ZDNet: Sie scheinen jenseits von Sun für eine wahre Flutwelle gesorgt zu haben mit Dtrace für PHP, Perl, Ruby und Free BSD. Was halten Sie von einigen dieser Implementierungen?
Cantrill: Die Implementierungen für PHP und Ruby sind eine tolle Sache. Es war nicht viel Arbeit, aber erweitert die Möglichkeiten für die Entwickler doch enorm. Dtrace für PHP wurde größtenteils während der Open Source Developer Conference in den USA von einem Entwickler namens Wes Furlong geschrieben, während ich einen Vortrag zum Thema Dtrace für Opensolaris hielt.
Nach dem Vortrag sagte er, er wäre beinahe fertig und bräuchte nur noch meine Hilfe, um einige lose Enden zu verknüpfen. Wir machten das Ganze im Hotelzimmer fertig und auf einmal hatte man die ganze Transparenz mithilfe von Dtrace auch in PHP zur Verfügung. Die Idee für eine Free BSD-Portierung kam auf derselben Konferenz auf. Allerdings ist dies um einiges schwieriger. Da wird man im Betriebssystem ein solides Fundament legen müssen, damit das funktioniert. Aber wir helfen der Community gerne dabei und das Ganze wird eine tolle Sache für Free BSD werden.
ZDNet: Sehen Sie Dtrace auch in anderen Unix-artigen Betriebssystemen?
Cantrill: Ja – schließlich ist es Open Source. Jeder kann es portieren, wenn er will, selbst wenn es sich nicht um ein Open-Source-Betriebssystem handelt. Es könnte auf AIX oder andere Betriebssysteme portiert werden. Wenn IBM das machen würden, fänden wir das Klasse.
ZDNet: Haben Sie sich jemals gewünscht, Sie hätten die Dtrace-Idee aufgegriffen, sie patentiert und Ihr eigenes Unternehmen gegründet?
Cantrill: Nein, der Wunsch ist nie aufgekommen. Der Grund dafür ist, dass ich gerne große, schwierige Probleme löse. Große Unternehmen lösen große, schwierige Probleme. Kleine Unternehmen lösen solche Probleme nicht, sie lösen kleine Probleme.
Wir waren zwar nur drei Leute im Team, aber das Projekt läuft jetzt schon ein paar Jahre, ehe es in Solaris übernommen wurde.
Es war nicht klar, dass es finanziell so lukrativ werden würde und meine einzige Exit-Strategie wäre gewesen, es an Sun zu verkaufen, und das wussten sie. Ich brauchte die Ressourcen eines mehrere Milliarden Dollar schweren Unternehmens um diese Art von Problemen zu lösen.
ZDNet: Als Dtrace zuerst auf den Markt kam, gab es da besonders interessante Vorkommnisse? Zum Beispiel Anbieter, die sich gegenseitig die Schuld gaben, wenn Probleme auftauchten, statt selber die Verantwortung für Bugs zu übernehmen?
Cantrill: Solche Geschichten gab es haufenweise. Interessanterweise gab es Softwarehersteller, die darum baten oder sogar verlangten, dass wir Dtrace für ihre Anwendung deaktivieren, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Das haben wir natürlich nicht gemacht und wir versuchen den unabhängigen Softwareanbietern zu helfen, Nutzen aus diesem Tool zu ziehen. Aber die Tatsache, dass es solche Anfragen gegeben hat, zeigt, dass nicht jeder damit klarkommt, wenn der Kunde mehr Informationen erhält. Aber damit müssen wir leben, denn die Kunden haben das Recht, zu wissen, was in der Infrastruktur vor sich geht, für die sie bezahlt haben.
Dabei sollte eigentlich jeder ein gutes Gefühl haben. Sun muss sich dabei wohl fühlen und unsere Partner auch. Einer der Gründe, warum ich so gern für Sun arbeite, ist, dass man dort an das Potenzial der Kunden glaubt. Wenn die Anwender herausfinden, dass etwas mit dem Code nicht in Ordnung ist, dann ist das eine gute Sache. Davon profitieren wir ebenso wie die Kunden.
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