Der Streit um die Kontrolle des Internets konnte, rechtzeitig zum heute beginnenden Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, abgewendet werden. Wie der „Guardian“ berichtete, einigten sich Unterhändler von mehr als 100 Teilnehmerländern im Vorfeld des Gipfels auf ein Papier, das die drohende Spaltung des Internets abwenden soll.
Streitpunkt war bislang die Dominanz der US-Organisation ICANN, die die Oberaufsicht über das weltweite Netz hat. Die EU sowie Vertreter der Schwellen- und Entwicklungsländer forderten aber seit Jahren eine alternative internationale Internet-Verwaltung. Doch die USA wollten lange Zeit das Heft nicht aus der Hand geben.
Wie Diplomaten in der Nacht auf heute mitteilten, sieht der Kompromiss ein zweigleisiges Vorgehen vor: Es soll ein regierungsübergreifendes Forum geschaffen werden, in dem das Internet betreffende Fragen, etwa Netzkriminalität, Spam oder Viren, erörtert werden soll. In einer zweiten zeitlich unbegrenzten Gesprächsrunde sollen Vertreter des privaten und des öffentlichen Sektors in Fragen des öffentlichen Interesses zusammenarbeiten. Die Internetverwaltung ICANN mit Sitz in Kalifornien wird ihre Macht behalten.
Zu dem dreitägigen Weltgipfel werden 12.000 Besucher in der tunesischen Hauptstadt erwartet. UN-Generalsekretär Kofi Annan soll ebenso teilnehmen wie Vertreter großer Firmen. Bei den Beratungen soll es auch darum gehen, wie man der digitalen Kluft entgegen soll. Annan hatte vor der Tagung verlangt, alle Menschen an den Vorteilen des Internet zu beteiligen. Die UNO will bis 2015 jedes Dorf der Welt ans Netz anschließen.
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2 Kommentare zu Erster Kompromiss am Internetgipfel
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Es gibt dringlichere Probleme
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bis 2015 soll jedes Dorf an das Internet angeschlossen sein, als ob es keine anderen Probleme gibt (Armut, Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln, Medizinische Unterversorgung, etc…). Doc Morris läßt wohl Grüßen. Ich weiß dass es ein bisschen Sarkastisch klingt, aber hier werden eindeutig die Prioritäten falsch gesetzt (um es einmal milde auszudrücken). Oder wie seht Ihr das?
AW: Es gibt dringlichere Probleme
Der Politiker glaubt an sein BlaBla. Alle erzählen, dass die Weltbevölkerung um 2020 ihr Maximum erreicht. Wenn also bis dahin die Probleme gelöst sind, dann kann man ja das nächste angehen.
Dass wir bis dahin Mio. an Toten durch Unterversorgung und Verteilungskriege bekommen, steht auf einem anderen Blatt.
Auch die rote Heidi schippert auf dem gleichen Dampfer. Sie sagt ja sofort, man muss da investieren …
Wenn wir Zig-Mio. Tote im zweitgrößten bislang stattgefundenen Konflikt in Afrika nicht verhindert konnten (fast niemand hat darüber berichtet) und auch im Sudan 100.000 vor unseren Augen sterben, dann entlockt diese Internet-Debatte auch mir keine Lächeln mehr.