James Gosling über Java: „Manchmal muss man aussortieren“

ZDNet: Warum würden Sie Skripting in Verbindung mit der Java Virtual Machine (JVM) verwenden wollen?

Gosling: Das Gute an der Arbeit mit Skriptsprachen ist, dass man durch sie sofortigen Zugriff auf ein riesiges Tool-Arsenal erhält und darüber hinaus auch eine sehr gut abgestimmte Performance und Kompatibilität bekommt. Man kann Groovy verwenden und Zugriff auf Verkaufsstellenterminal- und Smartcard-Funktionalitäten wie auch auf Bibliotheken für Fourier-Analysen bekommen – was immer man möchte.

ZDNet: Java wurde für die dezentrale Datenverarbeitung konzipiert und wird regelmäßig für komplexe Aufgaben eingesetzt. Sollte Java auch für einfachere Aufgaben verwendet werden?

Gosling: In der Vergangenheit hat sich Java bei einfacheren Fragestellungen sehr gut bewährt. Etwas geht dabei aber immer verloren. Wenn etwas so konzipiert ist, dass es sehr einfache Aufgaben problemlos bewältigen kann, neigt es dazu, bei größeren Aufgaben Schwierigkeiten zu bekommen.

In den letzten Jahren ist einer der allgemeinen Trends bei der Entwicklung von Java gewesen, dass wir uns sehr auf den extremen High-End-Bereich konzentriert haben. Wenn zum Beispiel eine Großbank einen Transaktionsserver betreiben wollte, der 100 Milliarden Dollar pro Nacht verarbeiten kann, und es gibt tatsächlich Leute, die das tun , dann konnte die gesamte Infrastruktur in der Java-Welt das bewältigen. Damit ging auch eine gewisse Simplizität verloren, da es da all diese spezifischen Dinge gibt, mit denen man sich bei solchen Dimensionen befassen muss. Man muss mit der gegebenen Komplexität fertig werden … in einer High-End-Welt wie dieser.

ZDNet: In der Vergangenheit führte der Punkt Benutzerfreundlichkeit zu Problemen bei der Akzeptanz von Java. Was unternehmen Sie diesbezüglich?

Gosling: Was wir eigentlich versucht haben, ist, nicht über eine Änderung der Sprache zu einer gewissen Vereinfachung zu gelangen, weil man in vielen Fällen nicht mehr mit komplizierteren Aufgaben klarkommt, wenn man versucht, die Sprache zu vereinfachen. Stattdessen haben wir unsere Bemühungen auf die Tools konzentriert. Ein Beispiel dafür ist der Java Studio Creator. Darin kann man AJAX-Komponenten und Datenbankzugänge und andere Dinge per Drag-and-Drop verschieben und Webseiten in Nullkommanichts erstellen.

Schön an unserem Ansatz ist, dass das, was die Tools erzeugen, die erforderliche Komplexität aufweist. Man muss nicht etwas wirklich Ausgefallenes tun, um das auf einem großen redundanten Cluster mit Failover und Remote-Management bereitstellen zu können – das alles kommt irgendwie ganz von selbst.

ZDNet: Mit der Zeit wird aber alles größer und komplizierter.

Gosling: Die Dinge werden größer und immer komplizierter, und irgendwann landet man an diesen Übergangspunkten, wenn man auf die Nase fällt und aussortieren muss.

Unser Ziel war, dass man durch die Tools ganz einfach anfangen kann und erst nach und nach in die komplexeren Bereiche der Sprache gelangt.

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