Novell bemüht sich zudem, auch in Microsofts Domäne – den PC-Markt – vorzudringen, kann jedoch noch nicht viele Erfolge vorweisen. Die aggressive Rhetorik von früher ist nun einem pragmatischeren Ton gewichen. Nichtsdestotrotz möchte Novell seine SLED 10 Desktop-Software weiterhin an Kunden aus den Bereichen Unternehmen, Bildung und Regierung verkaufen. „SLED kann für allgemeine Bürotätigkeiten eingesetzt werden“, sagte Steinman, etwa für das Versenden von E-Mails, das Navigieren im Internet und das Verfassen von Notizen. „SLED ist jedoch nicht für den Privatnutzer gedacht.“
Für Desktop-Kunden kostet SLED 10 50 Dollar pro Jahr – inklusive Openoffice.org-Suite und Betriebssystem. Novell bevorzugt wie Red Hat Gnome als Software für seine Benutzeroberfläche, obwohl auch eine KDE-Alternative erhältlich ist.
Steinman macht sich keine Illusionen bezüglich einer Produktivitätssteigerung durch die Xgl-Software – die nun offiziell „Desktop Effects“ genannt wird. Er ist aber überzeugt, dass sie besser ist als die AIGLX-Technik. Diese wird von Red Hat für die Optik seines Produkts eingesetzt. „Es ist ein Blickfang, und die Leute werden sich denken: ‚Wenn sie so etwas auf dem Desktop machen können, können sie auf dem Server sicher etwas Vergleichbares erreichen.‘ Es ist eine visuelle Demonstration der Innovationskraft von Novell“, sagte Steinman. Außerdem beeinträchtige Xgl die Rechnerleistung nicht, ergänzte er.
Zu den Desktop Effects zählen unter anderem „Wobbly Windows“ – die Fenster wackeln nun, wenn sie per Drag&Drop verschoben werden; eine einfache Zoomfunktion, mit der sehbehinderte Nutzer Bildschirmausschnitte vergrößern können; eine dreidimensionale Arbeitsumgebung, in der verschiedene Teile der Benutzeroberfläche auf einen Würfel projiziert werden, der gedreht werden kann; transparente Fenster und eine Funktion zum Umschalten zwischen Programmen, mit der man sich anhand von Miniaturbildern leichter zurechtfinden soll.
Trotz einer Vorliebe für die Befehlszeile haben viele Linux-Fans durchaus einen Sinn für eine originelle Benutzeroberfläche. Allgemein seien derartige Effekte im Unternehmensbereich, den Novell mit SLES 10 erreichen möchte, allerdings fehl am Platz, schätzt Dwight Davis, Analytiker bei Ovum Summit. „Extravagante Benutzeroberflächen beeinflussen und beeindrucken vielleicht Privatanwender, nicht aber Unternehmenskunden, und Privatanwender kaufen sich in der Regel keinen Linux-Desktop“, sagte Davis.
Bei Novell hat man auch daran gearbeitet, die Produktivitäts-Software Openoffice mit bisher fehlenden Funktionen auszustatten, etwa einer Unterstützung für in Visual Basic geschriebene Makro-Programme und für Pivot-Tabellen aus Microsoft Excel (eine raffiniere Funktion zur Datenauswahl und -präsentation). Diese Funktionen seien nur in der Novell-Ausgabe von Openoffice zu haben, so das Unternehmen. Davis äußerte sich auch hier skeptisch. „Die Untätigkeit des Marktes, der mit der Office-Suite von Microsoft, wenn auch nicht mit der Preisgestaltung, bisher recht zufrieden war, ist recht bezeichnend“.
Steinman bleibt hinsichtlich der neuen Produktversionen SLED und SLES 10 jedoch optimistisch: „Wir haben die Preispolitik vereinfacht, unser Angebot bereinigt, das Marketing konzentriert und der Verkauf wartet nur darauf, hier endlich loslegen zu können.“
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