ITK-Branche: Fachkräftemangel wird zum Problem

Die BITKOM-Umfrage zeigt, dass der Mangel an Fachkräften für die Hightech-Unternehmen wieder zunehmend zum Problem wird. Ein Drittel der Unternehmen gab bei der Befragung an, dass sie Probleme bei der Rekrutierung geeigneten Personals haben. „Den Universitäten fehlen heute die Studienanfänger in den technischen Disziplinen und der Wirtschaft fehlen künftig die Ingenieure und Informatiker“, sagte Raizner. Die „Hightech-Strategie Deutschland“ der Bundesregierung bewertet der BITKOM positiv, warnt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels aber vor Versäumnissen. „Der wichtigste Bestandteil zur Stärkung der Innovationskraft eines Landes kommt in der Hightech-Strategie zu kurz – die Bildung“, sagte Raizner.

Aus Sicht der ITK-Branche gibt es auf allen Ebenen des deutschen Bildungswesens Handlungsbedarf. „Ein echter Skandal ist die schlechte Ausstattung der Schulen mit neuen Medien“, sagte Raizner. Nach einer Sonderauswertung der PISA-Studie liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten: Rechnerisch müssen sich in deutschen Klassenzimmern 13 Schüler einen PC teilen. Im Durchschnitt der weltweit größten Industrienationen sind es sechs. In den USA teilen sich nur drei Schüler einen PC.

Auch bei der Ausbildung von Spitzenkräften drohe Deutschland international den Anschluss zu verlieren. „Uns wird in wenigen Jahren die kritische Masse heller Köpfe fehlen, um Basisinnovationen zu entwickeln und daraus marktfähige Produkte zu machen“, sagte Raizner. In Deutschland studierten weniger junge Menschen als in anderen Ländern. Die Akademikerquote liege bei vergleichsweise geringen 20 Prozent. Der BITKOM fordert deshalb eine Bildungsoffensive, bei der Bund und Länder zusammenarbeiten.

„Im Bildungswesen brauchen wir eine Kompetenzoffensive, eine Ausstattungsoffensive und eine Wettbewerbsoffensive“, forderte Raizner. Schüler müssten mehr Unterricht in technischen Fächern absolvieren und Lehrer im Einsatz neuer Medien geschult werden. Hochschulen sollten autonom Studiengebühren erheben und nach Studiengängen differenzieren können. Zudem ist eine Reform der Hochschulfinanzierung notwendig.

Flankiert werden muss die Erneuerung des Bildungssystems aus Sicht des BITKOM durch eine zeitgemäße Zuwanderungspolitik. Das neue Zuwanderungsgesetz habe das Problem der alten Greencard-Regelung nicht beseitigt: Ausländische Spitzenkräfte hätten in Deutschland kaum langfristige Perspektiven.

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4 Kommentare zu ITK-Branche: Fachkräftemangel wird zum Problem

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  • Am 3. Juli 2006 um 13:08 von franzi

    green card desaster
    Was war da denn noch einmal?

    Ja es fehlten fachleute. bis im Jahr 2000 die bombe platze. Börsencrash. Die viel zu hoch bewertete luft blase platzte. Auch damals wurde die Industrie gefragt was braucht ihr denn? damals sollten die Fachkräfte mit entlohnungen entsprechend ihres Heimatlandes hier arbeiten. Also die Arbeitgeber wollten nichts bezahlen.
    Dann wurden die Arbeitsämter angwiesen aus 40 jährigen Erziehern, Multimediadesignern zu formen. Doch diese Leute wurden händeringend für Praktikantenstellen gesucht. Aber Festeinstellung? Pustekuchen. Auch die Medienindustrie hat eine eine soziale Verantwortung.

