Open-Source für den Desktop: Linux-Distributionen im Test

Inzwischen liebäugelt so manche Firma mit Open-Source-Software. Als Grund für den Wechsel zu Linux wird oft die Kostenersparnis angegeben. Damit der Schuss nicht nach hinten losgeht, hat ZDNet fünf Linux-Distributionen getestet.

Linux für den Desktop wird zunehmend auch professionellen Ansprüchen gerecht. Angesichts der Tatsache, dass die Markteinführung von Microsofts nächster Windows-Version Vista noch ein Jahr auf sich warten lässt, besteht eine gute Gelegenheit, Open-Source-Software auch auf Desktoprechnern zum Einsatz zu bringen. Die individuellen Gegebenheiten unterscheiden sich natürlich je nach Unternehmen, aber falls man sich zu diesem Schritt entschieden hat, kann man ganz nach seinen Anforderungen aus einem umfangreichen Angebot an Linux-Distributionen wählen.

Das Testverfahren

ZDNet hat fünf führende Linux-Distributionen auf unterschiedlichen Desktop-PCs und Notebooks installiert und konfiguriert: Mandriva Linux 2006, Novell Linux Desktop 9, Red Hat Desktop 4, Suse Linux 10 sowie Ubuntu Linux 5.10.

Dann wurde versucht, auf jeder Distribution einige der gängigen Unternehmensanwendungen einzurichten: die Anbindung eines E-Mail-Clients an einen Microsoft Exchange-Server, Drucken auf einem Netzwerkdrucker und die Einrichtung von Instant Messaging. Für jede der Linux-Distributionen wurde festgehalten, wie einfach der Installationsvorgang vonstatten ging, wie Umfang und Integration von Anwendungs-Software war und wie das Supportangebot für die jeweilige Distribution ist.

Die Ergebnisse

Alle fünf Distributionen bringen eine gute Auswahl der wichtigsten Anwendungen mit und unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum voneinander: Open Office für Büroanwendungen, Gaim für Instant Messaging und Evolution für E-Mail, Kontaktverwaltung und Kalender. Alle Distributionen sind gut ausgestattet und lassen sich auf Standard-PC-Hardware ohne größere Probleme installieren. Vor allem Suse und Ubuntu funktionieren auch auf dem Test-Notebook gut, was überraschend sein kann, falls man Linux bisher ausschließlich als Desktop- oder Server-Betriebssystem betrachtet hat.

In jedem Fall wurde der Testbericht auch auf dem Testsystem geschrieben, die Dokumente wurden ausgetauscht und schließlich im RTF-Format exportiert. Während der gesamten Testläufe kam es nur einmal zu einem Systemabsturz, nämlich bei Mandriva.

Was die Installationssysteme betrifft, gibt es ziemliche Unterschiede, wobei Novells Yast2 besonders positiv herausragte, vor allem durch seine Verständlichkeit. Zudem dient es auch später noch als System-Management-Tool für das Betriebssystem selbst. Das Installationstool von Mandriva schnitt ebenfalls gut ab, besonders auf Gebieten wie der Drucker-Einrichtung. Wenn doch das Einrichten eines Drucker auch im Betriebssystem selbst so einfach wäre!

Die meisten der Distributionen bringen eine gute Updatefunktion mit, durch welche die Software mithilfe automatischer Downloads von Patches und neuen Versionen immer auf dem aktuellen Stand bleibt, wobei der Benutzer vor der Installation um seine Zustimmung gebeten wird.

Der Sieger

Aus den Linux-Tests geht Ubuntu Linux 5.10 als Sieger hervor, wobei Suse Linux 10 nur knapp dahinter liegt. Beide Distributionen erfüllen die an sie gestellten Anforderungen. Suse ist außerdem preiswert in der Anschaffung, Ubuntu sogar kostenlos erhältlich.

Bei der Wahl eines Betriebssystems für ein Unternehmen kann es entscheidend sein, ob im Bedarfsfall auch Support vor Ort zur Verfügung steht. So könnte es beispielsweise sein, dass man Windows-Anwendungen portieren oder einen Windows-Emulator auf Linux laufen lassen muss. In einem solchen Fall wird man womöglich auf einen Integrator zurückgreifen müssen, der sich mit der speziellen Branche auskennt.

Wem Unterstützung in Form von Beratung ausreicht, für den ist Novell Linux Desktop 9 eventuell eine gute Wahl. Das stark auf Unternehmen ausgerichtete Red Hat Desktop 4 könnte hingegen das Richtige für Gesellschaften sein, die über eine große Anzahl von Desktop-PCs verfügen.

