Ruby on Rails: Wie wichtig es ist, 1.0 zu sein

ZDNet: Manche meinen, dass Sie verrückt sind, diese Sachen nicht zu unterstützen. Ganz allgemein, wie entscheiden Sie, was wichtig ist und was nicht, wenn es zum Backend kommt?

Heinemeier Hansson: Ich möchte jetzt kein Blatt vor den Mund nehmen: Die sind mir egal. Ich bin kein Verkäufer. Ich arbeite nicht an Rails, um anderen zu gefallen, ich arbeite, um mir zu gefallen. Das ist das Schöne an Open Source. Ich kann meine Technologieentscheidungen treffen, ohne Einschränkungen durch Althergebrachtes oder durch schlecht beratene Kunden. Wenn Sie Rails nicht „kaufen“, fällt mir kein Zacken aus der Krone. Es gibt viele Menschen, die es kaufen, weil sie die gleichen Prioritäten haben. Wie es auch immer scheinen mag, ich bin nicht hier, die Welt zu retten. Und ich bin nicht hier, Sie zu retten.

Wenn Sie also die Unruhe, die Rails aufs Tapet bringt, besser ignorieren können, wenn Sie mich als „verrückt“ bezeichnen, bitte sehr. Vielleicht ist das eine zutreffende Bezeichnung für mich, von Ihrer derzeitigen Lage aus gesehen. Und wenn Sie aus dieser Lage nicht entkommen können oder wollen, dann ist es wohl am besten, mich und Rails als verrückt abzuschreiben und am nächsten Tag mit einem Lächeln zur Arbeit zu gehen. Motivation und Glücklichsein sind sowieso die wahren Produktivitätsantriebe.

Und um auf die Einzelheiten einzugehen: Es ist kein Geheimnis, dass ich kein großer Fan von Logik in Datenbanken bin. Ich glaube nicht, dass die Datenbank ein geeigneter Ort ist, ein kohärentes Domänenmodell zu warten. Und ich meine nicht, dass man mehrere Anwendungen über die Datenbank integrieren sollte.

Wenn Sie dies befolgen und Ihre Datenbank vom Zugriff mehrerer Anwendungen abschirmen, können Sie die gesamte Logik, die Sie in gespeicherten Prozeduren, Trigger und was nicht noch alles abgelegt hätten, in ein objektorientiertes Modell investieren, das die letzten gut 20 Jahre Fortschritt in der Softwareentwicklung nutzen kann.

Nein, Sie können nicht einfach über Nacht von einer datenbankzentrierten Integration in eine servicebasierte umschalten. Wenn Sie also derzeit in einem Laden arbeiten, der über die Datenbank integriert, dann nennen Sie mich vermutlich „verrückt“, weil ich diese Datenbanklogiktools nicht nutzen will. Und das ist in Ordnung, dann rede ich nicht mit Ihnen. Ich rede mit jemandem, der vor der Wahl steht, wie die Anwendung und ihre zukünftige Integration strukturiert werden soll. Und dem sage ich: Vermeide Logik in der Datenbank.

ZDNet: Gibt es Rails-basierte Produkte, die in Ihren Augen besonders herausragen?

Heinemeier Hansson: Haufenweise. Ich freue mich wirklich, alle diese coolen Dinge zu sehen, für die Rails seit der Freigabe genutzt wurde. Wir haben Leute, die Rails für alles nutzen, von sozialen Sites über Hypothekenanträge, den Verkauf von Babykleidung und Rechnungsversand bis zur Verwaltung humanitärer Einsätze. Ich glaube, Rails ist an so ziemlich jeder Webanwendung beteiligt, die man sich vorstellen kann.

Aber um nur eines hervorzuheben: Mir gefällt 43things.com sehr gut. Es ist von einer Gruppe ehemaliger Amazon-Mitarbeiter, deren Mission lautet, die Welt zu verbessern, indem sie Leuten helfen, ihr Ziel im Leben zu erreichen. Das ist solch ein nobles Vorhaben, und die Tatsache, dass über 200.000 Leute versuchen, ihre Ziele mit 43things.com zu erreichen, ist fantastisch.

ZDNet: Eine Besonderheit an Rails ist, dass es lieber versucht, etwas Bestimmtes sehr gut zu machen, statt für jeden einigermaßen geeignet zu sein. Was ist die Idee hinter diesem Ansatz? Warum sieht man diese Idee nicht öfter?

Heinemeier Hansson: Keiner möchte zugeben, dass er nichts Besonderes ist, dass sein Problem die gleiche banale Sache ist, mit der auch jeder andere kämpft. Menschen glauben lieber, dass sie einzigartig wie eine Schneeflocke sind, mehr als ihnen gut tut. Es ist also eine große Verlockung zu glauben, dass Sie für Ihren kleinen Buchladen die gleichen Werkzeuge brauchen wie Amazon für die Verwaltung von Millionen von Büchern, aber das stimmt nicht. Die Werkzeuge, die die größten Probleme dieser Welt wunderbar lösen können, sind meist total daneben bei der Lösung dessen, was die meisten Menschen meistens brauchen.

Und das ist der Punkt, auf den wir mit Rails abzielen: Was die meisten Menschen meistens brauchen. Um dahin zu kommen, mussten wir erkennen, dass wir gar nicht so besonders sind. Und dass man die wirklich besonderen Bedürfnisse sowieso nicht abstrahieren, extrahieren oder verallgemeinern kann, also sollte man die besser aufsparen, bis das Problem wirklich auftritt.

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