Handy-TV in der Praxis: Was taugen die Flimmerkisten?

Stellt sich die Frage, ob eines der beiden Geräte, die für mobiles Fernsehen derzeit erhältlich sind, besser geeignet ist als das andere. Auf den ersten Blick scheint es viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden TV-Handys zu geben: Beide Geräte sind etwas klobig, bei beiden wird der Bildschirm zum Fernsehen quer gestellt und beide empfangen annehmbare Fernsehbilder, sobald man auf den TV-Knopf drückt.

Doch bei genauerem Hinsehen gibt es markante Unterschiede: Für besseren Bildempfang zum Beispiel hat das V9000 von LG eine ausziehbare, etwa 10 Zentimeter lange Antenne an Bord, das Samsung SGH-P900 kommt ohne aus. Die Bildqualität ist bei beiden Geräten annähernd gleich. So kann man weder bei dem LG-Gerät noch bei dem Samsung-Modell die Börsenkurse des Nachrichtensenders N24 ohne Lupe lesen. Allerdings zeigt das V9000 blassere, eher blaustichige Farben, während das P900 warme Farben mit mehr Rotanteil abbildet. Doch während die Farbdarstellung beim Samsung-Handy nicht verändert werden kann, darf sich der LG-Nutzer durchaus mit Kontrast, Helligkeit oder Sättigung spielen.

Höchst erstaunlich ist jedoch die unterschiedliche Darstellungsgeschwindigkeit der TV-Bilder: Hier liegt das LG eindeutig vorn, manchmal kommen Bilder auf das Samsung-Handy erst 2 bis 3 Sekunden später. Sieht man die beiden Geräte jedoch nicht im direkten Vergleich nebeneinander, fallen diese Unterschiede nicht auf. Auch der Ton hört sich bei beiden Koreanern gleich gut an.

Bei Live-Übertragungen via DMB hinken die Bilder bis zu acht Sekunden hinter Analog-TV hinterher, bei der Ausstrahlung via DVB-H sollen es gar 10 Sekunden sein.

Um überhaupt digitales Radio oder TV empfangen zu können, muss der Nutzer erst mal den automatischen Sendersuchlauf aktivieren. Damit stellen sich die Sendefrequenzen auf dem Handy von selbst ein. Automatisches Roaming zwischen den verschiedenen Sendegebieten ist derzeit noch nicht möglich, es soll jedoch kommen. Wenn der Nutzer also von München nach Stuttgart gefahren ist, muss er in der anderen Stadt kurz die Sender aktualisieren, bevor er weiter gucken kann. Überhaupt ist das Handy-TV derzeit nur ein treuer Begleiter innerhalb einer Stadt – Langstreckenfahrten im ICE kann man sich noch nicht versüßen, da es zwischen den großen Stationen, in denen bereits Handy-TV läuft, keine Ausstrahlung gibt. So bleibt beispielsweise zehn ICE-Minuten außerhalb von Stuttgart der Bildschirm schwarz.

Insgesamt sind beide Geräte mit 155 Gramm für das LG-Handy und 124 Gramm für das Samsung recht protzig. Außerdem verfügt das V9000 über einen in Europa aus der Mode gekommenen Antennenstummel für die Telefonfunktionen. Designtechnisch gesehen wirkt das Samsung SGH-P900 also dank des leichteren Gewichts und der fehlenden Antenne eine ganze Spur hübscher, dafür kann das V9000 wiederum mit UMTS-Funktion auftrumpfen, Samsung hat darauf komplett verzichtet.

Das Samsung SGH-P900 kostet 199 Euro mit Vertrag, der Preis für das LG V9000 steht noch nicht fest. Doch es ist anzunehmen, dass der Preis in einem ähnlichen Rahmen oder etwas darunter liegen wird. Alles in allem sind beides Geräte, die ihren Zweck als erste TV-Handys in Deutschland erfüllen.

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