Der CIO ist am Ende

ZDNet: Ich sehe damit Diskussionen vorprogrammiert: Mitarbeiter werden dadurch abhängig von der Leistungsbereitschaft ihrer Kollegen.

Jost: Wie bereits gesagt, eine Kette ist immer so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn einer unter 100 Mitarbeitern schwach ist, ist das Gesamtergebnis des Unternehmens schwach. Und genau darum geht es doch, genau diese Diskussion muss angeschoben werden. Oft funktioniert das „Gesamtkunstwerk“ Unternehmen eben nicht.

ZDNet: Sie fordern aber nicht nur das Benchmarking von Mitarbeitern sondern von ganzen Unternehmen. Und zwar anhand von Prozesskennzahlen und nicht alleine von Umsatz- und Gewinnkennzahlen, wie sie heute von Analysten zur Beurteilung eines Unternehmens herangezogen werden.

Jost: Ja, das ist der nächste Schritt. Eine Bilanz ist nichts anderes als eine Ansammlung aus althergebrachten Finanzkennzahlen. Jede Kennzahl in einer Bilanz ist jedoch das Resultat von konkreten Geschäftsprozessen. Und Compliance-Regeln (SOX) wurden eingeführt, weil man diesen Finanzkennzahlen alleine nicht mehr traute. Dabei wurde auch klar, dass Unternehmen eigentlich eher ihre Prozesse und die damit verbundenen Risiken ausweisen sollten. Der Gesetzgeber zumindest traut den Prozessen eher als den Bilanzkennzahlen. Das ist ein wegweisendes Zeichen. Bilanzkennzahlen sind Buchwerte, die den wahren Sachverhalt oft nicht realistisch widerspiegeln, Prozesskennzahlen aber sind harte Fakten.

ZDNet: Sie haben als kritische Punkte Zeit, Kundenzufriedenheit, Ressourcen und Kosten genannt. Wer könnte das Benchmarking dieser Eckwerte übernehmen?

Jost: Das soll auch weiterhin die Aufgabe der Analysten bleiben. Nur sollen die sich eben nicht mehr ausschließlich an den Bilanzkennzahlen sondern immer stärker auch an den Prozesskennzahlen orientieren.