Der Bürostuhl als Joystick

Computersteuerung erfolgt durch Gewichtsverlagerung des Nutzers

Eine Forschergruppe der Universität Hamburg hat eine neuartige Computersteuerung auf Basis eines Hockers entwickelt. Auf dem Möbel sitzend kann der Anwender durch Verlagerung seines Gewichts steuern. Der Riesen-Joystik, genannt „Chario„, entstand unter der Leitung der Wissenschaftlerin Steffi Beckhaus und ermöglicht die Bewegung durch dreidimensionale Welten und Computerspiele.

„Der Benutzer sitzt zur Steuerung auf einer frei rotierenden, nach allen Seiten kippbaren Sitzfläche eines Bürostuhls. Durch präzise Hüftbewegungen kann der User via Chario steuern und dabei die Richtung und die Geschwindigkeit der virtuellen Fahrt kontrollieren. Somit bleiben die Hände frei zur Bedienung weiterer Interaktionsgeräte wie Maus und Keyboard“, erklärt Beckhaus. Der Hocker an sich ist ein einfacher Bürostuhl. Ausgestattet mit elektromagnetischen Sensoren kann die dazugehörige Software die genaue Position der Sitzfläche bestimmen und diese dann im Computerprogramm umsetzen. „Der Hocker dient als Ersatz für jede 2D-Maus“, so Beckhaus.

Chario, so zeige eine von den Forschern durchgeführte Benutzerstudie, sei sowohl für Steuerungs-Experten als auch für Anfänger nützlich. So können beispielsweise auch Laien ohne Anleitung im virtuellen Raum problemlos um eine Litfasssäule fliegen. Insgesamt wurde die Bedienung der Sitzsteuerung als sehr angenehm empfunden und habe den Benutzern darüber hinaus sichtlich Freude bereitet, so Beckhaus. Bis einschließlich 12. März 2006 ist die einzigartige Sitzsteuerung beim Genfer Automobil-Salon zu sehen und zu testen. Auf der Messe benutzt der Fahrzeughersteller Volkswagen Chario, um in einem interaktiven Spiel den Flug durch eine Eislandschaft zu steuern.

Derzeit ist der Sitzjoystick noch nicht käuflich zu erwerben. Mit einem Preis von 3500 Euro, so die Kostenschätzung der Wissenschaftlerin, wäre er auch ein ziemlich teueres Spielzeug. „Der Preis resultiert daraus, dass wir hochwertige Sensoren verwendet haben“, erklärt Beckhaus. „Für ein Serienmodell könnte man jedoch auch günstigere Bauteile verarbeiten, womit die Anschaffungskosten auf 700 Euro sinken. Weiterführende Anwendungsmöglichkeiten wurden ebenfalls schon angedacht. „Prinzipiell kann damit alles gesteuert werden, auch Fahrzeuge“, meint Beckhaus, „jedoch ist die Forschung noch nicht so weit. Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.“

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