ZDNet: Wie stehen Sie zur Neutralität des Internets? Schließlich hat T-Mobile vor kurzem gesagt, dass man von jetzt an Voice over IP auf den eigenen Leitungen und Instant Messaging unterbinden werde.
Zander: Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen und ich versuche in Sachen Neutralität des Internets neutral zu bleiben. Aber wenn Ed Zander ein Auto mit einem leistungsfähigeren Motor fahren oder ein sagenhaftes Internet-Erlebnis haben möchte, vielleicht zahlt er dann mehr als jemand, der nur ein Netzwerk für normale Daten und Sprachübertragung will.
Ich weiß nicht, wie die richtige Antwort aussieht, ich kann beide Seiten verstehen und bin sehr dafür, alles offen zu halten. Andererseits haben die Jungs von Verizon Milliarden von Dollar in den Ausbau der Datenautobahnen investiert. Die Wireless-Firmen sagen, „Wir bringen Geld auf, um die Grundlagen zu schaffen und die Fahrbahnoberfläche zu legen. Ich will nur angemessen dafür bezahlt werden.“
ZDNet: Treibt das nicht unter Umständen die Preise in die Höhe?
Zander: Nein, denn wenn wir mehr Menschen dazu bekommen, Videofunktionen zu nutzen, könnte das die Kosten senken. Es mag zuerst für eine Weile leichte Preissteigerungen geben, aber dann gehen die Preise nach unten, wie beim Internet und bei PCs.
ZDNet: Was die Bandbreiten betrifft, sind Sie ein großer Unterstützer von Wimax. Man möchte ja annehmen, dass die Leitungsanbieter keine großen Freunde des Wimax-Konzepts sind. Sie haben viel Geld in ihre Leitungsnetze investiert, sie haben 3G-Technologie.
Zander: Das ist eine schwierige Frage. Ich wende mich nicht gegen die technische Entwicklung. Niemals. Wimax kommt, ob man es einem nun gefällt oder nicht.
Es gibt Länder auf der Welt, die bereits Vorbereitungen zum landesweiten Einsatz von Wimax getroffen haben – ich glaube, Pakistan gehört dazu – und einige andere in Osteuropa, die sagen: „Ich kann 3G nicht mitmachen. Ich will Wimax einsetzen.“ Es gibt Leute in den Vereinigten Staaten, die ländliche Gegenden versorgen wollen.
Ich glaube Wimax wird sich integrieren, koexistieren und in einigen Fällen wird es auch eine Herausforderung sein. Wir arbeiten sehr eng mit den Mobilfunk-Anbietern zusammen, aber wir versuchen, sie auch auf diese Technologie aufmerksam zu machen.
Ich kann Ihnen 45 Beispiele für Unruhe stiftende Technologien geben, die es vor 30 Jahren gab. Für Linux sah es nicht gut aus, für PCs sah es nicht gut aus. Ich habe das alles miterlebt und im Laufe meines Lebens auch Rückschläge erlitten. Als ich im Minicomputer-Geschäft war und dann PCs, Workstations und Ethernet aufkamen, sagten die Leute: „Nein, das wird sich niemals durchsetzen.“ Inzwischen gibt es einige große Unternehmen wie Digital Equipment und Data General nicht mehr. Und nun kommen also Dinge wie Wimax und Wi-Fi und man sollte sich besser darauf einstellen.
ZDNet: Wem geht es demnächst so wie Digital Equipment seinerzeit?
Zander: (lacht) Oh ja, sicher [werde ich Ihnen das sagen].
ZDNet: Was meinen Sie zur NSA (der National Security Administration, deren inländisches Abhörprogramm einen politischen Feuersturm entfacht hat)? Sie sind ja in diesem Geschäft und dies ist derzeit ein wirklich sensibles Thema.
Zander: Ich glaube, dass Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre wichtig sind. Aber ich denke dann an das Begleichen kleinerer Beträge mit diesem Ding (hält ein Mobiltelefon hoch). Jedes Mal, wenn ich einem Telefonverkäufer meine Kreditkartennummer gebe, um meiner Frau etwas zu kaufen, frage ich mich, was mit dieser Kreditkartennummer geschieht.
Ich erinnere mich, dass wir bei Sun sagten: „Ihr Briefkasten ist das unsicherste, was Sie besitzen. Er steht irgendwo an der Straße und wenn sich jemand Ihre Rechnungen anschaut, erfahren Sie nichts davon.“
Wenn ich sehe, was hier in den letzten Jahren geschehen ist und mich auch in der Welt umschaue, sind wir noch immer in Gefahr. Das geht bis zu den Fingerabdrücken am Flughafen. Ich spreche im Moment nur für mich: Ich lasse mir morgen meine Fingerabdrücke abnehmen, wenn ich nicht durch die Sicherheitskontrollen muss. Mir ist klar, dass es verschiedene Auffassungen von Freiheit gibt, und ich bin überzeugt, dass wir Amerikaner eine großartige Demokratie haben, die auf der Tatsache aufbaut, dass bei uns die Privatsphäre geschützt ist und dass wir hier die Rechte schützen. Es muss da irgendwo ein Gleichgewicht geben.
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