Das Interview nach dem Rücktritt: Die Sun-Chefs auf dem heißen Stuhl

ZDNet:: Da dies nun das Ende einer Ära ist: Herr McNealy, was glauben Sie, war Ihre größte Einzelleistung in dieser Zeit?

McNealy: Ich würde sagen, dass die Öffnung der Schnittstellen und das Voranbringen des Community-Prozesses meine größte Leistung darstellen.

Sun war das Red Hat für Berkeley Unix. Wir haben TCP/IP genommen und damit LAN Manager und Token Ring und IPX von Novell geschlagen. Wir haben das NFS (Network File System) öffentlich zugänglich gemacht. Der gesamte Java-Community-Prozess selbst ist wahrscheinlich eine der größten Innovationen überhaupt, was die gemeinschaftliche Entwicklung von Anwendungen betrifft. CDDL (the Community Development and Distribution License), Openoffice.org, Opensolaris.org – all dies sind Bestandteile des gemeinsamen Entwicklungsprozesses.

Wir sind das Computerunternehmen, das dem Rest der Technologiewelt gezeigt hat, wie man gemeinsam entwickelt. Und wir fordern alle diejenigen heraus, die dies nicht tun. Wie Jonathan schon sagte, geht es dabei genauso um einen sozialen Wandel wie es um einen wirtschaftlichen und technischen Wandel geht. Das gesamte Internet und die Vernetzung hängen von der gemeinsamen Nutzung von Protokollen sowie von deren Interoperabilität ab.

Es mag vielleicht ein wenig übertrieben sein zu behaupten, dass wir die gemeinschaftliche Entwicklung und eine offene Schnittstelle erfunden hätten. Aber wenn man ins Jahr 1982 zurückblickt, wird man feststellen, dass der erste je von uns ausgelieferte Computer bereits mit TCP/IP ausgestattet war. Als wir Sun gründeten, wollte man uns an der Wall Street nicht finanzieren, weil wir technisch nicht an andere gebunden waren. Heute kann man eine Finanzierung erhalten, wenn andere an einen selbst gebunden sind. Das war eine große Veränderung.

ZDNet: Was Sie zu sagen haben, klingt gut. Jeder findet Ihre Vision überzeugend, aber sie hat sich nicht immer als profitabel erwiesen. Insbesondere nicht in den letzten paar Jahren. Was hat sich geändert, dass Ihre Ideen sich nun durchsetzen und Ihnen Geld einbringen können?

McNealy: Zunächst einmal ist es mit uns noch lange nicht vorbei. Wir haben 4,4 Milliarden Dollar Bargeldreserven. Wir planen langfristig. Seit 17 Jahren sind wir jetzt liquide. Lassen Sie sich nicht von den GAAP-Zahlen täuschen: Wir haben bei einem Verlust von sechs Cent im letzten Quartal ein operatives Einkommen von 190 Millionen Dollar erzielt – überlegen Sie einmal selbst. Was meinen Sie wie wir das jedes Quartal schaffen?

Wir sind in den schlimmsten Zeiten im Verborgenen erfolgreich, und in den besten Zeiten öffentlich extrem erfolgreich. Ich denke, dass die nächsten fünf Jahre sehr viel besser sein werden als die vergangenen fünf, aber dafür muss Jonathan jetzt sorgen.

Schwartz: Bedenken Sie unsere Ausgangsposition: Etwa 17 Milliarden Dollar in Marktkapital, ein 13-Milliarden-Dollar-Unternehmen (laufender Jahresertrag) mit einem der größten F&E-Budgets weltweit in einem Markt, der nicht schrumpfen wird solange Menschen den Planeten bevölkern. Es gibt auf der Welt keine Branche, die nach vorne schauen und dabei auf so viel unerschlossene Nachfrage blicken kann wie wir.

Wir werden dafür sorgen, dass wir möglichst viel von dieser Nachfrage decken können. Wir sind in zwölf Monaten von null auf fünf Millionen Solaris-Lizenzen gekommen – stellen Sie sich vor, wie die nächsten drei Jahre aussehen werden. Die Gewinnspannen sind gut, der Ertrag wächst. Wir müssen uns auf Wachstum einstellen. Nächstes Jahr werden wir verstärkt auf unsere Kosten achten und weitere laufende Einnahmequellen erschließen, die definitiv ein gesteigertes Interesse wecken werden.

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