Die EU und Microsoft: Gut gegen Böse?

Eine Anti-Microsoftgesinnung vor sich herzutragen, ist dagegen chic. Und kann permanent reaktiviert werden. Zum Beispiel hier: Auf Ersuchen der EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hat die „Gates-Company“ Teile des Betriebssystem-Quelltextes offen gelegt. Microsoft reklamiert für sich, damit eine Auflage aus dem Kartellurteil von 2004 zu erfüllen. Damals hatte eine EU-Kommission einige Sanktionen gegen die US-Firma verhängt, darunter die Herausgabe einer extra für Europa ausgelegten Windows-Version ohne Media-Player, plus eine Geldbusse von 497,2 Millionen Euro. Microsoft sollte darüber hinaus mehr Einblick in den eigenen Source Code bieten.

Womit ein neues Streitthema auf dem Tisch ist: Wann ist etwas wirklich offen? Als Quellcode an sich oder nur zusammen mit den Dokumentationen dazu? Die EU-Kommission: „Normalerweise ist der Source Code nicht die ultimative Dokumentation für irgendetwas. Ob die EU-Auflagen erfüllt sind, entscheidet die Kommission, nicht Microsoft.“

Das klingt mutig und bedient nebenbei anti-amerikanische Effekte. Dabei gehören Rechsstreitigkeiten zum ganz normalen Geschäftsalltag, nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Staaten oder Wirtschaftsorganisationen – einige Stahl- oder Hühnerkriege zwischen den USA und Europa haben wir schon hinter uns.

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3 Kommentare zu Die EU und Microsoft: Gut gegen Böse?

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  • Am 18. Juli 2006 um 12:42 von Odysseus

    von wegen
    Zu den beiden letzten Kommentaren:

    Microsoft hat nicht "durch Leistung" seine marktbeherrschende Stellung ausgebaut, sondern durch teilweise wohldosierte Minderleistungen – z.B. in Fragen der Kompatibilität.
    Es gibt praktisch keinen Kunden, der sich wegen der Leistung für MS entschieden hätte, sondern entweder weil es schon vorinstalliert war oder weil er mit Kollegen/Freunden/Produkten kompatibel bleiben wollte oder mußte.

    Eben dieses Geschäftsgebahren kritisiert die EU und läßt sich nicht "vor den Karren" eines modischen Antiamerikanismus schnallen. Es ist egal ob es andere auch tun, und egal ob MS aus Redmont oder Todtnauberg stammt. Wer verhindert, daß Mitbewerber nur durch eigene Leistung Marktanteile sichern können, schadet allen und wird rechtmäßig bestraft.

  • Am 24. Februar 2006 um 18:39 von Sneaker

    Mutig & Wahr!
    Das ist ein mutiger Artikel gegen den seit Jahren verbreiteten Zeitgeist.
    Dass sich die EU vor diesen Karren spannen läßt ist schon mehr wie bedenklich. Da geht ein Hersteller so weit, dass er sogar den Sourcecode offen legt und dann reicht es angeblich immer noch nicht. In der Opensource Welt gibt es auch meist keine andere Dokumentation außer dem Sourcecode.

  • Am 23. Februar 2006 um 9:55 von Christian Pyttlik

    Respekt!
    Ein mutiger Artikel, geht er doch so komplett am schicken Zeitgeist vorbei, Microsoft als die Verkörperung des Bösen zu betrachten. Niemand zwingt irgendjemanden, MS-Software zu kaufen. Das tun die Leute freiwillig. Und mir persönlich ist vollkommen egal, welcher Milliardär nun noch etwas reicher wird, weil ich seine Software nutze. MS ist nicht per unmoralischem Gesetz zum Marktführer geworden, sondern weil es offensichtlich immer den Nerv der Zeit traf, d. h. durch Leistung. Dass die nicht ganz so cleveren Mitbewerber heulend zur EU-Kommission rennen, ist ihr gutes Recht. Aber dass die EU-Kommission im Bewusstsein der eigenen Unfehlbarkeit und Machtfülle sich vor diesen Karren spannen lässt, ist schon bedenklich. Mir persönlich machen selbstherrliche Bürokratien mehr Angst als Wirtschaftsmacht, die auf Leistung basiert. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich in der DDR aufgewachsen bin.

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