Software-Tools: Billig ist nicht billig genug

Nach Meinung von Analysten ist noch nicht klar, ob die freien Datenbank-Versionen der drei größten Anbieter wirklich ihren Spitzenprodukten förderlich sein werden. Aber schon zur Verteidigung von Marktanteilen brauchen IBM, Microsoft und Oracle solche kostenlosen Produkte, meint Noel Yuhanna von Forrester Research. „Die Idee ist doch nur, die Community weiterzuentwickeln und die Akzeptanz zu fördern. Kostenlose Datenbanken sind ein Mittel, die Verbreitung von Open-Source-Datenbanken zu stoppen – sie werden nicht an sich Umsatz erzeugen können“, führt Yuhanna aus.

Forrester schätzt den Markt für Open-Source-Datenbanken auf 300 Dollar im vergangenen Jahr, einschließlich Support, Dienstleistungen und Lizenzierung. Bis 2008 werde er auf eine Milliarde Dollar wachsen. Die Nachfrage werde größtenteils durch niedrigere Kosten und ausgereiftere Produkte getrieben, meint Yuhanna. Der Analyst sagt voraus, dass 20 Prozent der essentiellen Unternehmensanwendungen bis Ende des Jahres auf Open-Source-Datenbanken laufen werden.

Frei verfügbare Software ist nichts Neues. Aber kostenlose Produkte, die das Ausprobieren von Software erlauben, im Verbund mit Open-Source-Communities um diese Produkte herum, sind offenbar ein großer Anreiz für Softwarehäuser, merkt O’Grady von Redmonk an. Open-Source-Communities regen seiner Erfahrung nach die Produktion von Ergänzungen an, etwa Plugins für einen Browser. Sie führen oft auch zur Verwendung mehrerer Open-Source-Anwendungen in bestimmten Kombinationen, etwa LAMP (Linux, Apache, MySQL und Perl, Python oder PHP).

„In dieser Schlacht geht es in Wirklichkeit nicht um Umsatz, sondern um eine Verankerung im Bewusstsein der Entwickler“, sagt O’Grady. „Diesbezüglich sind MySQL und andere, die das Label Open-Source nutzen, schon phänomenal erfolgreich gewesen.“

Die Preise für Entwicklungswerkzeuge, die oft im Verbund mit Datenbanken eingesetzt werden, sind ebenfalls gegen Null gesunken. Der Beliebtheit der Open-Source-Umgebung Eclipse hat es schwer gemacht, für eine einfache IDE (integrierte Entwicklungsumgebung) Geld zu verlangen, meinen Analysten.

Letzten November hatte Sun Microsystems alle seine Entwicklungswerkzeuge frei verfügbar für alle Entwickler gemacht, die durch ein jährliches Abonnement Teil des Entwicklernetzes des Unternehmens sind. Auch Borland Software, das traditionell auf die Entwicklung und Vermarktung von IDEs konzentriert ist, hat in den letzten drei Jahren seine Strategie überarbeitet und verkauft jetzt vornehmlich Lifecycle-Tools, die Testen und Modellierung ebenso wie die eigentliche Code-Entwicklung abdecken.

Als weiteres Beispiel ist Adobe Systems zu nennen, das die Preise für seine Entwicklungwerkzeuge der Flex-Flash-Reihe diese Tage überarbeiten will. Die erste Version von Flex hatte etwa 15.000 Dollar gekostet, aber der Preis habe der Verbreitung im Weg gestanden, sagt Jeff Whatcott, Senior Director für Produktmarketing bei Adobe. „Das Ziel ist, eine Million Entwickler zu gewinnen, die hochwertige Internet-Anwendungen erstellen“, sagt Whatcott. Dazu muss man ein gutes Produktportfolio haben. Aber man braucht auch ein Geschäftsmodell, das Marketing durch Ansteckung erlaubt, von Entwickler zu Entwickler. Bei einem 15.000-Dollar-Produkt funktioniert das nicht.“

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