Die Empfehlung der Redaktion für kleine Unternehmen gebührt aber eindeutig dem soliden, gut integrierten und noch dazu kostenlosen Ubuntu Linux 5.10.

Ubuntu ist eine gut integrierte, praktische und absolut kostenlose Linux-Distribution. Falls man sich Gedanken um den Support macht: Das Unternehmen Canonical hat sich bereits einen guten Ruf aufgebaut, und der Elan in der gesamten Ubuntu-Gemeinde dürfte auch für angemessenen lokalen Support von dritter Seite sorgen.
Mandriva besetzt das Mittelfeld zwischen Linux-Distributionen für Privatanwender und für den professionellen Einsatz in Unternehmen. Insgesamt ist die Software recht brauchbar, hat aber Mängel in einigen Details.
Unternehmen, die eine größere Zahl – ab zehn Rechner – von Linux-PCs betreiben, finden in Red Hat Desktop 4 ein Angebot mit attraktiven Gesamtbetriebskosten vor. Ein Mangel der Linux-Distribution ist der fehlende Exchange-Connector für Evolution.
Suse Linux 10 bietet auf einer DVD und zu einem recht günstigen Preis einen vollständigen Ersatz für Windows und Microsoft Office. Für Privatanwender stellt dies eine interessante Alternative dar und sogar IT-Manager dürften Gefallen daran finden.
Novell Linux Desktop ist für den Einsatz in Unternehmen gedacht. So wie Suse Linux 10 vom selben Hersteller basiert es auf Suse Linux, wobei man hier zwischen den Desktopumgebungen KDE und GNOME wählen kann und noch eine Reihe von zusätzlichen Anwendungen erhält.

Themenseiten: Business-Software, Linux, Open Source, Software

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Neueste Kommentare 

5 Kommentare zu Open-Source für den Desktop: Linux-Distributionen im Test

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  • Am 7. April 2006 um 16:53 von Tom

    Linux und DSL
    Ich habe schon etliche Linux-Distributionen getestet und komme mit keiner ins Internet! Für mein Usb-Modem (Speed Touch USB von Thomson) gibt es keine Linux-Treiber. Bei den Usb-Modems sollte mehr nachgearbeitet werden (Mit genauer Anleitung).

  • Am 28. Februar 2006 um 13:33 von Micha

    Es geht nicht alles und nicht wie unter Windows
    Tatsächlich geht noch nicht alles bzw. sofort.
    Kann übrigens Fedora Core empfehlen. Da ist zumindest WLAN kein Problem. Druckereinrichtung für alle möglichen Szenarien auch nicht.
    Hilfe gibt es in zahlreichen Foren etc.
    Man kann nicht davon ausgehen, daß man nach Jahren Windows-Erfahrung (wobei selbst langjährige Windows-Benutzer meist nur oberflächliche Kenntnisse haben..) ein völlig anders geartetes System sofort beherrscht.

    Ansonsten: Viele Linux-Benutzer haben nicht nur technische Gründe dieses System zu nutzen. Jede Stunde Arbeit am System wird aber langfristig durch Durchblick und Stabilität belohnt. Angesichts dessen, daß Windows breit unterstützt und propagiert wird, hat Linux inzwischen auf dem Desktop einen hervorragenden Stand erreicht. Bei allem, was noch zu tun bleibt.

    MfG

    Micha
    Linux seit 1999, FreeBSD etc. – Windows nur noch, wenn dazu gezwungen (AG)

  • Am 8. Januar 2006 um 14:55 von J.W. Bolik

    zdnet-Artikel inhaltlich
    Danke für eine präzise und vor allem intelligent gestraffte Information, die den Leser umfassend informiert.

    Prima! – weiter so!

  • Am 1. Januar 2006 um 22:52 von Linux.Liberation.Front

    Linux = Zukunft
    Linux ist die Zukunft, ich denke das Linux
    in 2 Jahren bereits mainstream für Office und Business Desktops erreicht hat und von dort ist es dann auch bis zum consumer Desktop nicht mehr weit.

    ——————————————-
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  • Am 31. Dezember 2005 um 23:39 von Joachim Peschel

    Open-Source für den Desktop: Linux-Distributionen im Test
    Installieren Sie mal auf ein RAID- System, richten Sie einen Drucker und einen Netzwerkdrucker über eine Printbox ein, konfigurieren Sie eine DualHead-Anzeige, schliessen Sie ein Notebook über W-Lan an, wenn auch eine Ethernet-Schnittstelle vorhanden ist etc. Das ist unter Windows alles eine Kleinigkeit, unter Suse ein Abenteuer mit 70 % Erfolg und mit Ubuntu war mir das auch nach Tagen nicht möglich.

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