ZDNet: Jetzt springen Sie auch noch auf den SOA-Zug auf. Jüngste Umfragen haben ergeben, dass dieser Marketing-Hype die Kunden eher kalt lässt. Oder sehen Sie das anders?
Sonntag: Absolut! Wir stellen eine rege Nachfrage fest, der Trend hin zu Service-orientierten Architekturen ist unleugbar. Studien von Marktanalysten zeigen ein Wachstum des Web Services Markt von heute 850 Millionen Dollar auf rund 6,2 Milliarden in 2008. SOA an sich löst natürlich kein Problem, aber ohne werden Sie künftig ein Problem haben: Alle Service-Anbieter dieser Welt stellen auf kurz oder lang auf Web Services um. Beispiel SAP, Beispiel Microsoft. 2008 denke ich, werden auch die Kunden SOA in einem ganz anderen Licht sehen.
ZDNet: Ihr Siebel Component Assembly erinnert mich an Salesforce.coms Sforce-Plattform.
Sonntag: Siebel Component Assembly ist eine Plattform auf Basis von SOA, die komplett auf offenen Standards aufsetzt. Wir bieten Sie für die J2EE-Application-Server von IBM und BEA sowie Microsofts .NET an. Die Idee ist, die grundlegenden Elemente, die man für eine CRM Eigenentwicklung braucht, als vorgefertigte Komponenten und Web Services bereitzustellen: Datenmodell, Objekte, regelbasierte Engines, Userinterface Elemente, Zugriff auf Fremddatenquellen um nur einige zu nennen. Aus diesen Services kann sich ein Entwickler diejenigen herausgreifen, die er benötigt und sie mit eigenen Services ergänzen. Die Component Assembly ist aber nur ein zusätzliches Angebot.
Salesforce.coms Ansatz ist es, eine generische und ausschließlich im Internet verfügbare Umgebung zur Verfügung zu stellen, die der Kunde noch auf seine branchenspezifischen Belange anpassen muss. Wir denken nicht, dass es der richtige Ansatz ist, die Entwicklungskosten derart auf die Kunden abzuwälzen . Genau das macht Salesforce.com mit Sforce. Anhand von Großinstallationen können wir ja sehen, dass das nicht besonders gut läuft.
Zudem zeigt die Marktwicklung klar, wohin die Reise geht: Alle Anbieter, die jetzt auf den On-Demand aufspringen bieten so genannte hybride Systeme an, also Lösungen, die sowohl gehostet als auch vor Ort betrieben werden können. Der Kunde entscheidet darüber, was für ihn besser passt, nicht der Anbieter.
ZDNet: Wenn es denn zu der Übernahme durch Oracle kommt – wovon auszugehen ist: Werden sich Ihre langjährigen Partner IBM und Microsoft nicht von Ihnen verabschieden? Umsatzeinbußen wären die logische Folge. Es sei durchaus vorstellbar, so Analysten, dass Microsoft sein eigenes CRM-Produkt weiter vorantreibt und dafür sein Siebel-Engagement zurückfährt.
Sonntag: Ich kann in dem Zusammenhang nur darauf verweisen, was Oracle gesagt hat: Oracle will seine eigenen Applikationen auf IBM zertifizieren, sowohl was die Datenbanken anbelangt als auch bei den Applications. Auch mit den Systemintegratoren pflegt man gute Partnerschaften. Das selbe wird, vermute ich, auch für Microsoft gelten. Es ist wie immer: Man lebt in „Coopetition“-Verhältnissen miteinander.
ZDNet: Stichwort Microsoft: Das Unternehmen ist ein Kunde von Ihnen, das hauseigene CRM kommt auch nach Jahren der Plagerei nicht in die Gänge. Oder erwarten Sie sich eine erstarkte Konkurrenz durch die neusten Bemühungen von Microsoft, also „Dynamics“ und „Live“?
Sonntag: CRM ist nicht einfach. Das baut man nicht einfach so auf. Das muss auch Microsoft lernen. Auch halte ich den Ansatz zur Vertikalisierung von Microsoft für falsch. Die überlassen das Anpassen ihres horizontalen Produkts dem Kunden. Spätestens beim Upgrad kommen da Schwierigkeiten auf den Kunden zu.
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