  • Am 26. Juni 2006 um 9:19 von Vorherdenker

    Ach neee, wie überraschend ;-(
    So viel Dummheit und Aroganz von der Intelligenzbranche der "Intelligenten Welt". Zuerst schmeisst man alle raus, macht Outsourcing, holt Ungarn, Polen, Russen, Inder, Chinesen, etc. sprich macht allen klar, dass IT-Berufe keine Zukunft haben und ist dann ganz überrascht und erstaunt, dass es keinen Nachwuchs gibt. IT-Arbeitskräfte gibt es sicher noch genug, die sind aber "zu alt" (über 28) und viiiiiel zu teuer, wenn man doch Chinesen hat.

    • Am 26. Juni 2006 um 12:00 von Peter

      Nur Arroganz, keine Dummheit
      In unserer schönen neuen Welt darf man hemmungslos lügen wenn es nur der eigenen Profitgier dient. Und so versucht halt auch so eine Lobbyorganisation einen "Mangel" zu beschreien, in der Hoffnung das sich noch ein paar mehr Menschen bereitwillig zu IT-Kanonenfutter "ausbilden lassen". 4 Jahre Ausbildung, 5 Jahre im 1 Euro Job ausquetschen, danach wegwerfen; so wünscht sich das die Bitkom. Und verschachtelt ihr Konzept bemerkenswert raffiniert: Zunächst denkt man ja, die Forderungen nach Studiengebühren und nach einem höheren Student/Absolventenanteil an der Bevölkerung seien ein Widerspruch.

      Aber keineswegs: Zusätzlich gab es ja die Forderung nach Krediten für die Studenten zur Finanzierung der Studiengebühren. Hintergedanke dabei: Verläßt ein Absolvent nach möglichst kurzer Zeit (Studiengebühren nach Semester berechnet und nicht pauschal nach Studium) hochverschuldet die Hochschule, ist er noch mehr als heute gewillt, sich willfährig versklaven zu lassen und akzeptiert auch noch das lausigste Stellenangebot um fortan brav und folgsam zu buckeln.

      Um zu verhindern, daß aus dem Heer der chancenlosen ITler von den Konzernen unkontrolliert irgendwelche Innovationen auftauchen und womöglich die Marktpositionen der Etablierten gefährdet, gibt es ja das parallel (auch von der BITKOM) verfolgte Konzept der Softwarepatente…

  • Am 25. Juni 2006 um 20:01 von Michael Hohn-Bergerhoff

    Warum reagiert dann keiner?
    Angeblich fehlen der Branche Fachleute, in Wirklichkeit fehlen aber Billigkräfte, die möglichst ohne Erfahrung im finanziellen Bereich ausgeblutet werden sollen.

    Würden wirklich Fachkräfte gesucht, könnte man Studienabbrecher kontaktieren und mit geringster Nachförderung fähige loyale Mitarbeiter gewinnen.

    Aber ohne mit Bestnote abgeschlossenem Studium und dabei schon 10 Jahren Berufserfahrung in Führungsposition, hat man in diesem Markt nichts verloren. Solange dann der Bewerber auch noch seine Gehaltsvorstellung äußern muß ohne den Job wirklich zu kennen (Reisetätigkeit, Überstunden, Dienstwagen?) kann er sich entweder nur über den Preis unterscheiden (der billigste) oder zu teuer sein.

    Wie so oft machen sich die Oberen keinen Kopf welche Gründe vorhanden sind bestimmte Tätigkeiten nicht anzunehmen, oder auch direkt Auslandsjobs anzunehmen.

    Wir leben nicht mehr in einer Welt, wo ein Job ein Leben lang hält und man spätestens bei der dritten Bewerbung ein Vorstellungsgespräch kriegt. Und sich deshalb wenn man eins bekommt auch mal 6-12 Monate Unsicherheit leisten kann.

    Wieso soll ein halbwegs vernünftiger Mensch für eine Probezeit (ohne reale Chance auf Übernahme und sicheren Job) die Unterstützung seines Beziehungsnetzwerkes in der schwierigsten Zeit aufgeben und sich in der schweren Phase des "Neuanfangs" vielfach belasten?

    Für Diskussionen gerne zu haben

    Computer-Fritze
    Michael Hohn-Bergerhoff, Bochum

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