechtslage bei Musikinhalten dar, so Kühn, selbst Anbieter eines Musik-Podcasts. Die GEMA-Abgaben seien unverhältnismäßig hoch, da Podcasting als „On-Demand-Download“ interpretiert werde. Hier müsse eine deutliche Abgrenzung gefunden werden. Tatsächlich nämlich seien aus vielen Podcasts keine einzelnen Songs zu isolieren, da diese durch Einspielen von Jingles und Darübersprechen des Moderators nicht komplett ausgespielt würden. Podcasts hätten laut Kühn aber viel mehr positive Auswirkungen auf die Musikindustrie: „Aus dem Radio aufnehmen hat schon vor 25 Jahren eher zum Musikkauf angeregt.“
Werbung spiele im Podcast-Bereich bislang nur eine untergeordnete Rolle, so der Tenor der Experten. Podcasting strahle aber auf viele Unternehmen eine „Sexiness“ aus, wusste Ö3-Chef Spatt. Deshalb sei es seiner Ansicht nach denkbar, nicht innerhalb von Podcasts selbst, sondern on air für Podcasts zu werben. Diesbezüglich hat Spatt bereits großes Interesse bei potenziellen Werbekunden ausgemacht: „Manche sind darauf spitz wie Nachbars Lumpi.“ Terry von Bibra, Geschäftsführer Yahoo! Deutschland, sieht das Werbeinteresse insbesondere im Umfeld der
Musik: „Das ist kein Nischen-Umfeld, sondern ein heiß begehrter Werbeplatz, auch für Top-Brands.“
Für Wolfgang Tischer, Gründer und Chefredakteur des Podcast-Anbieters Literatur-Café, verkörpern Podcasts die „Rückkehr des Wortprogramms“. Dazu vermittelten sie dem Hörer eine besondere Authentizität, etwa durch das Senden ungekürzter Interviews. Den Einwand von Diskussionsleiter Thomas Aigner, Geschäftsführer Aigner Media & Entertainment (AME), dass viele Podcasts in punkto Erzählstil oder Sendungskonzept eher durch ihre Unprofessionalität auffielen, entgegnete von Bibra: „Mangel an Qualität wird durch Aktualität ausgeglichen.“ Darüber hinaus erwartet Georg Albrecht, dass neben Musik- und Wortbeiträgen auch „Video-Podcasting in den nächsten Monaten unheimlich an Beschleunigung aufnehmen wird“. Von Bibra gab jedoch zu bedenken, dass die Entwicklung zum Massenphänomen nur gelinge, wenn Plattformanbieter wie Yahoo! oder Apple den Menschen vermittelten, was Podcasting überhaupt sei und welche Möglichkeiten es biete.
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