ZDNet: Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass Sie Ihr eigenes Framework entwickelt haben, auf das Sie aufbauen können?
Heinemeier Hansson: Höchst wichtig. Allzu oft folgt man dem Weg „schnelles Release, häufiges Release“, ohne dabei die Einschränkungen und Fallen zu erkennen. Ich habe schon so viele Open Source-Pakete gesehen, die angekündigt und herausgegeben wurden, bevor sie eine starke Vision oder eine eigene Kultur entwickelt hatten. Und wenn man etwas herausgibt, ohne dass Vision und Kultur gefestigt sind, dann werden Menschen angezogen, die starke Vorstellungen darüber haben, wohin das Projekt gehen soll, andere Vorstellungen als man selbst, und das führt dann zu internen Kämpfen und Richtungsverlusten.
Ruby on Rails hat es geschafft, diese Form zu durchbrechen, da es eine klare Vision und eine gefestigte Kultur hatte, sodass wir neue Mitglieder aufnehmen konnten, die mit statt gegen den Strich bürsten wollten.
Mein Rat an heranwachsende Open-Source-Programmierer lautet also, genau zu überlegen, ob „schnelles Release, häufiges Release“ der richtige Schritt ist. Schreitet erst zum Release, wenn ihr etwas habt, was wirklich nützlich ist, und nehmt keine anderen Beiträge auf, wenn ihr noch nicht auf einem einigermaßen festen Kurs seid. Seid der Kapitän.
ZDNet: Wie kam es , dass Sie sich für eine Open-Source-Lizenz entschieden haben? Warum die MIT-Lizenz und nicht zum Beispiel GPL?
Heinemeier Hansson: Rails stammt aus dem pragmatischen Bedarf eines Business mit dem Wunsch, einiges zu teilen und einiges zu behalten. MIT schien in diesem Zusammenhang besser zu passen als GPL. Es war mir nicht so wichtig, mit Gewalt von anderen Menschen Beiträge zurück zu Rails zu erhalten. Wenn Sie Ihre Erweiterungen nicht im Kernframework freigeben, dann haben Sie es vermutlich sowieso nicht verstanden, also bezweifle ich, dass Ihr Patch für mich interessant sein könnte.
ZDNet: Sie haben gesagt, einer der Vorteile, ein Programm als Open Source anzubieten, liege darin, die positive Stimmung und die gute Presse um diesen Ansatz herum zu nutzen. Wenn Sie dies vor 15 Jahren getan hätten, als Open Source noch ein Novum war, hätten Sie dann die gleiche Entscheidung getroffen?
Heinemeier Hansson: Open Source war ein großer Erfolg für Rails, für mich persönlich und für 37signals. Ich habe so viele großartige Ideen erhalten, so viel schönen Code und habe so viele wunderbare Programmierer kennen gelernt. Ich bin heute ein sehr viel glücklicherer Programmierer als damals, als ich noch alleine gearbeitet habe. 37signals ist eine viel glücklichere Firma, da uns so viel Arbeit abgenommen wurde, die wir sonst selbst erledigen müssten.
Also betrachte ich den Goodwill als Bonus. Es ist wundervoll, dass Menschen uns bemerken, dass wir so viel Gedankengut anziehen können. Aber selbst wenn wir nur ein Hundertstel des derzeitigen Einflusses erhielten, würden wir noch als Sieger hervorgehen.
ZDNet: Wird Rails jemals Dinge wie gespeicherte Prozeduren und Trigger unterstützen? In welchem Maß wird dies begrenzen, wer das Framework verwenden kann und für welche ernsthaften Anwendungen es verwendet werden kann?
Heinemeier Hansson: Wie ich schon sagte, geht es bei Rails um Probleme, denen die Mitwirkenden ausgesetzt waren. Wir arbeiten nicht für andere Leute. Wir konnten also das Programm für unsere Bedürfnisse optimieren und kümmern uns nicht um den Rest. Rails macht nichts, um gespeicherte Prozeduren und Trigger zu unterstützen, da keiner unserer Mitwirkenden dies zu brauchen schien.
Und offen gesagt, wenn jemand meint, dass „Ernsthaftigkeit“ eine Bezeichnung ist, die auch nur vage mit Datenbankfunktionen wie gespeicherten Prozeduren und Triggern zu tun hat, dann passt dieser Mensch wahrscheinlich sowieso nicht zu Rails. Macht also nichts, wenn Sie einen Bogen um Rails machen. Es ist nicht unser Ziel, Menschen zu helfen, die an unserer Hilfe nicht interessiert sind.
Wenn Sie jedoch ein Entwickler sind, der im allgemeinen gut mit der Kultur von Rails übereinstimmt, aber Funktion X wegen Ihrer Arbeit unterstützen müssen, dann freue ich mich, wenn Sie daran für Rails arbeiten. Vielleicht wird dies kein Teil des Kernframeworks, aber ein wertvolles Plugin, das anderen in ähnlichen Situationen helfen kann.
Die Welt wird weder heute noch morgen in Rails neu geschrieben. Wir brauchen also Brücken, und jeder ist willkommen, eine eigene Brücke zur Party mitzubringen. Viele haben es bereits getan. So haben wir die Unterstützung für Datenbanken wie Oracle und DB2 bekommen, unter anderem.
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