Kaum ein Unternehmen hat die Phantasie der Nutzer in den letzten paar Jahren ähnlich beflügelt wie Google. Man traute ihm praktisch alles zu – auch alles Schlechte, nicht umsonst wachsen ob der Informations-Sammelwut Ängste vor dem Google-Big Brother -, nach wie vor scheint die Digitalisierung der Welt durch die Suchmaschine möglich. Doch der Google-Stern befindet sich aktuell im Sinkflug: Gleich mehrere Rückschläge finanzieller und moralischer Art gilt es für die Chefriege um Eric Schmidt zu verdauen.
Die Firma hat gerade dazu bereit erklärt, Gerichtskosten und Werbegutschriften im Wert von bis zu 90 Millionen Dollar zu übernehmen. Der Grund dafür liegt in einer Klage von Online-Händler Lane’s Gifts & Collectibles aus dem vergangenen Jahr. Dieser wirft Google einen „Klick-Betrug“ vor: Es seien von Hilfskräften Klicks auf Banner abgegeben worden, so dass die Werbetreibenden mehr zahlen mussten (Internet-Werbung bei Google wird nach Klicks abgerechnet).
Das Verfahren könnte noch gut ausgehen für Google – die 90 Millionen Dollar sollen nämlich in Werbefläche bezahlt werden. Ob sich die Kläger und das zuständige Gericht in Miller County, Arkansas, damit aber zufrieden geben, bleibt noch abzuwarten. Definitiv nicht gut ausgegangen sind jedoch Aussagen des Google-Finanzchefs George Reyes vor wenigen Tagen. Er schockte die Finanzmärkte mit vorsichtigen Aussagen zur weiteren Geschäftsentwicklung. Offen sprach er aus: „Unsere Wachstumsraten verlangsamen sich offensichtlich. Das sehen Sie in jedem Quartal“. Sein Lösungsvorschlag: Mehr Innovationen, oder anders ausgedrückt: Die Digitalisierung der Welt. Die aber – wie gesehen – kostet jede Menge Geld. Die Katze beißt sich also in den eigenen Schwanz.
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1 Kommentar zu Die Googlesierung der Welt wie wir sie kennen
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Zurück zur Kernkompetenz
Meiner Meinung nach ein sehr guter Artikel. Statt Diversifizierung sollte sich Google auf seine ursprüngliche Kernkompetenz besinnen. Die Suchergebnisse sind nicht mehr das, was sie mal waren. Die ersten Seiten kann man getrost überspringen, möchte man wirklich interesannte und aussagekräftige Quellen finden – Stichwort: Testberichte. Doch eine gute Sache hat das mühsame Einscannen der gesamten Weltliteratur – das semantische Web rückt damit in greifbare Nähe und die Suchbegriffe können endlich in Zusammenhang gestellt werden und man muss sich keinen eigenen Reim mehr auf unvollständige Informationen machen. Die Recherche wird damit zum Kinderspiel – Wikipedia sollte dieses zukunftsträchtige Prinzip ebenfalls überdenken. Willkommen im Web 3.0 ;)