Offshoring: Deutschland hinkt hinterher

IT-Dienstleister sieht Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit

Bei der Auslagerung von IT in weit entfernte Niedriglohnländer wie Indien (Offshoring) hinkt Deutschland sowohl den europäischen Nachbarn als auch den USA weit hinterher. Dadurch würden zwar kurzfristig hochbezahlte Arbeitsplätze in Deutschland gesichert. Mittel- bis langfristig gefährde die Vernachlässigung von Offshoring aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, warnt etwa Gerrit Hermes, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Hexaware Technologies.

„Der mit Offshoring verbundene Arbeitsplatzexport stellt im Vergleich zum Konkurs ganzer Wirtschaftszweige das kleinere Übel dar, falls die Unternehmen ihre IT-Kosten nicht auf das international übliche Niveau absenken“, gibt Hermes zu bedenken. Laut Hexaware lagern derzeit nur 15 Prozent der deutschen Wirtschaft – Kleinbetriebe ausgenommen – ihre IT an Billigstandorte aus, was Kostenvorteile von bis zu 40 Prozent einbringt. An der Spitze beim Offshoring steht demnach Großbritannien, wo 61 Prozent der Unternehmen mit Ausnahme von kleinen Firmen ihre IT-Aufgaben zumindest teilweise ins Ausland abgegeben haben.

In den USA liegt der Offshoring-Anteil inklusive der kleinen Betriebe bei 20 Prozent. Wichtigster Offshoring-Partner der US-Wirtschaft, die mit rund 80 Prozent Weltmarktanteil die globale Software- und Servicesbranche beherrscht, ist Indien. Aufgrund der IT-Auslagerung wackeln in den USA zwischen 12 und 14 Millionen Stellen, der dramatischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt steht laut Hermes aber eine prognostizierte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber, die nachhaltige Impulse für Millionen neuer Arbeitsplätze geben soll. „Wir müssen aufpassen, dass die USA und Indien nicht als die lachenden Gewinner und Europa und speziell Deutschland als der weinende Verlierer aus dem globalen Offshoring-Trend hervorgehen“, warnt Hermes.

In dieselbe Bresche schlägt auch Katharina Grimme, Direktorin der deutschen Niederlassung des IT-Beraters Ovum. „Prinzipiell hat Deutschland beim Offshoring noch Nachholbedarf.“ Die deutschen Unternehmen sollten die Auslagerung von Teilen der IT etwa nach Indien in Betracht ziehen, appelliert Grimme. Dabei ist der Kostenvorteil Indiens nur ein Aspekt. „Viel wichtiger ist in meinen Augen das Vorhandensein von entsprechenden Fachkräften“, so Grimme. Im Gegensatz zur Menge der IT-Spezialisten auf dem Subkontinent seien in Osteuropa die Reserven an entsprechendem Humankapital nicht so hoch.

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4 Kommentare zu Offshoring: Deutschland hinkt hinterher

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  • Am 5. April 2006 um 20:25 von Fritz

    Schwachsinn hoch drei
    Wenn ALLE Länder ihre IT-Arbeitsplätze auslagern, stehen am Ende ALLE wieder gleich da: es gibt keinen Wettbewerbsvorteil und deshalb auch keine neuen Arbeitsplätze, die aus einem angeblichen Wettbewerbsvorteil entstehen könnten.

  • Am 5. April 2006 um 9:13 von HarryBär

    Was soll diese getarnte Werbung
    Klasse, hier werben Hexaware und Ovum für die Vernichtung europäischer Arbeitsplätze. Mal abgesehen von der sachlichen Aussage, daß Offshoring in Deutschland geringer genutzt wird als in GB oder USA, wieso dürfen Mitarbeiter von Firmen die direkt am Offshoring Geld verdienen in redaktionellen Beiträgen Horrorszenarien von pleitegehenden Firmen aufzeichnen.
    Liebe zdnet.ler: hier ist redaktioneller Beitrag und Werbung zu sehr vermischt. Kann man damit heute schon Geld verdienen ?

  • Am 4. April 2006 um 16:50 von Outsourcerer

    Vergleich nur mit GB/USA
    Bei Deutschland kommt halt noch die Sprachbarriere hinzu. Deutsch können halt nicht viele Inder oder Chinesen.

    Wie wärs, wenn man Frankreich oder die Schweiz auch mal in solche Vergleiche mitaufnimmt.

  • Am 4. April 2006 um 14:33 von Paolo

    Offshoring: Deutschland hinkt hinterher und das ist gut so!
    Wie kann man so ein Schwachsinn verbreiten und es auch noch glauben?!

    Abgesehen von der Abhängigkeit in die man sich begibt beim Offshoring, bleibt die Unflexibilität und die dadurch verbunden Kostenexplosion…

    Die primär Kosten sind sicherlich bei weitem günstiger als in Europa, aber warum werden in solchen Kalkulationen nie die entstehenden sekundär Kosten betrachtet?
    Darüber hinaus gibt es ein Know How Abzug im Bereichen der IT als auch in den jeweiligen Fachbereichen… und eine Schaffung neuer Arbeitsplätze in anderen Bereichen?! Wie war das noch mal mit den Weihnachtsmann und Osterhasen….
    Wettbewerbsfähigkeit, wem gegenüber?
    Dem asiatischen Markt gegenüber, die uns überrollen werden wie eine Heuschreckenplage, die alles inhouse erledigen….wie blind muss man eigentlich noch sein?

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