SAP und On-Demand: „Der Umstieg ist schwieriger.“

ZDNet: Was ist mit den Kunden? Wie weit sind sie mit dem Umstieg auf eine Service-Architektur?

Kagermann: Nun, für die Kunden gibt es viel zu tun. Ich glaube, dass bei den Kunden schon das ein oder andere eingeführt wurde. Aber die erste große Welle wird wohl dieses Jahr kommen.

SAP war mehr oder weniger das erste Unternehmen, das diese Anwendungen auf den Markt gebracht hat. Das erste Mal letztes Jahr mit ERP 2004, allerdings noch ohne Services. Bei ERP 2005 haben wir nun über 500 Services, so dass man wirklich davon sprechen kann, dass es sich um ERP im Rahmen einer Service-Architektur handelt. Mit der Zeit kann man sich vorstellen, dass wir 1000 oder 1500 Services haben werden. Aber schon mit 500 kann man eine Menge machen.

Ich denke, dass den Kunden jetzt klar wird, dass es bei diesem Schritt einen Sinn ergibt, jetzt von Client-Server umzusteigen, weil sie nun, mit diesen Services, bereits 70 Prozent von dem haben, was sie brauchen, und der Rest in kleineren Portionen kommt. Es lohnt sich also.

ZDNet: Gibt es bestimmte Unternehmen, bei denen es wahrscheinlicher ist, dass sie früher auf eine Service-Architektur umsteigen? Zum Beispiel Telekommunikationsunternehmen oder Finanzdienstleister?

Kagermann: Ja, es ist populärer in Unternehmen, die nicht hauptsächlich mit Standardsoftware arbeiten, wie zum Beispiel Finanzdienstleister. Aber wir machen noch etwas anderes. Wir bringen nicht nur eine serviceorientierte Architektur auf den Markt, die den Unternehmen hilft, ihre existierenden Anwendungssysteme zu verbinden, wie es IBM manchmal angeht. In unserem Fall werden auch die Anwendungen neu geschrieben, was ein bedeutender Schritt ist.

ZDNet: Für SAP ist eine Service-Architektur also mehr als nur eine Integrationsstrategie?

Kagermann: Ja, es ist eine Umstellung der Software-Architektur. Software, die so gestaltet ist, sieht intern anders aus. Flexibilität ist ein Teil des Entwurfs.

ZDNet: Da muss man den Entwicklern auf Kundenseite doch eine steile Lernkurve auferlegen?

Kagermann: Ja, das ist wahr. Für diejenigen, die die Software einsetzen, also die Geschäftsleute, ist der Lernaufwand nicht sehr groß, da geht es mehr darum, zu lernen, was sie mit dieser neuen Architektur tun können. Es gibt mehr Möglichkeiten und man muss lernen, wie man diese nutzt. Aber für die Entwickler bei den Kunden ist es ein großer Schritt. Es handelt sich um eine andere Mentalität und eine andere Form des Entwickelns von Software. Wir werden sehen.

ZDNet: Betrachten Sie, angesichts schrumpfender IT-Belegschaften, diejenigen, die diese Art von Entwicklungsarbeit innerhalb von Unternehmen leisten, als die erfahreneren Programmierer? Wird diese Form des Entwickelns aufgrund der neuen Technologie und des neuen Ansatzes eine andere Art von Programmierern erfordern?

Kagermann: Es kommen neue Leute hinzu, aber die Unternehmen versuchen die Zahl hauseigener Entwickler zu verringern. Ich glaube aber, dass die großen Unternehmen immer auch hauseigene Entwickler haben werden. Es wird immer einen Anteil an Software geben, den sie im eigenen Haus entwickeln. Man kann sich nicht zu 100 Prozent davon lösen. Ansonsten wäre das Standardpaket zu groß und zu kompliziert, um die Bedürfnisse jedes Unternehmens zu erfüllen.

ZDNet: Wo macht SAP in Sachen On-Demand weiter? Sie haben einen Hybrid-Ansatz mit einem CRM-Produkt angekündigt, das genauso On-Demand wie On-Premise (lokal) betrieben werden kann. Gibt es noch andere Produktbereiche, die Sie in Betracht ziehen?

Kagermann: Der Hybrid-Ansatz ist der entscheidende Ansatz. Es wird noch mehr Anwendungen geben, je weiter wir uns auf dieses fortschrittlichere Modell zu bewegen. Dieses Modell ist preisgünstiger, was das Hosting angeht. Wir glauben, dass dies der richtige Ansatz ist. Es ist ein wenig teurer, aber mit Blade-Servern und all diesen Dingen würde ich sagen, dass der Unterschied [zu gehosteten Anwendungen anderer Unternehmen] mehr darin liegt, dass die Sicherheit recht hoch ist.

Die anderen On-Demand-Modelle mögen für Unternehmen mit 10 oder 20 Beschäftigen besser geeignet sein. Da unsere Kunden aber aus dem Bereich mittelgroßer und größerer Unternehmen kommen, ist dieser Ansatz für uns der richtige. Wir wenden uns bislang nicht an kleinere Unternehmen.

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